Thema: Akzeptanz
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Alt 12.05.2010, 10:57
flipaldis flipaldis ist offline
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Standard AW: Akzeptanz

Hallo Eva,
meine Diagnose bekam ich am Mittwochabend, 30.9.08 um 19.00h.
Das ganze Jahr hatte ich mich nicht wohl gefühlt, war jeden Morgen mit Schmerzen aufgestanden, durch meinen Tag gewankt und abends mit Schmerzen wieder ins Bett gegangen. Ich wusste, dass etwas massiv nicht in Ordnung war, hatte aber noch nicht einmal die Kraft und Entschlussfreude um zum Arzt zu gehen. Weißt du, es war nichts Greifbares da, ich fühlte mich nur einfach schlapp, mutlos und zog mich immer mehr in mich zurück.
Eines Morgens bemerkte ich eine Beule ca. faustgross im Bereich meines rechten Unterbauchs, am rechten Ende meiner Kaiserschnittnarbe. Als ich darauf drückte liess sie sich nicht zurückverlagern, aber ich musste ganz dringend auf die Toilette. Meine Eigendiagnose lautete: Bruch der Kaiserschnittnarbe mit eingeklemmten Blasenteilen. Mein praktischer Arzt schloss sich dieser Diagnose an und überwies mich ins Krankenhaus zur Reparatur, mit der Bitte diese endoskopisch durchzuführen. Haha.
Beim Ultraschall im KH wurden flüssigkeitsgefüllte Strukturen in diesem Bereich gesehen, ebenfalls wurde wieder Blase diagnostiziert und ein OPTermin vereinbart.
Ich dachte mir das so: Am 30.9. gehst du rein, wirst am 1.10. operiert, schläfst dich das Wochenende da aus, gehst am Montag nach Hause und stehst dann abends wieder in der Praxis.
Am Aufnahmetag wurde ich durch die gesamte KHmaschinerie geschleust, Blutabnahme, CT , Narkosebesprechung etc, abends kam dann noch ein Weißbekittelter und nahm mich mit zum Ultraschall. Im Anschluss daran äußerte er seinen Verdacht auf Ovarialca, zeigte mir die entsprechenden US Bilder und besprach das weitere Prozedere.
Wie habe ich das erlebt. Zuerst war ich ein bisschen geschockt, dann aber machte sich große Erleichterung in mir breit. Endlich wusste ich wirklich, was mit mir los war. Es war für mich ein Befreiungsschlag.
Vom Tag der OP weiß ich nur noch wenig. Früh morgens wurde ich in den OP gefahren, dann war alles dunkel. Irgendwann sagte jemand zu mir , halten sie sich da mal fest und ich hörte ein Klacken, wie von einem Röntgengerät.
Richtig wach wurde ich dann erst auf der Intensivstation. Aber- ich war schmerzfrei. Natürlich hing ich am Tramaltropf, das habe ich allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht realisiert. ICH FÜHLTE MICH FREI VON SCHMERZEN!
Mein nächster Gedanke war: Wenn du jetzt gestorben wärst, wäre es nicht schlimm gewesen. Ich fühlte mich frei, froh und glücklich.

Und dieser Gedanke ist es, der bei mir zuverlässig das Gedankenkarussell abstellt. Wenn du jetzt gestorben wärst, wäre es nicht schlimm gewesen.

Ich bin heute weitaus offener als früher, gehe mehr aus mir heraus, rede mit fremden Leuten, bin zufriedener, glücklicher. Meine Erkrankung hat einen sehr geringen Stellenwert in meinem Leben eingenommen.
Wenn ich hier schreibe, tue ich es um anderen Betroffenen zu helfen, Diagnosen zu erklären und wenn ich Blödsinn verfasse, tue ich es um euch aufzuheitern.
Meinen Tod habe ich als Teil der Erkrankung akzeptiert, ich weiß nicht wann er kommt aber bis dahin will und werde ich leben und fröhlich sein, denn wenn ich damals schon gestorben wäre, wäre es auch nicht schlimm gewesen.
flipaldis
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