Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 14.08.2008, 22:18
lonesomemanu lonesomemanu ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 12.08.2008
Beiträge: 4
Standard AW: Versagen die Ärzte?

Hallo,

lieben Dank an alle für die motivierenden Rückmeldungen.
Es war - ein schlimmer Tag. Ich wartete über zwei Stunden auf den Arzt, der mich dann vergessen hat. Ich bin dort leicht ausgerastet und verlangte einen anderen Arzt, der mir nun endlich mehr sagen kann. Wurde dennoch auf den behandelnen Arzt verwiesen, der morgen wieder da wäre. Und ich solle doch jetzt mal zu meiner Mutter gehen, die bräuchte mich! Als wüsste ich das nicht, als hätte ich da just for fun gewartet, mit Unterlagen, mit einem Zettel voller Fragen.

Meine Mutter steht unter Schock. Jedenfalls sagte sie nur am Anfang, jetzt wär es halt wirklich Lungenkrebs. Mehr nicht. Ich weiß nicht, ob sie mehr sagen wollte. Ich wusste nicht, was ich sagen, fragen darf, soll - weil ich dachte, wenn sie darüber reden will, dann ist es besser, zu warten, bis sie es rauslässt. Aber sie hatte irgendwie vor sich hingestarrt. So einen Tag hatten wir in den letzten vier Wochen noch nie, aber jetzt, wo es so niederschmetternd feststeht...

Ich habe ein sehr enges verhältnis zu ihr, sie ist meine Vertraute in allen Bereichen, also wir können miteinander über alles reden, aber heute wusste ich nicht, was sagen. Was nicht. Auch, weil ich wahrscheinlich selbst Angst habe, dass ihre Wut ausbricht, ihre Verzweiflung und ich kämpfe mich da hoch, dass ich für sie da bin. Da ich es ja seit Dienstag weiß, konnte ich mich schon ein wenig damit auseinandersetzen, aber okay, ich hatte was zu tun. Informieren im Internet, wegen der späteren Pflege, wegen der Therapie gucken, den laufenden Alltag mit Familie und ihrem Haushalt weiterschaukeln, aber ich merke - dass es jetzt, nur mit dem, dass es ausgesprochen ist, sie davon weiß, etwas ganz Schlimmes geworden ist.

Ich ziehe um mich Grenzen - habe ich das Gefühl, ein wenig Luft, auch wenn ich für sie da sein will. Sie war dann müde und ich fuhr heim, erdrückt von den Gedanken, wie lange noch. Ihr Herz machte heute auch Probleme, wohl wegen der Aufregung. Es tut so weh. Da kann man nicht viel tun und dann regt mich diese Ärztin auf. Sie meint es gut, aber - was will sie? Einerseits erzählt sie heute wieder nicht mehr als die Wiederholung vom Dienstag - Lungenkrebs, fortgeschritten, sehr fortgeschritten.
Metastasen im Gehirn und der rechten Nebenniere.
Bestrahlungen für den Kopf ab nächster Woche, um die jetzigen Ausfälle zu bessern.
Chemotherapie vorerst nicht, sie wär zu schwach.

Sehr, sehr fortgeschritten - heißt das, ich krieg sie nicht mal mehr aus dem Krankenhaus? Irgendwo kam ich mir heute ganz schlimm allein gelassen vor, und so gab ich das auch an Mami weiter.

Und wie sie wieder abgemagert ist, die Arme so dünn - ich blieb gestern Nacht ja bei ihr in der Wohnung, fand dort die halbe Nacht keinen Schlaf und wenn du morgens aufwachst, ist der erste Gedanke: Mami hat Lungenkrebs, und irgendwann ist sie nicht mehr da.

Ich werde morgen mit dem Arzt reden und dann mal eine psychologische Betreuung der Krebshilfe in Anspruch nehmen, und spätestens wenn Mami raus ist, mit den Leuten einen Hausberatungsbesuch vereinbaren. Im KH gibt es auch eine Psychologin, mit der Mami sprechen könnte? Aber, ich weiß nicht, ob sie das will? Ob sie das jetzt will?

Und, es gibt nun doch Dinge, die ich für den Fall des Falles fragen muss, aber das hat sowas von "wenn du gehst...", das mir einfach graut.

Ich glaube bald, dass diese komische zeitangabe, die ich im Netz fand, gar nicht so falsch lag. Vor allem, wenn Mami aufgibt - aber vielleicht braucht sie einfach Zeit zu verdauen und dann wacht ihr Kampfgeist auf?

Danke an euch alle.

Lieben Gruß
Lonesomemanu
Mit Zitat antworten