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Alt 14.08.2008, 00:50
lonesomemanu lonesomemanu ist offline
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Registriert seit: 12.08.2008
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Standard AW: Versagen die Ärzte?

Hallo,

an der Uhrzeit sieht man, wie es mir gerade geht. Ich finde nicht die Ruhe zum Schlafen.

Mami ging`s heute besser, aber morgen - bzw. heute Vormittag - erwartet mich das Gespräch mit dem behandelnden Arzt und schön langsam verliere ich doch die Nerven. Ich habe mir Fragen aufgeschrieben, zur genauen Diagnose, Chemotherapie. Von was anderem hat die Ärztin bei der vorabinfo nichts mehr gesagt. Nur, dass es Lungenkrebs ist, fortgeschritten. Da ich morgen wohl die Bestätigung für die Streuung in Hirn, Niere und ? erhalte, denke ich, das ist so ein Mistding, so ein kleinzelliges verfluchtes Ding, das aggressiv voranschreitet. Was erklärt, warum´s ihr immer schlechter ging.
Nein, ich versuche mich mit Vorwürfen zu quälen, aber als ich jetzt irgendwo was von Lebenserwartung las, war`s der Hammer für mich. Der absolute Hammer.

Es tut mir Leid. Ich weiß, dass manche von euch selbst Opfer sind, nicht "nur" Angehörige, aber ich kann nicht sagen, ist`s für den einen leichter oder nicht. Es ist einfach schlimm. Ich habe aber jetzt öfter gehört, je "leichter" man es akzeptiert, desto besser ist es für den Verlauf? Stimmt das?
Ich glaube, dass der beinahe Lungeninfarkt gestern nämlich teils wirklich eine absolute Gegenreaktion meiner Mutter war. Körperlich wie psychisch.

Heute war eine Bekannte bei ihr, es ginge ihr gut und sie war mit dem Rollstuhl auch im Wintergarten, aber - sie verdränge. Die Bekannte meinte, sie hätte nicht gefragt, wolle es auch gar nicht wissen. Jetzt hilft kein "darüber reden", ich glaub, jetzt tritt das in unser Leben, wofür ich mich gefürchtet habe: Akzeptanz und ich kann nur hoffen, dass Mami dennoch anhand ihrer Zimmerpatienten sieht, dass es nicht gleich die Endstation sein muss.

ich würd sie so gern daheim haben. Da hat sie wenigstens ihre vier Wände um sich, Ruhe, und ich kann diese psychoonkologische Beraterin einladen. Ich glaube, das wäre jetzt auch so wichtig für sie, mit jemanden zu reden. Die Ärzte, deren Zeit ist begrenzt. Da wird man ein Fall. Ich mach ihnen keinen Vorwurf. Sie schleppen sicher ohnehin Tag für Tag genug mit heim, aber das Gesundheitswesen selbst ist "krank". Was hilft die Technik, wenn div. Medikamente ewig lang getestet werden, wenn man 2008 dennoch nicht soweit ist, Symptome stärker zu hinterfragen?

Ihr seht, ich quäl mich wieder - dreh mich im Kreis.

Dabei dachte sie vor zwei Tagen noch nach, ob sie eigentlich noch raucht. Seit dem spitalsaufenthalt, am Freitag werden es nun vier Wochen, hat sie nie wieder geraucht. Eigentlich ist es wohl egal, ob sie weiterraucht oder nicht. Nicht ganz, ich weiß, aber - auch wenn ich wütend bin auf sie´, weil sie rauchte, so viel, so lang, weiß ich, dass sie nicht aufhören konnte, es nich wirklich wollte. Und es macht die Situation nicht anders, nicht leichter.

Ich glaube, es ist weit fortgeschritten, sonst würden sie ja nicht gleich die OP-Option ausschlagen, oder? Reden ja von chemo. Von den Bestrahlungen wegen der drei Herde im Gehirn hörte ich nach der letzten woche auch nix mehr, aber okay, ich werde es wohl erfahren.

Danke, dass ihr mich so lieb aufgenommen habt hier. Und danke für die Infos, die ich teils voller Hoffnung lese und dann denk ich, ich will ja nur, dass Mami wenigstens noch eine schönere Zeit erleben kann als bisher.

Vielleicht sollte man das anders sehen? bei einem Unfall bleibt dir die Zeit zum Abschied, zum bewussten zusammen was erleben nicht, aber es erdrückt doch sehr.

Traurigen Gruß
lonesomemanu
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