Einzelnen Beitrag anzeigen
  #32  
Alt 03.02.2012, 10:19
dasriek dasriek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 12.05.2011
Beiträge: 557
Standard AW: spielt euere Prognose bei der weiteren Lebensplanung wirklich keine Rolle?

Hallo Ihr Lieben, was für eine fantastische Menge an nachdenkenswerten Dingen! Danke für dies Thema und auch für Eure Offenheit!

Auch ich glaube an den Zusammenhang von BK und Stress. Ich hatte in 2008 ein Burnout, aus dem ich mich mit Hilfe meines damaligen Chefs und meiner Familie recht schnell wieder rausarbeiten konnte. Ich habe damals schon die ersten Schritte getan, um Stress zu reduzieren - Arbeitszeit auf 4 Tage reduziert, Bereich gewechselt, als ein neuer Chef kam, mit dem ich nicht konnte, und auch im privaten Bereich immer mal wieder vorsichtig angefangen, Nein zu sagen. Aber ich glaube einfach, dass das zu spät kam. Und es blieb auch noch genug Stress übrig - mein Mann ist in mehrfacher Hinsicht auch nicht gesund, das hat mich in den letzten Jahren enorm viel Kraft gekostet. Gott sei Dank ist hier die größte Baustelle geschlossen.

Meine Diagnose kam dann im letzten Mai und ist ja vergleichsweise harmlos, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so sagen kann. Ich gebe zu, dass ich mir immer mal wieder klar machen muss, ich habe/hatte (?) Krebs! Da ist nach wie vor meist so ein Gefühl unten drunter, das sagt, ich doch nicht...

Ein großer Zukunftsplaner war ich noch nie, hab eigentlich immer mehr im Augenblick gelebt. Mein Sohn (26) hat mal zu mir gesagt, er käme so gerne zu uns, weil wir so zufrieden seien mit unserem Leben und das auch ausstrahlten. Das war eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe, mir wird jetzt noch ganz warm ums Herz, wenn ich dran denke.

Auch dies Gefühl, dass das Chemojahr ein gutes war, hab ich ähnlich. Ich hab die viele freie Zeit sehr genossen, aber mein Job hat mir doch zunehmend gefehlt. Ich gehe seit Oktober jetzt wieder 2 Tage/Woche arbeiten, und ab März, wenn die Bestrahlungen rum sind, dann wieder 4 Tage - wobei es durch den aufgehäuften Urlaub dann erstmal über Monate nur 3 Tage sein werden. Damit fühle ich mich sehr wohl.

Was sich durch den Krebs geändert hat, ist, dass ich doch sehr viel deutlicher sage, wenn mir etwas nicht passt. Im Ergebnis hat unser Personalmensch (!) dann geäußert, meine Zickigkeit käme entweder von der Chemo oder den Wechseljahren... Ich kann damit gut leben, lieber zickig als stresskrank!

Und zum Schluss: ich stimme Kimikater zu - für mich ist es auch so, dass ich den Wert jedes schönen Augenblickes mehr würdigen kann, seit ich weiß, dass da vielleicht nicht mehr so viele nachkommen könnten. Dieser Zwang, sich mit dem eigenen Leben und dessen Endlichkeit auseinanderzusetzen, ist für mich am Ende wirklich ein Gewinn.

Ich grüße Euch alle!
Ulrike
__________________
Zuviel Denken schadet manchmal - zuwenig immer.
(Unbekannt)
Mit Zitat antworten