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Alt 13.07.2018, 08:45
monika.f monika.f ist offline
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Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Liebe Däumling,

ich schreibe jetzt wieder mal als Angehörige statt als Betroffene. Meine Mutter ist Ende November 208 5 Monate nach Diagnose Gallengangskarzinom gestorben, während ihrer Erkrankung war mein Vater gleichzeitig krank, teilweise mit ihr zusammen auf dem Zimmer, teilweise ganz woanders in Kliniken.

Ich habe in Erinnerung, dass ich immer nur hin und her gefahren bin zwischen meiner Mutter, meinem Vater und meiner eigenen Wohnung, alles ca. 200 km voneinander entfernt. Mit Ärzten reden hier und dort, alles organisieren. Und dann das 'Ergebnis', dass meine Mutter doch gestorben ist und mein Vater 10 Wochen nach ihr.

Also ich kann verstehen, dass Du Dich ausgelaugt fühlst, und ein halbes Jahr ist keine Zeit, um sich erholen zu können. Bei mir hat es Jahre gedauert, und ich bin immer noch nicht mit allem fertig. Psychologische Unterstützung hatte ich, würde ich Dir auch empfehlen, aber das macht ja nichts ungeschehen. Praktische Unterstützung hatte ich durch meinen (jetzigen) Mann und meinen Freundeskreis, dafür bin ich sehr dankbar. Es bleibt aber dennoch viel an einem selber hängen.

Gib Dir doch einfach Zeit, das wäre mein Vorschlag. Wenn Du Deine Ruhe haben willst, dann sag das den anderen. Ich denke, das wird jeder verstehen. Das mit dem Weinen ist so eine Sache, ich konnte und kann es auch nicht so richtig. Du kannst nichts erzwingen.

Aber pass auf Dich auf! Das habe ich nicht gemacht, bin in längst vergangene ungesunde Muster verfallen und hatte 2013 selbst meine erste Krebsdiagnose, mit 53, also viel früher als meine Mutter. Letztes Jahr dann im Oktober 2017 der Speiseröhrenkrebs, wie Dein Vater Plattenepithelkarzinom, allerdings hatte ich keine Komplikationen bei der Operation. Die letzten Monate war ich quasi gezwungen, mich nur um mich zu kümmern, hätte keine alten Eltern betreuen oder für Kinder da sein können. Da frage ich mich manchmal, musste es so weit kommen? (Es ist nun mal umstritten, welche Rolle die Psyche bei der Krebsentstehung spielt.)

Liebe Grüße,

Monika
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