Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 26.12.2016, 15:51
lotol lotol ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Hallo Hubi1981,

Zitat:
...deren Schilderungen oft sehr unter die Haut gehen und oftmals diverse Fragen in mir auslösen- was ein Mensch aushalten kann, was einen Mensch dazu bewegt das Leben trotzdem zu lieben, genießen und weiter aktiv zu gestalten. Mittlerweile kann ich mir diese Frage zum Teil selbst beantworten - weil man nur dieses eine Leben hat und es viel (nicht ausschliesslich) von einem selber abhängt was man daraus macht.
Auch bei der Abwägung, wie die Wunscherfüllung nach einem Kind "bewerkstelligt" werden könnte, geht es um eine realistische Einschätzung.

Zitat:
Wir beide wollten immer Kinder haben und es fällt mir schwer mich davon zu verabschieden. Sicherlich, man kann auch ein erfülltes Leben ohne Kinder führen, aber ich bekomme das Thema nicht aus meinem Kopf. Und auch meinem Partner geht es ebenso. Was es mir aber unendlich schwer macht, ist die Gefahr, dass der Nachwuchs die Krankheit, also die Prädisposition, erben könnte.
Ob bzgl. Krebs überhaupt etwas vererbt werden kann, ist bisher unklar.
Aus meiner Sicht ist es jedenfalls nicht hinreichend genug bewiesen, um das eigene Handeln von "Prädispositionen" abhängig zu machen.

Zitat:
Man riskiert also wissentlich die Gesundheit der Kinder. Sind wir egoistisch wenn wir trotzdem versuchen eine Familie zu gründen, darf man Kindern so etwas "aussetzen"? Ich weiß dass mir niemand eine Antwort darauf geben kann, es geht mir aber darum verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema zu sammeln. Ich möchte hier auch niemanden verletzen, verurteilen usw. Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Wenn man sich Kinder "zulegt", riskiert man etwas ganz anderes:
a) daß sie vorzeitig - woran auch immer - sterben könnten.
b) daß man sich dann, falls sie an einem Krebs sterben sollten, fragen könnte, ob bzw. wodurch das hätte verhindert werden können.
c) daß man sich ( b) weitergedacht ) fragen könnte, ob man bei der "Zulegung" nicht evtl. einen Fehler gemacht hat.


Jüngst sprach meine Tochter mit mir über ihren Kinderwunsch, weil sie auch Kinder haben will. Das ist noch nicht aktuell, aber sie dachte darüber nach.
Unter den Prämissen:
Mütterliche Linie:
Opa: Darmkrebs. Operiert und geheilt.
Oma: Starb "krebsfrei" an Altersschwäche.
Mutter: Brustkrebs. Operiert und geheilt.
1. Tante: Nierenkrebs. In permanenter Behandlung. Bisher überlebt und mit gewissen Nebenwirkungen normal weiterlebend.
2. Tante: krebsfrei
Onkel: krebsfrei

Väterliche Linie:
Vorher kein Krebsfall bekannt.
Ich: Lymphdrüsenkrebs (bösartig). Standard-Therapie und geheilt.

Was ich ihr dann sagte, gebe ich gerne an Dich/Euch weiter.
Vielleicht kann es Euch ein wenig helfen.

Wenn Du ein Kind haben willst, sind die Möglichkeiten, Dir ein's zuzulegen recht beschränkt, weil man sich kein's, z.B. aus Lindenholz, "daherschnitzen" kann.
Wenn Du also von der Möglichkeit absiehst, eine befruchtete Eizelle von Dir zu einem Kind heranwachsen lassen zu wollen, bleibt nur noch eine Adoption übrig.

Sozusagen ein bereits "fertiges" Kind anzunehmen.
Funktioniert i.d.R. auch einwandfrei, weil das "Graugans-Verhalten" dabei "greift":
http://www.planet-wissen.de/natur/vo...aensen100.html

Der "Haken dabei" ist aber, daß dieses Kind zwei Dir völlig unbekannte Erbgüter hat.
Und dann nimm mal an, daß mit diesem Kind irgendetwas ist, das Dir völlig fremd ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Würden Dir dann nicht Zweifel kommen, ob die Adoptions-Entscheidung vielleicht falsch war?

Also mach Dein Kind besser mit einem Partner, den Du liebst, selber.
Ganz abgesehen vom "Zeugungs-Vergnügen" wißt ihr dann eher, was Sache ist.
Kann natürlich auch nicht davor "schützen", daß mit dem Kind irgendetwas ist.
Muß gar kein Krebs sein.
Dann können auch Zweifel kommen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, ein Kind zu adoptieren.

Kannst auch den Wunsch nach Kindern ersatzlos streichen.
Und Dich dann vielleicht irgendwann fragen, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, doch Kinder zu haben.

Es hat wenig Sinn, sich im Leben an etwas zu orientieren, was vielleicht kommen könnte.
Jeder muß wissen, was er will.
Und das dann auch konsequent tun. Incl. den Folgen des eigenen Handelns.

"Schenkt" man Kindern das Leben, beinhaltet das auch, daß in ihrem Leben irgendetwas "schief" gehen kann.
Muß gar kein Krebs sein.
Wenn man nicht bereit dazu ist, das mit den Kindern "mittragen" zu wollen, legt man sich am besten gar keine zu.

Zitat:
Es geht mir nur darum verschiedene Meinungen zu hören und deren Erklärung, entscheiden müssen letztlich wir.
Ja, genau so ist es.
Wie geht es Deinem Mann?
Krebs plattgemacht?
Wünsche Euch alles Gute für 2017.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
Mit Zitat antworten