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Alt 27.04.2006, 17:53
Selma Selma ist offline
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Registriert seit: 27.04.2006
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Standard AW: Sexualität nach Gebärmutterhalskrebs

Hallo!
Es ist schon komisch. Da denkt man, man ist allein mit seinem Problem und dann lese ich nach vielen, vielen Jahren von Schicksalen, die meinem sehr ähnlich sind. Das tut verdammt gut... Auch wenn ich beim Lesen in Tränen ausgebrochen bin.
Ich bin 27 Jahre und hatte Gebärmutterkrebs als ich 15 Jahre alt war. Nach dem man mir meine Gebärmutter herausoperiert hatte, hieß es, dass ich zu 97% gesund sei. Aber das war halt lediglich ne Zahl ohne Bedeutung. Nach ein paar Wochen stellte man an meiner Harnröhre einen Knoten fest. Nachdem man diesen weggemacht hatte, bestrahlte man mich zur Sicherheit noch 3 Monate lokal. Diese 3 Monate haben für mich mein Leben komplett verändert. Meine Scheide hat sich auf wenige Zentimeter verkürzt. Heute sind es ca. 6 cm.
Jahre lang verdrängte ich alles was mit meiner Krankheit zu tun hatte. Schließlich war ich wieder gesund und wollte doch eigentlich nur ein ganz normaler Teenager sein. War ich auch, nur, dass ich alles was mit engeren Freundschaften zu tun hatte, vollkommen aus meinem Leben ausklammerte. Verliebt sein, sich einem Menschen (Jungen/Mann) anvertrauen, Sexualität hatte wenig oder gar keine Bedeutung in meinem Leben. Ich sehnte mich zwar danach, aber dennoch schob ich alles was irgendwie damit zu tun hatte weg...
Erst als ich 18 oder 19 war wurde mir auch allmählich klar, was mit meinem Körper nicht stimmte. Soweit hatte ich das alles verdrängt, dass mir selbst meine verkürzte Scheide nicht wirklich bewusst war.
Eigentlich hat sich bis heute nicht viel verändert. Mir ist zwar die Tragweite dessen bewusst, aber mein Selbstwertgefühl Frau zu sein nicht. Ich schau in den Spiegel und seh eine Frau aber ich fühle mich nicht so. Ich kann auf keine Männer zugehen, nicht flirten... Wenn ich in eine Situation komme, die "brenzlig werden" könnte, mach ich einen Schritt zurück.
Manchmal fühle ich mich als wär ich ein kleines Mädchen geblieben. Überall, in meinem Freundeskreis, im Fernsehen, auf der Strasse... bin ich konfrontiert mit Sexualität und Liebe. So langsam habe ich das Gefühl durchzudrehen. Ich will doch eigentlich nur einen Mann der mich liebt. Aber meine Angst, er könnte mich nicht nehmen wie ich bin, lässt mich wieder einen Schritt zurückgehen. Den Krebs hab ich verwunden. Damit habe ich mich abgefunden, aber diese sch... verkürzte Scheide hat mein Leben in eine echt beschissene Bahn gelenkt.
Nach dem was ich von euch gelesen habe, bekomme ich Hoffnung und das tut gut.
In den letzten Monaten habe ich einen radikalen Aufarbeitungsprozess begonnen. Das Problem ist nur, dass ich dadurch so vereinnahmt bin, dass ich sonst sehr wenig auf die Reihe bekomm. Ich hoffe, das renkt sich wieder ein.
Jedenfalls bin ich froh, dieses Forum gefunden zu haben...
Liebe Grüße,
Alexandra
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