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Alt 27.06.2009, 22:00
Rolf_Rgbg Rolf_Rgbg ist offline
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Registriert seit: 05.01.2008
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Standard AW: Wir bitten um Eure Hilfe...

Liebe Ute,

mit allergrößtem Bedauern musste ich deine sehr bewegenden Zeilen lesen. Immer wenn ich so etwas lese, stehen mir auch nach mehr als eindreiviertel Jahr eigener Betroffenheit (vor allem, wenn ich darüber schreibe) Tränen in den Augen. Ich kann bis zum heutigen Tage nicht begreifen, dass es und warum es dieses teuflische Mesotheliom gibt. Wenn du ein wenig recherchieren magst, wirst du viele Berichte von mir und auch von meiner Tochter Alicia finden.

Im November 2007 wurde bei mir durch Zufall Stadium I diagnostiziert und 2,5 Ltr. Pleuraerguss abgesaugt. Bei der großen Operation im Februar 2008 war bereits Stadium II zutreffend. Man sieht, es geht also rasend schnell!

Dein früherer Ehemann befindet sich bereits im Stadium III. Er muss nun darauf drängen, dass alles Weitere ganz schnell in die Wege geleitet wird. Ich hatte zuerst die Chemotherapie (3 Zyklen Alimta/Cisplatin), dann die OP, nachfolgend 5 Wochen Reha und anschließend 29 Bestrahlungen.

Mir liegt ein Satz nach der ersten grausamen Diagnose in den Ohren, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Er lautete: Wenn wir operieren können, ist eine vollständige Heilung möglich. Wenn nicht, ist alles andere nur ein Verlängern!!! An eine vollständige Heilung mag ich zwar selbst nicht so richtig glauben, aber allein schon der Gedanke daran hat mich über viele schwere Momente nach der OP hinweggeholfen. Sonst würde es mir heute nicht so gut gehen und ich würde nicht wieder arbeiten können. Ich bin seit der OP schmerzfrei und die bisherigen vierteljährlichen Nachsorgeuntersuchungen sind immer ohne Befund gewesen. Ich hoffe mal, dass das noch für sehr lange Zeit so bleibt.

Aber auch wenn es mir derzeit sehr gut geht, so musst du doch anerkennen, dass jeder Mensch, jeder Körper und jeder Wille anders geartet ist. Ableiten darf man aus meinen Erlebnissen leider nichts.

Das Hildegardis Krankenhaus in Mainz kenne ich nur vom „Hörensagen“. Meine Verwandtschaft in Mainz bevorzugt dieses Haus seit 30 Jahren. Wichtig ist allerdings nur, dass auch die Thoraxchirurgen gut sind!

Die Sache mit der Anerkennung der Berufskrankheit wird sich bei deinem früheren Ehemann ebenso schwierig gestalten, wie bei mir. Ich muss mir dieses teuflische Asbest irgendwann im Laufe meiner 12-jährigen Soldatenzeit geholt haben. Der Antrag auf Anerkennung einer Wehrdienstbeschädigung läuft seit nunmehr einem Jahr. Große Hoffnung auf Anerkennung mache ich mir allerdings nicht. Für die Antragstellung ist der Sozialdienst bei der nächstgelegenen Standortverwaltung zuständig. Diese stellt dann auch den Antrag beim zuständigen Versorgungsamt für bereits ausgeschiedene Soldaten (bei Angestellten und Beamten mag das anders sein). Bearbeitende Stelle für die Wehrdienstbeschädigung ist (bundesweit) die Wehrbereichsverwaltung West in Düsseldorf.

Es ist dir sicherlich verständlich, dass ich meine Geschichte und die Erlebnisse hier im Forum nicht wiederholen möchte. Wenn du aber etwas von mir wissen möchtest, kannst du mir gerne eine Private Nachricht schreiben.

Ich wünsche euch alles alles erdenklich Gute. Vor allem deinem früheren Ehemann und Vater eurer lieben Töchter.

Herzliche Grüße aus Regensburg.

Rolf
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