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Alt 26.01.2017, 02:32
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Ritterin Ritterin ist offline
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Standard AW: Nebenwirkungen Sutent

Hallo DSCHACHE

Tut mir sehr leid daß Dein Vater auch betroffen ist und Deine Eltern sich momentan so schwer tun.
Ich verstehe Deinen Wunsch zu helfen so gut, ich hab auch als Tochter hier ins Forum gefunden.

Veränderungen im Geschmackssinn ist einer der ganz typischen Nebenwirkungen von Sutent, das kommt sehr häufig vor.

Leider muss ich Dir sagen daß das noch eines der kleinsten Übel ist, es KANN durchaus mit der Zeit zu noch stärkeren Nebenwirkungen kommen, wie etwa Probleme die die Schleimhäute und den Magen-Darm-Trakt betreffen und auch Müdigkeit und das Hand-Fuß-Syndrom. Die Hornhaut an Händen und Füßen kann sich ablösen, da muss man sehr viel cremen und pflegen damit das nicht wund wird.
Wie gesagt, das KANN passieren, muss aber nicht. Jeder Patient reagiert unterschiedlich.

Wenn nach einiger Zeit neue Metastasen auftauchen ist das für die betroffene Person oftmals ein Schock. Viele Betroffene fühlen sich dann erstmal ausgeliefert und fühlen sich als könnten sie sich nicht mehr auf den eigenen Körper verlassen. Da ist immer dieses Gefühl da "Was passiert jetzt? Was kommt noch alles auf mich zu?"
Besonders wenn wie bei deinem Papa das bisherige Leben sehr gesund verlaufen ist ist das etwas mit dem man erst mal lernen muss umzugehen.

Sutent ist eine Target-Therapie, und diese Targets sind sehr gut!
Ich wünsche Deinem Vater sehr daß Sutent wirkt und das nächste CT oder MRT gute Nachrichten für ihn bringt, damit er wieder mehr Hoffnung und Lebensmut finden kann.

Mein eigener Vater hat Sutent nicht gut vertragen, die Nebenwirkungen sind in seinem Fall ZU stark geworden und er wurde dann auf ein anderes Target, Afinitor, umgestellt. Mit Afinitor war er dann fast 4 Jahre lang stabil, stabil heisst das Wachstum der Metastasen und des Rezidivs kam zum Stillstand und Afinitor hat er wesentlich besser vertragen.

Daß Afinitor in seinem Fall besser war heisst aber nicht daß es für jeden Patienten besser ist, der eine spricht besser auf das eine, der andere besser auf ein anderes Medikament an. Das ist von Fall zu Fall verschieden, und herausfinden kann man das nur durch versuchen.

Es ist schwierig als Angehöriger das richtige Maß und den richtigen Weg zu finden jemanden zu unterstützen. Bei uns war das auch so.
Ich habe stets versucht zu zeigen daß ich IMMER für meine Eltern da bin, habe aber auch aufpassen müssen meinen Vater zu nichts zu drängen, denn er ist der Patient und muss für sich den richtigen Weg finden.
Wenn er keine Therapie machen möchte, dann dränge ihn nicht. Wenn dann sollte der Wunsch von ihm selbst kommen, das die Möglichkeit besteht weiß er ja durch Deinen Vorschlag.
Manche möchten das mit sich selbst ausmachen, andere suchen sich lieber professionelle Hilfe.

Mein Vater wollte Anfangs auch nicht über die Erkrankung reden und wollte auch nicht daß in der Familie oder im Freundeskreis darüber gesprochen wird.
Mit den Jahren hat sich das ganz von alleine geändert. Gib ihm Zeit.
Vieles muss erstmal persönlich verarbeitet werden. Von ihm und auch von Euch, Dir und Deiner Mama.

"Krebs-freie" Momente, Gespräche und Erlebnisse sind sehr sehr wichtig.
Der Krebs ist nun zum einem Teil seines Lebens geworden, soll aber nicht das ganze Leben bestimmen und definieren.

Ich wünsche Euch allen, besonders Deinem Papa, viel Kraft.

Und ich wünsche Euch daß Ihr als Familie wieder mehr unbelastete Momente erleben könnt damit Dein Papa wieder Hoffnung sammeln kann.

Und wenns nur ein gemeinsames Abendessen, ein kleiner Ausflug oder ein kleines nettes Treffen ist. Jede gute Minute ist Gold wert!

Halte uns bitte auf dem Laufenden.

Alles Liebe und Gute für Euch, ich drück Dich mal von der Ferne

Bettina
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