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Alt 09.02.2017, 04:19
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch trotz genetischer Prädisposition für Krebserkrankungen

Liebe Hubi1981,

Zitat:
Bezüglich meiner eigentlich hier ins Forum gestellten Frage zum Kinderwunsch. Ich stimme zu, dass man zum Thema Vererbung von Krebserkrankungen bzw. genauer formuliert die Vererbung einer erhöhten Prädisposition wohl noch am Anfang steht. Aber bei wenigen Darmtumorerkrankungen (HNPCC) und auch bei einigen Brustkrebserkrankungen hat man schon Gene identifiziert, bei denen bestimmte Mutationen die Prädisposition an Tumoren zu erkranken deutlich erhöht im Vergleich zu nicht-Mutationsträgern. Das heißt nicht zwangsläufig, dass der Merkmalsträger zu 100% erkranken wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch.
Und das bei der Entstehung eines neuen Lebens viel schiefgehen kann weiß ich, aber so was kann man immer irgendwie verdrängen –weil das jeden betrifft. HNPCC wird jedoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% vererbt, und dass kommt zu allen anderen Möglichkeiten oben drauf. Es ist also eine bewußt von mir getroffene Entscheidung dies zu riskieren. Und es überfordert mich völlig – ich kann diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten.
Vielleicht kann es Dir ein wenig helfen, wenn Du mal annimmst, daß sich die überwiegende Anzahl von Menschen keinerlei Gedanken bei der Realisierung ihres Kinderwunsches darüber macht, ob ihre Kinder vielleicht an Krebs erkranken könnten.
Sie wollen Kinder haben und zeugen deshalb auch (mit Vergnügen) so viele, wie sie halt haben wollen.

Auch bei meiner Familie war das so:
Wir wollten zwei Kinder haben, und denen haben wir ihr Leben "geschenkt".
Als das größte (natürlich bedingte) Geschenk, das wir ihnen geben konnten.
Zum Zeitpunkt ihrer Zeugung war weder in der mütterlichen noch in der väterlichen Linie irgendetwas über Krebserkrankungen bekannt.
Welche Veranlassung hätten wir haben sollen, über evtl. mögliche Krebserkrankungen unserer Kinder auch nur im Mindesten nachzudenken?

In der mütterlichen Linie erkrankten erst viel später:
- der Vater meiner Frau an Darmkrebs (wurde operiert - Krebs plattgemacht)
- ihre Schwester an Nieren-Krebs (plattgemacht im Rahmen einer neuartigen Studie - sie lebt mit permanenter Unterdrückungstabletten-Zufuhr weiter)
- meine Frau an BK (plattgemacht durch OP + Chemotherapie (ohne AK - war in den 1980er Jahren noch unbekannt)

In der väterlichen Linie "erwischte" mich jüngst:
- ein Lymphomkrebs (NHL, bösartig) (plattgemacht mit Therapie (Standard-Chemo + AK))

Erst im Nachhinein las ich sehr viel über Lymphdrüsenkrebse sowie die Entstehung von Krebsen ganz generell.
Einerseits, um einschätzen zu können, was evtl. noch auf mich zukommt, viel mehr jedoch andererseits, um unseren Kindern Hinweise darauf geben zu können, wie sie sich in Zukunft angesichts der relativen Häufigkeit von familiären Krebserkrankungen tunlichst verhalten sollten.

Um es gleich vorweg zu nehmen:
Aus meiner Sicht liegt ein sehr großer Vorteil von in einer bereits von Krebs betroffenen Familie - auch einer evtl. durch gewollte Kinder "ausufernden" Familie - darin, daß in dieser Familie längst hinreichend genug bekannt ist, was an Kontroll-Maßnahmen zu tun ist.

Dieser Vorteil ist auch relativ hoch einzuschätzen; denn zweifellos "erwischt" ein Krebs die allermeisten von uns nicht nur unvorbereitet, sondern v.a. auch auf Grund von Fehleinschätzungen.
Lebenslang an etwas gewöhnt:
Naja, das wird schon wieder.
Man braucht sich ja nicht wegen jedem Dreck gleich untersuchen zu lassen.
Erst viel später erkennt man, daß solche Fehleinschätzungen tödlich sein können.
Oder umgekehrt - bei Kindern, die durch ihre Eltern "vorgewarnt" sind - bei richtigem Verhalten das Überleben (einigermaßen bzgl. Krebs) absichern können.


Ich verstehe Deine Besorgnis bzgl. Kinderwunsch.
Meine Kinder wollten/wollen auch Kinder haben.
Während meiner Therapie wurde unser erster Enkel (am Tag der kalten Sophie - kann man sich leicht merken - ist immer der 15. Mai. ) geboren.
Ist der erste "Sohn"-Enkel.

Unsere Tochter wird "unbeeindruckt" von familiären Krebserkrankungen ebenfalls bzgl. Enkeln "nachziehen".

Vielleicht fragst Du Dich, warum sie das tun wird?
Genau so, wie Du Dich fragst, ob es für Dich/Euch zu "riskieren" ist, ein Kind "in die Welt zu setzen".
Angesichts des vermeintlichen Krebs-Risikos.

Vermeintlich deshalb, weil es genau genommen keinerlei definitive Aussagen darüber gibt und auch gar nicht geben kann!

Gib doch mal in Deine Suchmaschine ein:
Ursache für Krebserkrankung.
Du wirst endlose Ergebnisse bekommen.
Möglichkeiten ohne Ende, aber absolut nichts Definitives.

(Sende mal lieber, weil etwas nicht mehr richtig funktioniert)...
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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