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Alt 20.06.2003, 00:17
Gast
 
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Standard Arzt verklagen?

Hallo,
ich bin auf der Suche nach Betroffenen, die schon mal einen Arzt verklagt haben oder wie ich darüber nachdenken.

Die Sache (in aller Kürze):
Vorgeschichte - Meine Frau (43) klagte vor ca. einem Jahr über (vermeintliche) Inkontinenz. Der Frauenarzt meinte, das komme auch in diesem Alter schonmal vor, zumal, wenn man zwei Kinder geboren hat und wie meine Frau intenstiv joggt. Aber da gebe es einen Ausweg, das sogenannte TVT-Bändchen, das operativ am Harnleiter eingelegt wird und ihn ein paar Millimeter hochzieht. Er überwies sie in eine Frauenklinik, deren Chef sich darauf spezialisiert hat.

Jetzt kommt der Hammer - Dort wurde meine Frau aufgenommen und untersucht. Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass der Gebärmutter "wie ein Blumenkohl" aussah. Man fragte meine Frau, ob sie regelmäßig zur Vorsorge beim Frauenarzt ginge, was sie bejahte. Mehr wurde nicht gesprochen und meiner Frau einen Tag später dieses TVT-Bändchen eingesetzt. Einen weiteren tag darauf wurde sie entlassen. Weil die Beschwerden blieben, ging sie eine Woche später erneut zum Frauenarzt. Es stellte sich heraus, dass sie ein ziemlich großes Zervixkarzinom hatte und wurde ein paar Tage später (natürlich woanders) operiert: Gebärmutterentfernung, Strahlen- und Chemotherapie.

Ich meine: Jeder vernünftige Arzt hätte sie bei Feststellung dieses "Blumenkohls" entweder sofort nach Hause schicken müssen oder gleich zu der wichtigeren OP da behalten müssen. Jeder Gynäkologe weiß, wie die Behandlung eines Zervixkarzinoms aussieht (nämlich Radikaloperation) und kann sich dann Millimeterarbeit am Harnleiter erstmal schenken.
Daher meine Laienfrage: Ist ein Arzt verpflichtet, einen Patienten, der wegen einer anderen Sache bei ihm vorstellig wird, bei dem er aber mit hoher Wahrscheinlichkeit Krebs erkennt, darüber aufzuklären? Muss er die unwichtige OP nicht abblasen, um erst mal die eiligere Krebstherapie zu veranlassen? Oder mal zynisch gefragt: Darf ein Zahnarzt, der bei seinem Patienten Krebs im Rachen sieht, trotzdem erst mal in aller Ruhe eine Plombe einsetzen ohne Bescheid zu geben?
Das würde mich wirklich mal interessieren.

Sehr schön war auch, dass nach der Zervix-OP die Blase meiner Frau erst mal überhaupt nicht funktionierte und vier Wochen nach der Zervix-OP ein weiterer Eingriff erfolgte, bei dem dieses TVT-Bändchen zerschnitten wurde. So muste sie statt der Zervix-OP allein (was ja schon belastend genug ist) insgesamt drei Operationen in drei Monaten über sich ergehen lassen. Die Blase funktionierte übrigens dann erst sechs (!) Monate nach der OP wieder - halbwegs jedenfalls. Das finde ich nicht ok und überlege, wie man diesem Super-Chefarzt einen reinwürgen kann.

Es wäre schön, wenn mir jemand sagen könnte, ob ein Arzt dazu verpflichtet ist,
a) bei Krebsverdacht sofort Alarm zu schlagen und
b) eine unwichtigere Behandlung zurückzustellen

Danke für Eure Hilfe!

Georg
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