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Alt 15.12.2017, 23:03
Elisabeth15 Elisabeth15 ist offline
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Daumen hoch AW: Wo ist Platz für die Angst?

Hallo Polly,
ich kann nur allzu gut verstehen, wie es in Dir aussieht. Mit demThema Angst lebe ich -selbst Betroffene mit Lungenkrebs im Endstadium/Erstdiagnose Oktober 2011- jetzt schon seit über 6 Jahren. Am Anfang war es ganz ganz schlimm. Aber ich hatte/habe einen Mann, mit dem ich ganz offen über alles reden kann, das hat mir sehr geholfen. Als es damals hieß "Sie haben nicht mehr lange, erledigen Sie möglichst bald alles noch Wichtige" habe ich das gar nicht richtig wahrgenommen. "Ihre Frau wird bald sterben" sagten die Onkologen zu meinem Mann. Ich glaube, bei ihm war die Angst vor meinem Tod noch stärker ausgeprägt als bei mir. Ich selbst habe mir gar nicht vorstellen können, gehen zu müssen, habe auch nicht geweint. Ich wollte damals nur in meinen Geburtsort, wo meine Geschwister mit ihren Familien leben, um dort zu sterben und beerdigt zu werden. Aber dann kam alles anders. Entgegen der Prognosen der Ärzte habe ich den kleinzelligen Lungenkrebs -mit einem Rezidiv im Jan. 2013 - überlebt. Natürlich war vor jedem Kontrolltermin die Angst wieder da, aber sie wurde weniger, je länger die krebsfreie Zeit anhielt. Heute ist die Angst vor dem Krebs fast gar nicht mehr da. Ich empfinde mich als geheilt, obwohl die Ärzte dieses Wort nicht in den Mund nehmen. Sie sind nur sehr erstaunt über meine unwirkliche positive Entwicklung und verstehen nicht, wie ich es geschafft habe, den Krebs so lange Zeit zu überleben. Ich selbst habe damals meinem Mann versprochen, nicht zu sterben, und was ich verspreche, das halte ich auch! Punkt! Und auch den Ärzten habe ich -bei Bemerkungen über meinen bevorstehenden Tod- Paroli geboten. Ich will nicht!!!!!! Das stand bei mir an erster Stelle, alleine schon meinem Mann zuliebe. Und die Angst haben wir beide dann irgendwie nicht mehr zugelassen, nein, das Leben geht weiter. Wir haben unsere Lebensfreude nie aufgegeben, unseren Humor wiedergefunden und wir haben uns vor ca. 1 Jahr getraut, in meinem Heimatort nochmal neu zu bauen (mit weit über 60 Jahren). Dazu gehört auch Mut, aber ich lasse mir mein Leben nicht einfach so nehmen.
Ich möchte dir durch meine Geschichte zeigen, dass man auch ganz anders mit der Angst vor dem Krebs/vor dem Tod umgehen kann. Nicht die Angst bestimmt mein Leben, sondern ich selbst und kein anderer. Wenn man so denkt, entwickelt der Körper soviel Selbstheilungskräfte, dass man den Krebs besiegen kann. Das glaube ich zumindest. Heute geht es mir auch nicht jeden Tag gleich gut, aber ich komme gut zurecht und freue mich auf jeden Tag, den ich zusammen mit meinem Mann verbringen darf. Am Ende dieses Monats steht das Umzugsunternehmen vor der Tür - Einzug ins neue Haus und in ein neues geschenktes Leben!
Ich wünsche dir, dass ich dir mit meinen Ausführungen vielleicht ein Adventstürchen geöffnet habe, durch das du mit deiner Angst gehen kannst.
Ich hoffe es sehr für dich, kämpfe, denn es lohnt sich!
Ganz liebe Grüße
Elisabeth
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