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Alt 29.11.2008, 14:05
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Wie können wir ihr Helfen

Hallo jogie79,

es tut einem immer leid, solche Diagnosen zu lesen. Aber bei der Eindringtiefe ist mit einem Befall der dafür zuständigen Lymphknotenstation zu rechnen, leider. Bei Deiner Freundin sind es nicht nur die sog. Wächterlymphknoten, sondern einige mehr, aber, und das ist das wichtigste, nicht alle. Das auch alle weiteren Untersuchungen zurzeit ohne Befund sind, ist schon mal sehr viel wert. Und schon wieder ein aber, es muss davon ausgegangen werden, dass im Körper weitere Metastasen am wandern sind. Diese heisst es jetzt zu finden und irgendwie zu eliminieren. Dafür wird das Interferon eingesetzt. Hier haben wir wieder die unterschiedliche Vorgehensweise der Kliniken. Die behandelnde Klinik Deiner Freundin verwendet die Hochdosistherapie. "Meine" behandelnde Klinik dagegen setzt diese nur ein, wenn der Patient dies ausdrücklich wünscht, ansonsten gibt es die Niedrigdosistherapie. Das wäre dreimal die Woche eine Dosis von jeweils 3 Mio Einheiten. Die Nebenwirkungen sind weitaus geringer und der Körper nicht so überflutet. Mir hat man damals gesagt, dass es bei der Hochdosistherapie ein Jahr Kampf darstellt, um ein Jahr zu gewinnen. Falls also die Hochdosis aufgrund der Nebenwirkungen nicht durchgezogen werden kann, dann sollte sie auf jeden Fall die Niedrigdosis probieren. Denn den Willen zu kämpfen hat sie, schon allein für ihren Jungen. So, jetzt zum Thema, wie ihr ihr helfen könnt. Ganz einfach, da sein. Auch mal mit heulen, wenn es zu arg wird, aber auch die schönen Seiten nicht vernachlässigen. Um den Willen aufrecht zu erhalten, braucht man auch schöne Seiten, sonst sieht man nur noch das schlechte, blöde, aussichtslose. Es muss ja nicht gleich das grosse Ziel sein, kleine Etappensiege reichen aus. Du hilfst ihr schon ungemein damit, dass Du für ihren Sohn da bist. Und das ist ganz wichtig, denn der Kleine bekommt mehr mit als ihr alle denkt. Versucht ihn auch einzuplanen, blödes Wort, aber so ist es, er wird sonst ängstlich, verschlossen und bekommt irgendwann Verlustängste. Macht mit ihm die schönen Sachen des Lebens, da schaltet nicht nur das Kind ab, sondern auch Deine Freundin und auch Du (Freizeitparks, Zoos, Freizeitaktivitäten, Du glaubst garnicht wie aufbauend so was sein kann). Denn auch das ist wichtig, Du musst einen Gegenpol aufbauen, sonst zieht es Dich auch herunter. Freunde sind ganz wichtig, geben mehr Stütze als sie selber glauben, allein mit der Tatsache, dass sie sich nicht abwenden, uninteressiert sind. Aber das Leben darf sich nicht ausschliesslich um die Krankheit drehen. Okay, zurzeit tut sie es und muss es auch, sonst ist der Kampf gleich verloren. Eins ist sicher, es ist wie beim Boxkampf (ich hasse Boxkämpfe, für mich ist das kein Sport, aber für den Krebs passend), der Krebs und der Krebserkrankte stehen im Ring und der Kampf geht über mehrere Runden. Die erste Runde hat der Krebs gewonnen. Jetzt geht es darum die nächsten Runden zu gewinnen und dem Krebs immer wieder eins auszuwischen. Da Du ihr Vertrauen besitzt, das zeigt ja schon die Tatsache, dass sie Dir ihr Kind anvertraut, wirst Du auch das Gespräch mit ihr suchen können, um eben diese Punkte, wie: sollst Du sie fragen, erzählt sie von sich, braucht sie erst einen Moment der Ruhe, um dann erzählen zu können, sollen auch schöne Dinge geplant werden, will sie in Ruhe gelassen werden oder wie soll man mit der Bekämpfung der Krankheit umgehen. Das Gespräch werdet ihr führen müssen. Denn auch wenn jetzt noch keine Fernmetastasen aufgetreten sind, sollte sie auch einen sog. Notplan ausarbeiten, zum Beispiel beim Jugendamt schon mal hinterlegen, wer das Kind als betreuende Erwachsene bekommen (Du z.B.) soll, wenn sie für längere Zeit ausfallen sollte (Reha, Krankenhaus etc).

Ich wünsche Euch alles Gute und sende Deiner Freundin mal ein grosses Kraftpaket, das wird sie brauchen.
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Geändert von J.F. (29.11.2008 um 14:11 Uhr)
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