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Alt 05.12.2011, 21:30
phiGo phiGo ist offline
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Standard AW: Chondrosarkom in der schädelbasis

Schönen Guten Abend an alle,
jaaah, der Phil meldet sich jetzt auch mal in diesem Forum, auch, wenn meine Therapie kommende Woche schon zu Ende ist. Ursprünglich dachten wir ja, dass ich bis zum 20.12 bestrahlt werde, aber als ich das dritte mal bestrahlt wurde gab man mir einen Plan mit allen Daten mit und seit dem kann ich es kaum noch erwarten, bis wir den 15ten haben

Nun ja, wenn ich so über die letzten zwei Monate nachdenke, ist mein Chondrosarkom sicher nicht das schlimmste, was ich erlebt habe. Alleine der Gedanke, dass die Operationen mein Leben schwer bedroht haben, hat mir einiges an Angst bezüglich meines Tumors genommen, da der noch Jahrzehnte gewachsen wäre.
Die Klinik hier in Heidelberg ist im Vergleich zu der in Aachen ein regelrechtes zu Hause. Das Gebäude ist für ein Krankenhaus wirklich schön, und auch das Personal hier ist wirklich nett und menschlich! In Aachen wollte ich unbedingt jeden Tag entlassen werden, weil ich es dort einfach nicht mehr ausgehalten hab. Da meine Mutter medizinisch glücklicherweise sehr gebildet ist, hat man mich dort zum Glück vier Tage früher entlassen.

Physisch hab ich mittlerweile kaum mehr Angst. Hier wird man doch auf jeden Fall zu 100% gesund! Es wird zwar noch ein Weilchen dauern, bis ich auch wieder normal sehe, aber im Vergleich zur Länge des Lebens ist diese Zeit doch nichts...
Psychisch habe ich eher das Gefühl, dass es mir besser geht, als vor dem Tag, wo ich erfahren habe, dass ich einen Tumor hab. Natürlich hatte ich auch eine verdammt schlechte Phase nachdem ich aus dem Krankenhaus kam, aber jetzt, wo das schon zwei Monate her ist, hat das alles für mich einen positiven Sinn. Ich habe seitdem wieder mehr mit meiner ganzen Familie zu tun, was ich vorher aufgrund meines Studiums vernachlässigt habe. Ich sehe mein Leben als wichtiger, was solls, wenn ich mal Klausuren nicht bestehe und länger studieren muss?! Meine Freundin war wirklich jeden Tag bei mir im Krankenhaus und hat sich um mich gekümmert und mich kaum mit ihren Problemen belastet, damit es mir besser geht. Das hat mir einfach nochmals gezeigt, wie sehr ich sie liebe. Auch meine Mutter hat sich gut 4 Wochen frei genommen und war immer bei mir. Wäre sie nicht dagewesen hätte ich sicherlich keinen der Ärzte verstanden, da ich nach der OP große Probleme hatte medizinische Fachbegriffe zu verstehen, oder sie mir zu merken.

Seit ein paar Wochen, wo es mir physisch immer besser ging, haben dann bei uns allen die psychischen Probleme angefangen. Ich hatte einfach die Frage, warum ich sowas mit 22 Jahren habe... Mein Vater ist mit 47 an Krebs gestorben, meine Mutter und ihre beiden Schwestern hatten mit 47 Brustkrebs... Warum??... Mittlerweile sehe ich diesen Tumor als Grund dafür, das Leben besser zu sehen, es mehr zu genießen und mehr auf meine Familie zu achten. Meine Mutter und meine Freundin haben momentan das Problem, dass die kleinsten Probleme stark an ihren Nerven ziehen und sie fertig machen können. Im Aachener Krankenhaus haben wir zu oft schlimme Sachen gehört als ein Arzt rein kam, sodass man jetzt bspw. Angst hat, wenn ich Kopfschmerztabletten nehmen soll. Oder, wenn sie mich telefonisch nicht erreichen denken sie, dass etwas passiert sein könnte...
Ich hoffe, dass diese Ängste bald wieder verschwinden und sich das Leben wieder normalisiert.


Nun gut, morgen habe ich meine 15te Bestrahlung, lange wird es für mich also nicht mehr dauern und ich werde wieder nach Hause dürfen! 40 Tage im Krankenhaus zu schlafen geben mir schon das Gefühl, dass ich in meiner Wohnung Urlaub machen werde


Schönen Abend noch,
Phil
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