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Alt 07.02.2006, 10:25
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kleiner Bär kleiner Bär ist offline
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Registriert seit: 27.01.2006
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Standard AW: Wie kann ich meinem Vater helfen?

Hallo Chris!

Danke für Deine nette Antwort. Es ist immer gut zu hören, dass man nicht allein ist - und vor allem hat sie mir Mut gemacht, meinem Vater nun doch etwas "aufdringlicher" meine Hilfe anzubieten, gerade in finanziellen Fragen. Das ist eine zwiespältige Angelegenheit bei ihm: er hat es immer am liebsten von uns ferngehalten - auch weil es ihm, glaube ich, oft ungangenehm war, dass es um unser Konto nicht immer so gut bestellt war, wie er es sich gewünscht hätte. Aber gerade weil das ein "wunder Punkt" ist, der ihn belastet, sollte ich vermutlich mehr darauf dringen, ihm hier helfen zu dürfen. Leicht wird das allerdings nicht, ich weiß, von wem ich meinen eigenen Sturkopf habe...

Naja, vermutlich sollte ich froh sein, dass es ihm im Augenblick noch so gut geht, dass er versucht, an seinem "ich mache alles alleine" festzuhalten.
Im Augenblick sind noch wenig (Neben)-Wirkungen der Therapie festzustellen - in puncto Nebenwirkungen vielleicht ein Segen, nach dem was ich über Tarceva gelesen habe, bisher. Zum Teil ist das sicher dem Cortisonpräparat zu verdanken, das er z.Z. bekommt. Allerdings soll die Dosis im Laufe der nächsten Wochen reduziert werden, mal sehen, wie es dann weitergeht. Wahrscheinlich sollte ich die Gelegenheit nutzen, solange er sich körperlich noch einigermaßen gut fühlt...
Nur ist im Augenblick alles noch so befremdlich "normal" - auch, weil die Therapie bisher (wir haben Glück und wohnen nahe an der Klinik) ambulant durchgeführt werden kann.

Und doch ist da immer der Gedanke im Hinterkopf: da ist etwas Schreckliches. Etwas Trauriges. Man möchte so viel sagen, aber findet eigentlich keine Worte. Gerade weil es noch "normal" ist - man also die "Normalität" durchbrechen müsste, um es auszusprechen. Nicht nur wegen praktischer Angelegenheiten, sondern auch was Gefühle angeht. Davor scheut sich irgendwie noch jeder, nachdem am Anfang eigentlich offen darüber geredet wurde. Eine seltsame Situation.

Am WE habe ich meinem Vater (bevor ich weggefahren bin) ein Gedicht geschrieben. Naja, es versucht. Keine literarische Glanzleistung, aber ich hatte das Gefühl, so besser als direkt im Gespräch sagen zu können, was ich fühle: "Papa Bär, ich hab Dich lieb..."

Mag sein, das ist etwas kitschig - aber er war immer mein "Papa Bär" - seit ich 2 Jahre alt war und mit ihm "Kleiner Bär und Papa Bär" unterm Wohnzimmertisch gespielt habe...
Irgendwie fallen mir diese Sachen immer dann ein, wenn ich gerade stark sein möchte, für ihn.

Und dann bin ich wieder ein ganz, ganz kleiner Bär, der nur noch sagen möchte: "Ich geb Dich nicht her! Ich lass Dich nicht weg!". Wird man eigentlich nie erwachsen?

Mein Vater hat nichts gesagt, als ich Sonntagabend wiederkam. Aber das Gedicht liegt jetzt auf seinem Schreibtisch.

Deinem Vater und Dir, Chris, wünsche ich alles, alles Gute. Hoffentlich finden sich auch auf Deine praktischen Fragen Antworten (ich habe leider keine). Ich drücke die Daumen!
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"Wenn die Strömung gegen dich ist und du am Ende deiner Kräfte bist, hör auf zu denken, hör auf zu sehen und zu hören, hör meinetwegen auch auf zu hoffen, aber hör niemals auf zu atmen und zu schwimmen!"
(Jörg Kastner)

Geändert von kleiner Bär (07.02.2006 um 10:45 Uhr)
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