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Alt 15.10.2004, 11:54
Gast
 
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Standard Wasser im Bauch - kollabiert Leber?

Liebe Petra,

deine Worte tun so gut!! Danke!!

Am 6. Oktober haben wir erfahren, dass unsere Mutter diese unheilbare Krankheit hat. Und da stand im Neukirchener Kalender: "Es gibt genug berechtigte Anlässe zur Resignation. [...]. Aber die Bereitschaft, Verantwortung zum Wohle der vorhandenen Menschen zu übernehmen ist entscheidend." Es ist so schwer, weil man auch selbst so viel Angst hat.

Ja ich bin Christ - wenn auch kein intensiver Bezug zu einer Gemeinde besteht - aber momentan fühle ich mich wie ein ausgedörrter Schwamm, der sich nach Wasser sehnt. Wir sind so leer und sehnen uns nach Stärke und Kraft. Wir wissen, dass Gott uns zur rechten Zeit auch die Kraft geben wird - aber momentan habe ich noch das Gefühl, an dieser 'Prüfung' zu scheitern. Susanne - und auch ihre Schwester - leiden so sehr und das ist so grausam!!! Immer nur und immer wieder diese allzu berechtigte Frage "Warum??????". Sanne weiß, dass ich versuche, mich auch hier im Forum auszutauschen um auch ein bißchen Mut zu tanken. Sie selbst kann es nicht. Sie weint sich Abends immer die Augen leer um dann am nächsten Tag wieder für unsere Kiddys (2 und 5) und ihren Vater (wir wohnen in einem Haus mit ihren Eltern) da sein zu können. Und ich bin einfach völlig unbeholfen und habe das Gefühl, ihr mehr als nur durch meine Anwesenheit helfen zu müssen. Aber vielleicht ist es ja auch gerade falsch, immer und immer wieder alle möglichen und auch unmöglichen Therapieverfahren mit allen besprechen und diskutieren zu wollen.

Und wir haben große Angst vor dem Zeitpunkt, wo unsere Mutter es erfährt, dass sie nicht mehr lange hat. Sie ist 66, viel jünger als ihr Mann - der wird bald 80 - und hat sich immer über alles und jedes gesorgt. Sie wird nicht loslassen können. Die Ärzte halten sich mit allen Aussagen sehr zurück - du hattest es ja auch schon gesagt - und sagen, dass sie jetzt alle Kraft zur Genesung nach der Darmoperation braucht. Ihr Mann weiß es auch noch nicht, dass es unheilbar ist. Und wir haben nun so sehr das Gefühl, dass wir sie belügen. Aber der Arzt hat gesagt, dass sie nichts erfahren darf. Wird sie es denn irgendwann selbst merken?? Aber braucht nicht ein Mensch Zeit, sich vorzubereiten? Braucht er nicht Zeit, um Abschied nehmen zu können, um letzte Dinge zu regeln, viele Gespräche zu führen, vielleicht nochmal sein Gewissen zu entlasten und ungeklärte Dinge zu regeln???

Kannst du darüber berichten, wie es bei deinem Bruder ging? Hat er es von euch erfahren oder von seinem Arzt? Gewinnt ein Sterbender gegen Ende die Ruhe, die ihn Abschied nehmen lassen kann? Oder wird dann durch den finalen Koma - so erklärten es uns die Ärzte - alles überschattet aber die innere Unruhe bleibt? Wie können wir ihr helfen? Oder sollten es sogar externe 'Profis' eher tun? Diakonie, Pallativmediziner, ...? Sie hat nie einen engen Bezug zur Kirche gehabt, auch wenn Susanne sagt, dass sie gläubig ist - schließt sich ja auch nicht aus. Ich bete für sie, fühle mich aber doch so unbeholfen und weiß nicht, ob das alles ausreichend ist, was man tut. Manchmal habe ich das Gefühl, ich will diese Situation um meinetwillen 'regeln', damit ich mir immer sagen kann, dass ich alles versucht habe. Dabei steht ja unsere Mutter voll und ganz im Mittelpunkt. Ist es vielleicht besser, garnicht zu reden oder zu agieren, sondern alleine da zu sein und nur auf die Bedürfnisse unserer Mutter zu reagieren? Wie habt ihr es gemacht? Welche Ängste hast du gehabt und wie seid ihr mit allem umgegangen? Man hat so viele Fragen...

Wenn du nicht hier öffentlich erzählen willst, kannst du dies gerne auch an meine eMail tun: barth@young-college.de . Ich würde mich sehr freuen, mich über die Dinge mit jemandem austauschen zu können, der auch Christ ist - und der einem vielleicht mehr vermitteln kann, als die üblichen - ist nicht böse gemeint - 'Floskeln'.

Liebe Grüße
Christian
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