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Alt 17.01.2018, 10:25
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wkzebra wkzebra ist offline
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Standard AW: Arbeiten gehen

Zitat:
Zitat von mohnblume79 Beitrag anzeigen
...Hier wird so viel getuschelt statt unterstützt, Menschen mit Chemo sind im Alltag kaum zu finden, ich kam mir echt vor wie aussätzig.
Meine Chefs wollten mir vorschlagen, dass ich mein Halbjahr Auszeit begründen sollte, dass ich eine Fortbildung mache, dann müßte ich Kollegen und Kunden vom Krebs nichts sagen....
Ich glaube, das hat ganz viel mit Unwissenheit zu tun. Krebs - Chemo- mit einem Bein im Grab. Oder zumindest längere Zeit "Out of order". Das ist doch das, was die erste Schlussfolgerungskette ist. Dass man auch während der Chemo-Zeit nicht nur in Watte gepackt in abgedunkelten Räumen vor sich hin vegetiert, kommt den meisten gar nicht in den Sinn. Nicht aus Böswilligkeit, sondern nur, weil sie es einfach nicht besser wissen.

Ich habe dazu mal ein paar Beispiele. Ich bin von Anfang an offen mit dem Krebs umgegangen, so dass es da schon die eine oder andere Begebenheit gab. Diagnose, danach 2 Tage gearbeitet, etwas organisiert, Kollegen und Vorgesetzte informiert, 2 Tage sowieso Urlaub, danach OP. Ziel: eine Woche nach der OP wieder arbeiten.

Dieses Ziel habe ich erreicht. Da durfte ich dann feststellen, dass der PR meine Kollegen in der Woche davor angemailt hatte, um für Vertretung für mich zu sorgen, "da ich ja längere Zeit ausfallen würde". Bäng. Es war vielleicht lieb und auch fürsorglich für die Kollegen gemeint, aber für mich war das ein Schlag in die Magengrube.

Eine Freundin, die ich bei einer Sportveranstaltung traf, fragte mich mit besorgter Miene: "Geht's dir einigermaßen gut?"
Ich: "Streiche einigermaßen."
Sie guckte mich entsetzt an und stammelte fast eine Entschuldigung. Ich: "Sag den Satz noch mal und lass einigermaßen weg."
Sie: "Geht's dir" - lange Pause - "gut?????"

Einem, mit dem ich dienstlich zu tun hatte, fiel meine vermeintlich neue Frisur auf. Ich bedankte mich und antwortete, dass die Haare nicht echt seien, weil ich gerade Chemo mache.
Eine halbe Stunde später rief mich seine Frau an (sie macht den Bürokram in seiner Firma). Er war wohl völlig von der Rolle und ich konnte sie beruhigen, dass es mir wirklich gut ging.
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