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Alt 27.07.2007, 12:43
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Alles geschafft - und nun Depressionen?

Liebe Claudia
ich hab's geschafft, selbst während der Chemo zu arbeiten (mit gewissen Einschränkungen, z.B. so gut wie keine Reisen und nicht alle Tätigkeiten die ich vorher gemacht habe) und bin nachher recht schnell angefangen wieder zu arbeiten und es geht mir sehr gut dabei, bis auf kleinere körperliche Beschwerden, die mich dann natürlich schon etwas beunruhigen (hier und da piekst es mal an unterschiedlichen Stellen im Bauch, ich hatte keinen BK sondern EK).
Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Wiedereingliederungsprozess schmerzt. Ich glaube, für mich wäre das anstrengender als voll zu arbeiten. Hört sich komisch an. Einerseits wird der Körper geschont, und das ist gut. Andererseits ist es eben etwas Merkwürdiges. Man arbeitet unter "Schutz". Das ganze Procedere erinnert einen daran, dass man eben noch nicht arbeiten kann, sondern dass man ja irgendwie noch krank ist (Die Krankenkasse zahlt ja auch noch). Das stelle ich mir als echten Stress vor, den ich nicht hatte... Wenn du hier rumliest, wirst du vielleicht an anderen Stellen auf ähnliche Phänomene stoßen. Man bekommt den Schwerbehindertenausweis und fängt an zu heulen. Was ist passiert? Eigentlich nichts, außer dass man ein Stück Papier vor sich liegen hat. Eigentlich unerheblich. Aber es sagt: hey, es ist nicht mehr so wie früher, es ist was passiert. Diese doofe Krankheit. Und so stell ich mir das ein bisschen vor: Eigentlich will man durch die Wiedereingliederung wieder zurück ins "normalere Leben"... und wie fängt man es an? Durch eine Art zu arbeiten, die eben nicht so ist wie normal. Alles erinnert daran. Und dann hat man noch das Gefühl, alle beobachten einen. Das ist ja sehr lieb. Vielleicht. Viele wollen einen schützen. Aber gerade das ist eben nicht so wie sonst. Und das ist auch eine Belastung.

Die körperlichen Schmerzen sind ein guter Grund sich auszuruhen und nicht arbeiten zu gehen. Kannst du gut spazierengehen? Mir hat das immer viel geholfen. Jetzt bin ich jedes Wochenende in der Therme und mache etwas Wassergymnastik und jedes Mal sind meine "Nachwehen" (ich hoffe zumindest, dass es nur das ist, toi, toi, toi) besser. Es entspannt mich. Wie gut war dein Körper belastbar, bevor du mit Arbeit eingestiegen bist?

Wenn du deine Kollegen wirklich lieb findest, würde ich sagen... probiere es ruhig noch ein bisschen und mach dir klar, dass du Zeit hast, dich an alles zu gewöhnen. Und wenn man längere Zeit draussen war, muss man manche Dinge auch erst wieder lernen. Das ging mir selbst nach 6 Wochen Ausstieg wegen OP so, ging aber entsprechend schneller. Bevor du sagst, dass es nicht geht, würde ich mir einfach ein paar Tage Auszeit gönnen und über die ersten Erfahrungen nachdenken. Vielleicht hast du dann wieder Kraft es nochmal zu probieren. Ich würde nicht zu schnell hinwerfen, weil mir Arbeit auch guttut. Aber auch das ist eine Frage: Wie wichtig ist dir die Arbeit in deinem Leben...

Ein doofer Punkt an Krebs ist, dass er so viele Grundsatzfragen stellt und das zu einer Zeit, wo man eigentlich keine Kraft hat, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen. Viele Menschen tun das ihr Leben lang nicht (sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen). Nur Krebskranke kommen oft nicht drumrum. Und das ist psychisch anstrengend. Ist zumindest meine Überlegung dazu...

viele liebe Grüße
Mona
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