Einzelnen Beitrag anzeigen
  #109  
Alt 28.05.2005, 17:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ich träume mich den Regebogen entlang zu Dir

Mein liebster Franzl,

Du hast mir im Laufe unseres gemeinsamen Lebens so viele Briefe, Brieflein und Zettel geschrieben, die ich auch alle aufgehoben habe, warum nicht einen zum Abschied, an dem ich mich festhalten kann?

Liegt es daran, dass Du nicht an´s Sterben
dachtest?

Ich weiß ja, als Du einmal eine Dokumentation der Heizungseinstellung gemacht hast, sass ich wieder da und habe geflennt, weil ich dachte Du bereitest Dich nun auf den Tod vor...ja ich weiß, wie man´s macht ist es verkehrt.....

Ich war heute morgen vorm Frühstück auf dem Friedhof, war allerdings schon
10.00 Uhr, weil ich wieder nicht aufstehen wollte und konnte.

Da war vielleicht was los, jeder gleich mit 2 Gießkannen bewaffnet....erst einmal bin ich 15 Minuten im Kreis gegangen, habe das Grab nicht gefunden. Ja meine Psyche spielt mir ganz schöne Streiche...ich wehre mich mit allem was ich habe zu akzeptieren, dass Du mein Liebling unwiderbringlich weg bist, dass Du da unter der
Erde liegen sollst in dieser Dunkelheit und Kälte....... ich suche Dich eher in unserem Haus, wo ich Dir eine Ecke eingerichtet habe mit Kerzen und Rosen und dem Engel der Traurigkeit und dem Engel der Geborgenheit....(die mir soooo fehlt) da bin ich Dir viel näher als auf dem Friedhof- das hätte ich niemals gedacht!

Ich stand an Deinem Grab unfähig etwas zu tun, mir liefen nur die Tränen runter, bis
mich eine Frau angesprochen hat und sich mit mir unterhalten hat. Ihr Mann ist
2001 gestorben, er war aber schon 88 Jahre - ich wäre schon glücklich gewesen, Du hättest 63 Jahre alt werden dürfen.

Allerdings ist diese Frau auch schon 81 und hat niemanden mehr, sie hat mir klar gemacht, wie ich doch froh sein kann, 1 Tochter zu haben.... aber der Schmerz um Dich ist doch deswegen nicht weniger, warum versteht das niemand?

Gabi aus Nürnberg hat mich angerufen und sich lange mit mir unterhalten. Sie war ja ein Herz und eine Seele mit ihrer Mama, aber sie hat auch gesagt, dass es doch noch einen Unterschied macht, wenn der Partner stirbt! Sie sagt z.B., sie seit dem Tod ihrer Mutter gar nicht mehr weinen kann..... an ihrem Papa (der ist 69) sieht sie auch, wie schlimm das Alleinesein nach einer innigen langen Partnerschaft ist, der läuft auch ziellos durch die Gegend - überall nur Paare, was soll man da alleine, wo man gerne mit seinem Partner hingegangen ist?

Sie hat die These, dass man für seinen verstorbenen Menschen alles tun muss,
wie der es gerne hatte....nicht weinen, sondern lachen! In seinem Sinn weitermachen...... darüber haben wir nie gesprochen, Du hast immer nur gesagt, dass Du mich lachen sehen willst, weil Du mein Lachen so geliebt hast, aber ich konnte nicht mehr lachen. Ich war gelähmt in der Angst um Dich....

Du weißt ja, wie lange im voraus ich immer plane - bin nun schon auf der Suche nach einem Kloster, dort möchte ich die Advents- und Weihnachtszeit verbringen - ich weiß nur noch nicht, wie ich das der Familie beibringen soll.

Ich habe mich heute in unsere bayrische Ecke im Garten in den Schatten geflüchtet, habe mich da nun das erste Mal hingesetzt ohne Dich...dachte daran, dass Du es nicht mehr lange bei dieser Wärme im Freien aushalten könntest, Du fragst mich: "Schatz, hast Du etwas dagegen, wenn
ich an den PC gehe?" Nein, natürlich nicht.....Du stehst dann öfters auf dem
Balkon und rufst nach mir ....."hallo Schätzele geht´s Dir gut?" höre ich und dann muss ich Dir sagen, dass es mir beschissen geht und dass Du gefälligst wieder kommen sollst! Aber nichts tut sich,DU bleibst für alle Zeit verschwunden.
Wo bist Du? Ich könnte nur noch schreien...

Die Tränen laufen den ganzen Tag, Menschen kann ich im Moment keine ertragen und an´s Telefon gehe ich auch nicht....ich glaube ich bin dabei in eine tiefe Depression zu fallen.

Mir ging es kurz nach Deinem Tod besser, als jetzt...ich glaube ich bin von einem Schockzustand in diese tiefe Trauer gefallen. Bitte gib mir die Kraft, wieder herauszukommen, Du warst doch immer so stark!

Ich vermisse Dich so

Deine Gaby