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Alt 24.07.2013, 11:14
PeterBoe PeterBoe ist offline
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Standard AW: Darmkrebs, Brustkrebs und nun Lebermetastasen

Hallo, Öcher,

ich (Jülicher) lese schon eine Zeitlang Deinen Thread mit, aber ich dachte, ich muss ja "meinen Senf" nicht überall dazugeben.
Jetzt aber, wo Ihr über "Restlebensdauer" sprecht, da berührt mich das doch sehr. Das erinnert mich an die Situation vor 13 Jahren, als der Arzt meiner Frau den Lungenkrebs diagnostizierte und lapidar hinzufügte: "ich kann nichts mehr für Sie tun".
Die "Restlebensdauer" meiner Frau betrug damals 6-12 Monate, aber sie hat gekämpft und wir hatten dann mit allen Höhen und Tiefen noch etwas mehr als 3 Jahre zusammen. Aber die Höhen haben alle Tiefen mehr als ausgeglichen.
Ein gutes halbes Jahr nach der Diagnose hatte meine Frau ihren 50. Geburtstag. Sie hat/wir haben natürlich überlegt, ob wir das überhaupt feiern können. Dann haben wir das Jugendheim gemietet, über 60 Leute dagehabt und es war wunderschön, ganz besonders für sie.
Wir sind am Tag nach einer Chemoserie in den Urlaub in die Schweiz gefahren und haben uns darüber gefreut, dass sie am ersten Tag dort schon einen Spaziergang von 10 Minuten machen konnte, nach vier, fünf Tagen schon 30 Minuten und nach 10 Tagen sind wir (natürlich mit dutzenden Pausen) sogar auf einen kleinen Berg gestiegen und haben von oben hinuntergeschaut.
Im Jahr darauf sind wir nach Kreta gefahren und sie bekam dort wegen Hirnmetastasen Ödeme und musste in Kreta ins Krankenhaus. Wir mussten dann mit dem ADAC zurückgeflogen werden.
Sie hat gelebt wie früher auch und alles "mitgenommen" was sie mitnehmen konnte.
Am Ende hat sie dann diese ganzen schönen Erinnerungen im wahrsten Sinne des Wortes "mitgenommen".

Heute im Rückblick bin ich so dankbar, weil ja auch ich diese Erinnerungen habe und weil sie mich die vielen schweren Zeiten, die es natürlich auch gegeben hat, haben vergessen lassen. In meiner Erinnerung habe ich von meiner Frau immer das Bild vor Augen, wie sie auf ihrer Geburtstagsfeier ausgelassen getanzt hat oder wie glücklich sie schaute, als wir oben auf dem Berg angekommen waren.

Dann, im Juni letzten Jahres, hat ja auch mich der Krebs (Darm und Prostata)erwischt. Ich habe wieder daran gedacht wie es damals bei ihr gewesen ist und sie ist für mich das Beispiel geworden: nicht aufgeben, weitermachen, weiterkämpfen, denn jede Sekunde Glück wiegt Stunden von Leid auf.
Inzwischen geht es mir wieder gut, OP überstanden, mit meinem künstlichen Darmausgang komme ich wunderbar zurecht, Blutwerte okay und wenn mein Motorrad dieses Wochenende den TÜV besteht, dann lebe ich mein Leben wieder (fast genau) so wie vor der Krebsgeschichte.

Am 31. 7. treffe ich mich wieder mit der Selbsthilfegruppe in Aachen in der Elisengalerie ab 18.00 Uhr im Bistro Lousiana. Das ist die Stoma-SHG und da haben alle Darmkrebs, Morbus Crohn und andere Darmerkrankungen. Das ist aber trotzdem kein "Jammertreff" oder sowas, sondern ganz einfach ein gemütlicher Stammtisch. Wenn Du/ihr Lust hast/habt und mal ein bischen Tapetenwechsel braucht (sowas braucht man!), dann kommt doch einfach mal auf ein Bier vorbei!
Und falls das mit der "Gruppe" für Euch nicht so angenehm ist: kein Problem, dann setzen wir drei uns einfach nebenan an einen extra Tisch.

Liebe Grüsse an Dich und Deine Liebe

Peter
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