Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 18.10.2007, 19:41
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 07.12.2004
Ort: Schönste Stadt am Rhein
Beiträge: 1.732
Standard AW: doppelter Schicksalsschlag

Ich bin seit Mai 2000 an Brustkrebs erkrankt. Meine Mutter bekam von einer Sekunde zur anderen im Januar 2001 (noch während meiner Behandlung mit Chemos und Bestrahlungen) einen Schlaganfall. Sie hat 3 Tage hilflos in ihrem Badezimmer gelegen.Anschl. wurde sie wurde ein Pflegefall. Da ich durch die Chemos eine PNP behalten habe, bin ich schwerbehindert und wurde Rentnerin. Da meine Mutter ca. 100 km in einem Pflegeheim untergebracht war, sind wir fast jedes Wochenende dorthin gefahren. Im März 2002 starb unser einziges (erwachsenes) Kind und im Oktober starb dann meine Mutter. Ich habe praktisch innerhalb von 7 Monaten Kind und Mutter verloren. Menschen, die ich neben meinem Mann, am meisten geliebt habe. Dazu noch die Krankheit mit allem Drum und Dran.

Wie man das aushält? Ich weiß es nicht! Man lebt, man leidet und man versucht einen "normalen" Alltag zu führen. Ich bin durch meine Krankheit seit 2000 bis jetzt immer noch bei einem Psycho-Doc in Mitbehandlung. Den brauche ich auch, denn mittlerweile habe ich auch noch mit Metas zu kämpfen.

Manchmal geht es mir gut, dann wieder schlecht. Eben ein Auf und Ab wie alle Menschen im ihrem Leben haben. Ich habe mein Leben mit allen Schicksalsschlägen so angenommen, wie es ist. Ich habe meine Lieben los gelassen, denke aber immer an sie. Sie sind in meinem Herzen und immer bei mir. Ich beschäftig mich viel mit dem Thema Tod und was danach ist. Ich glaube an eine geistige Welt, unserer eigentlichen Heimat, wo wir her kommen und wieder hingehen. Jeder hat für mich seinen Lebensplan und der Zeitpunkt des Todes steht genauso fest, wie der Zeitpunkt der Geburt. Da ich an einen Gott, meinen Gott glaube, kann ich wahrscheinlich anders damit umgehen.

Meine Lieben sind nicht fort, sonder nur vor gegangen. Sie sind aber trotzdem immer bei mir, ich kann sie fühlen, riechen, spüren. Ich muss einen Menschen nicht sehen, um ihn wahrzunehmen.


Es gibt hier im KK das Angehörigenforum, wo dir sicher von Menschen, die in der gleichen Situation sind wie du, helfen. Oder such dir in deiner Nähe eine Trauergruppe (findes du übers Internet oder über die Kirche). Oder aber such dir einen guten Psycho-Doc. Ich glaube, ohne die Hilfe meines Arztes hätte ich das Alles nicht durchgestanden. Selbst mein Mann kann mir dabei nicht helfen, denn er ist ja selbst Betroffnener.

Vielleicht konnte ich dir einen guten Rat geben, aber helfen kannst du dir im Grunde nur alleine. So hart das auch klingen mag. Denn nur du kannst dein Leben annehmen, so wie es ist.

Ich schicke dir mal mein Lieblingsgedicht.
Die anderen User hier im Forum werden wahrscheinlich den Kopf darüber schütteln, denn ich setze das oft hier rein, wenn jemand verzweifelt ist. Die meisten Leser können es vielleicht schon auswendig.
Aber mir hat es immer wieder Kraft und Mut gegeben, wenn ich nicht mehr weiter wusste.

Ich sende dir Kraft und Energie und wünsche dir, dass du mit deinem Leid lernst, dass man auch mit schweren Velusten weiter leben kann.

Viele liebe Grüsse
Heidi


Sternstunden

In jeden Leben gibt es Sternstunden.
Seltene Momente strahlender Freude,
strahlenden Glücks, strahlender Zuversicht.
Sternstunden werden uns geschenkt.
Sie lassen uns strahlen,
sichtbar nach außen, unsichtbar nach innen.

Wir können sie sammeln.
Die Strahlen solcher Stunden.
In unseren Herzen.
Für die dunklen Stunden unseres Lebens.
Für Stunden ohne Mut,
ohne Hoffnung, ohne Glück.
Für Stunden der Trauer und der Einsamkeit.
Die Strahlen in unseren Herzen
lassen uns wieder hoffen.
Sie lassen uns hoffen
Auf neue Stunden des Glücks,
auf Sternstunden des Lebens.

(Heidi Rose, aus dem Buch „Es ist für uns eine Zeit angekommen“)
Mit Zitat antworten