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Alt 23.07.2003, 21:31
Gast
 
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Standard junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo ihr Lieben,

heute war die Urnenbeisetzung. es war irgendwie seltsam für mich. Ich hatte mich davor nicht gefürchtet. Aber es war seltsam, diese Urne zu ihrer Stelle zu tragen, den Sand darauf zu werfen und andächtig zu sein. Ich habe zu der Urne einfach keinen rechten Bezug.
Dennoch war ich traurig und hatte einen Kloß im Hals. Aber eher wegen dem Gedanken, dass dies nun Mamas Grabstelle ist - weil es einfach absurd ist, dass meine Mutter ein GRAB hat. Versteht ihr?

Meistens ist sie mir unheimlich fern. Dann fühlt es sich für mich so an, als ob es sie nie wirklich gegeben hätte und es sie nur in meiner Erinnerung gibt. Aber dann fallen mir bestimmte Situationen der letzten Monate ein, oder ich erinnere mich daran, wie sich ihre Wange angefühlt hat. Und dann wird sie greifbar, ich spüre wieder, dass sie ein realer Mensch war und dass die letzten Monate wirklich stattgefunden haben.
Ich hoffe, das klingt für euch nicht völlig verrückt. Ich kann es nicht besser erklären.

Heute haben meine Schwester und ich einige ihrer Sommersachen aus dem Schrank geräumt, damit mein Vater sie seiner Schwester (die gleichzeitig Mamas älteste und beste Freundin ist) mitbringen kann. Immer begleitet von dem Gedanken, wie viel schöner es wäre, wenn Mama all die Sachen selber weiter anziehen könnte.
Ich habe erstmal ein Shirt und eine Bluse als Erinnerung behalten. Aber wenn wir all die anderen Sachen irgendwann auch wegräumen, werde ich sicher noch ein oder zwei andere Dnge behalten. Unfassbar, wieviele Sachen sie hatte!

Liebe Kiki, ich glaube, was du beschreibst wird auch auf mich irgendwie zutreffen. Du sagts ja, dass du die Nähe und Wärme deiner Muter kurz nach ihrem Tod nicht so spüren konntest, wie du es jetzt tust. Wenn ich also jetzt das Gefühl habe, sie ist mir so fern, heißt das ja nicht, dass sich das nicht vielleicht noch ändert. Und ich glaube auch, dass erst die nächsten Monate mir klarmachen werden, was ich alles nicht mehr habe, seit sie weg ist, und was mir fehlen wird - ebenso wie du es beschrieben hast.

Ich habe mir schon tausendmal gesagt "Mama ist tot". Der Kopf weiß das schon, aber das Gefühl wird noch lange brauchen.
Ich fühle mich dir auf jeden Fall sehr verbunden - klingt irgendwie kitschig, aber besser kann ich es nicht ausdrücken. :-)
Du hast mir viele Worte geradezu aus dem Mund genommen.

Jetzt höre ich aber auf, sonst schreibe ich am Ende nur noch konfuses Zeug. Aber das konzentrieren fällt mir unheimlich schwer.

Alles Liebe,

Eure Katrin
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