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Alt 02.08.2008, 20:51
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nikita1 nikita1 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
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Standard AW: Wertheim-OP v.18.7.2008 Ängste

Liebe Cee
Willkommen hier, auch wenn der Anlass kein schöner ist.
Ich kann dich (schriftlich) unterstützen, was die Chemo/Radiotherapie betrifft.
Mit einer Einschränkung: bin nicht operiert worden, da der Tumor schon inoperabel war.

Man hat also mit den Strahlen auf gut Glück losgeballert, insgesamt 70 Gray, alles äussere Bestrahlungen, keine Inneren.
Dazu kam einmal wöchentlich eine Cisplatin-Chemo, die sich ca. 5 Stunden hinzieht.
Davon sind aber nur ca. 30 Minuten wirklich Chemo, der Rest ist Cortison, und andere Cocktails, um die Nieren schön durchzuspülen.
Man hat dazu normalerweise einen Einzelraum, denn trotz der Kanüle im Arm muss man gleich dort tüchtig trinken und auch das kleine Geschäft verrichten - die Menge wird dann gemessen, alles , um sicher zu sein, dass die Nieren nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Echt doof war nur, wenn zu Beginn keine Vene gefunden wurde...die Stecherei ging an die Substanz. (habe dennoch keinen Port bekommen)

Die Radio: man kommt erst mal in eine Simulation, dort werden die Strahlenfelder aufgezeichnet, Typ "Indianerbemalung", bei mir wurden dann die 4 Punkte tätowiert, so dass ich baden konnte.
Dann liegt man jeden Tag still und allein im Raum unter dieser grossen "Kanone", sie wuchtet um dich herum, oben-rechts-unten und links.
Alles dauert nur kurze Zeit und man merkt überhaupt nichts von der Bestrahlung.

Die Nebenwirkungen waren bei mir zum Ende hin heftig, vor allem wegen verstrahltem After, aber ich nehme an, dass du nicht soviel Gray wie ich aufgebrummt bekommst, da du ja operiert wurdest.
Die explosionsartigen Durchfälle, die sich dann einstellten, gingen nach der Therapie wieder vorbei. Einmal hat es mich bei einem Spaziergang erwischt, war sehr unangenehm...
Und die Wortfindungsstörungen waren auch bescheiden, und ich konnte auch nicht richtig sprechen (wenn auch meine Familie meint, das sei Quatsch) ... mein Mund war wie "zugenäht" , die Muskeln verkrampft.

Alles in allem, nun ein Jahr nach der Prozedur kann ich sagen, dass man positiv an alles rangehen soll, ich habe immer visualisiert, wie die Chemo und die Strahlen den Krebs kaputtmachen.
Und zum Ende hin war er ja dann auch nicht mehr aufzufinden.

Als ich kaum laufen konnte wegen Gleichgewichtsstörungen, bin ich dennoch jeden Tag ein bisschen dahingewankt und war auch zum Entsetzen meiner Onkologin am Strand.
Es ist wichtig, dass man die Zähne zusammenbeisst....
Als die Therapie zu Ende war, bin ich in ein tiefes Loch gefallen, von mir aus hätten sie noch ewig weiter strahlen und Chemo geben können - Hauptsache, der Tumor und die restlichen Krebszellen sind weg und die Lymphen sauber.

Dann war ich noch Monate aufgeblasen wie ein Pfannkuchen, steif wie ein Brett, aber inzwischen geht es wieder besser.
Therapieende im Juli 2007, im Oktober stand ich in Halbzeit (trotz enormer Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen und Konzentrationsproblemen, Augenverschlechterung usw) wieder in der Firma auf der Matte.

Das dicke Ende kommt nach der Therapie, wenn man alle 3 Monate zur Nachsorge muss ...und immer zittert, ob was gefunden wird oder nicht.

Wenn du mehr Fragen hast, frag....
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (02.08.2008 um 21:08 Uhr)
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