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Alt 09.11.2017, 18:34
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Standard AW: Finger weg von Alternativmedizin...

Zitat:
Zitat von anjin_san Beitrag anzeigen
Ein Vergleich ist sowieso nicht mögich. Es fehlt die Definition, welche Methoden unter die Alternativmedizin fallen.
Es gibt eine ganz eindeutige und unmissverständliche Definition -
alles, was wissenschaftliche, evidenzbasierte Medizin ist, muss zuvor in aufwändigen Zulassungsverfahren inklusive umfangreicher klinischer Studien seine Wirksamkeit, und zwar über einen möglichen Plazeboeffekt hinaus, nachweisen. Bzw es wird von Wissenschaftlern, Medizinern, Forschern und sonstigen Mitarbeitern von Pharmafirmen auf Herz und Nieren geprüft, bevor es irgendwann Einzug in eine Leitlinie halten kann.

Dass das alles nicht perfekt ist, da wären zB Interessenkonflikte bei der Erstellung von Leitlinien und vieles kritisch zu betrachtende mehr, ist eh klar und ist ja soweit auch immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik (zurecht und auch manchmal zu unrecht).

Mediziner, die nachher mit den zugelassenen und in Leitlinien verankerten Therapien und Medikamenten arbeiten, haben natürlich entsprechende Qualifikationen hierfür (nicht nur ein Medizinstudium, Facharzt, ständig nachzuweisende Weiterbildungen usw) - es gibt auch Anlaufstellen für falsch behandelte oder allgemein unzufriedene Patienten. Also eine Qualitätskontrolle. Oder besser gesagt viele derer auf mehreren Ebenen.
Wie effektiv das alles ist und was dabei schieflaufen kann, ob absichtlich oder unabsichtlich, ist wieder ein anderes Thema.

Fakt ist jedoch, es gibt in naturwissenschaftlich arbeitender Forschung und Entwicklung ständig eine Selbstkontrolle, es wird immer wieder neu geprüft und hinterfragt und was sich als nicht zielführende Empfehlungen herausstellt, wird einer neuen Bewertung unterzogen, die ganz anders ausfallen kann als ursprünglich.
Medikamente werden vom Markt genommen, kritisch betrachtet etc, wie jeder medizinisch Interessierte in entsprechenden papers oder auch der Ärztezeitung und vielen anderen seriösen Quellen nachlesen kann.

Nichts davon trifft jedoch auf sogenannte Alternativ"medizin" zu.
Es beginnt schon damit, dass der Pott so intransparent gehalten wird, dass kaum ein Mensch überhaupt weiß, was Phytotherapie, Naturheilverfahren, Glaubuli äh Hahnemanns Homöopathie, Pseudo-Schamanentum (das nichts mit seinem Ursprung in seinen Heimatländern zu tun hat), TCM oder einfach nur irgendwelche kreativen Geschäftsideen selbsternannter Heiler ist.
Da blickt keine Sau durch..... nicht mal die Alternativ"medizin" selbst.

Es gibt keinerlei Qualitätskontrolle, Wirksamkeitsnachweise und von der knappen Prüfung beim Gesundheitsamt (was auch jeder mit Hauptschulabschluss kann und darf) reden wir erst gar nicht.... die dient ja auch nur dazu, dass der zukünftige Heilpraktiker keine unmittelbare Gefahr für seine Kundschaft darstellt und nicht etwa der Überprüfung seiner medizinischen Fachkenntnisse.

Wer ist so wahnsinnig und begibt sich in solche Hände, womöglich noch mit ernsthaften Erkrankungen und ohne sonstige (seriöse) Behandlung? Es gibt slche Leute.... die meisten betreiben die Alternativbehandlung aber parallel nebenher oder nachfolgend als Wiederherstellung sozusagen.
Scheinbar gut fürs Gemüt und Gewissen sich selbst gegenüber (weniger gut für den Geldbeutel).

Ich hab auch in der eigenen Familie Heilpraktikergänger und bekomme so immer wieder mit, was da so alles empfohlen wird... dabei ist das sogar noch halbwegs ok, da die Damen immerhin aus dem Medizinbetrieb kommen (eine ist eine langjährige ehemalige Krankenschwester zB) und ausschließlich mit Dingen herumdoktern, die tatsächlich eine gewisse Wirksamkeit haben könnten, also eher Bereich Naturheilkunde und Phytotherapie, keinerlei Zuckerkügelchen oder unbekannte Scharlatanerie.
Trotzdem bleibt das riskant, da die "natürlichen" Subastanzen natürlich auch Nebenwirkungen haben können, Wechselwirkungen mit anderen Medis und es einfach keinerlei Empirie dazu gibt..... oder kaum.
Da wird einfach was zusammengewürfelt, was so passen könnte (und ich muss den Kram dann übers net besorgen - immerhin die günstigsten Varienten, es gibt ja auch Heilpraktiker, die ihren eigenen Krams in der Praxis verticken und somit noch mehr verdienen).

Also für mich wäre das nichts..... aber mündige erwachsene Menschen entscheiden natürlich selbst, was sie tun und was sie lassen, bei wem und wie.
Plus, wenn ich da ins Meckern verfalle, wird mir nichts mehr erzählt..... das will ich auch nicht, da ich zumindest vor dem Bestellen versuchen kann, genaueres über die empfohlenen Mittelchen herauszufinden.
Dabei fand ich mal heraus, dass eine Tinktur zB als stark nierenbelastend bis -schädigend gilt, was ganz schlecht für die Patientin gwesen wäre. Davon hatte die Heilpraktikerin natürlich nichts erzählt, wahrscheinlich wusste sie es schlicht auch nicht.
Familienmitglied zweifelte das erstmal an, ein paar Monate später las sie aber selbst in ihrer Apothekerzeitschrift über exakt diese Tinktur und die Schadwirkung auf die Nieren, und flugs flog die Tinktur in den Müll

Dass die Krankenkassen immer mehr dieser Glaubensmedizin bezahlen, während sie sich vor sinnvollen Leistungen (wie Brillen) drücken, ist mir schon länger ein Dorn im Auge.

Geändert von p53 (09.11.2017 um 18:45 Uhr)
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