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Alt 15.01.2007, 15:55
Juliane1979 Juliane1979 ist offline
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Standard AW: Auch ich gehöre nun dazu

Hallo Kamelle,

ich finde es sogar sehr gut und interessant, das Thema Gott anzuschneiden. Schon als meine Mami noch lebte, habe ich (zum ersten mal in meinem leben) einmal in der Woche in der Kirche für sie gebetet und Kerzen angezündet. Ich schenkte ihr einen kleinen Kristallengel, den sie immer geküsst hat, wenn es mal eine gute Nachricht gab.Wir beide haben uns selten mit dem Glauben beschäftigt, aber es wäre sicher schön für sie gewesen,an ein leben danach zu glauben und es hätte ihr viel von der Angst vorm Tod genommen.Und auch für mich wäre das Wissen um ein Wiedersehen jetzt sehr hilfreich.Jede Nacht liege ich wach, weine oder spreche mit ihr, in der Hoffnung, etwas existiert noch.
Ich erinnere mich mit einem lachendem und einem weinenden Auge wie wir kurz vor ihrem Tod Alf schauten. Wenige Nächte zuvor hatte sie geträumt, dass sie genau 10 Jahre nach ihrem Vater sterben wird - überlebt hat sie dieses Datum um 7 Tage. Ich habe ihr immer wieder gesagt, sie wird nicht an einer bescheuerten Lungenentzündung sterben...Jedenfalls lagen wir zusammen in ihrem Krankenbett und schauten Alf.Schon als ich klein war,haben wir das gern gesehen.Sie fragte mich dann, ob wohl Alf für sie auch noch wichtig ist,wenn sie dort ist (und schaute in den Himmel).Ich habe ihr immer Mut gemacht,dass es etwas wie Gott oder ein anderes Leben gibt,aber wenn ich vorher unsicher war,habe ich doch nach ihrem Tod den Glauben wieder völlig verloren.aber vielleicht war er auch gut zu ihr, ich weiß es nicht. Frage mich aber immer wieder,welchen Funken es in meinem Herzen braucht, mit ganzem selbigem an etwas zu glauben.


Liebe Liz,lieber Willy,

ich habe schon so manches von Euch gelesen,wie ihr immer wieder aufmuntert, trotz Eures Schicksals.Aber ihr habt Euch,das ist so wertvoll.


Meine Mami hatte ja die schwere Lungenentzündung (Pilzbefall, nicht rechtzeitig erkannt).Die Ärzte gingen von einer normalen Entzündung aus und schickten uns mit Antibiotika heim.Nach ein paar Tagen bekam sie immer schlechter Luft,hustete rostigen Schleim und hatte Fieber.Ich brachte sie ins Krankenhaus und dort wurde sie noch vier Tage mit einem Antibiotika per Venentropf auf der Normalstation behandelt.(Zu der Zeit waren alle Metas stillgelegt oder weg).Ich kam jeden Morgen um sie zu Waschen und wir schauten fern (alf) bis zum frühen Nachmittag.Dann kam ich Morgens und sie war auf die Intensiv verlegt,aber noch ansprechbar.Von da an schlief ich bis zu ihrem Tod neben ihrem Bett und verließ das Krankenhaus nicht mehr.Für 7 Tage.Am 2.Tag intensiv wurde es trotz minimal invasiver Atemmaske schlechter,dann Bronchoskopie.Am 3 Tag stand das Ergebnis der Bronchoskopie fest:ein seltener Pilz.Ab da bekam sie rst das richtige Antibiotikum.Aber der Gasaustausch funktionierrte zusehends schlechter,so dass die Ärzte ein Koma vorschlugen,um sie per Intubator beatmen zu können.Intubation bedeutet aber auch immer noch mehr Stress für die Lunge.Ihre Sauerstoffwerte im Blut sackten immer etwas ab,man starrt ja 22Stunden am Tag auf diesen Monitor.Irgendwann vielen die Werte unter 70 - 100% - 95% ist normal.Sind längere Zeit so geringe Werte,ist das Gehirn unterversorgt und stirbt ab.Meine Mutti war 1 Tag unter oder bei 70.Ihr Herzschlag konstant bei 150.Sie hat sich so gequält,man sah es richtig,wie das Herzchen pumpte.Der Arzt sagte dann,wenn er sie jetzt wachmachen würde,es wäre nicht mehr der Mensch,den ich kannte.Wenn sie nicht innnerhalb eines Tages von allein stirbt,würden sie gern das Narkose und das Schmerzmittel erhöhen.sie wurde es mir erklärt und ich war einverstanden.da lag nicht mehr meine mami,sondern nur noch ihr Körper.Ich hab das im Nachhinein erst richtig realisiert,immerhin war ich 7 tage am Stück in einem sterielen piependem Raum ohne viel Schlaf oder Ruhephasen.Es kam mir auch vor, wie eine Art Euthanasie,aber es ist wohl alles rechtens.Bei anderen Krankheiten stellt man eben die Geräte ab, aber in dem Fall wären die Werte eben einfach tagelang weiter gesunken.Selbst wenn dann die Lunge es wieder erwarten noch mal geschafft hätte, ihre Nieren, Leber und Herz wäre schwer geschädigt gewesen wegen der hohen Medikamntegabe und wie gesagt, im Hirn wäre keine Aktivität mehr gewesen.Vielleicht war es wirklich gut so.Ich kann es nur hoffen.

es klingt wohl sehr schrecklich,da zuzustimmen.und ich hätte vorher ganz bestimmt immer gesagt,ich will meine Mutti lebend,egal wie.Aber das stimmt nicht.Es ist nicht egal wie.Ich hatte ihr versprochen,nicht egoistisch zu handeln. Ich wollte das sie in Würde gehen kann und nicht unnötig lange im Sterben liegt.Ich war ihr das schuldig.

liebe grüße
Juliane
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