Thema: Akzeptanz
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 12.05.2010, 19:00
HeikeD. HeikeD. ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 24.07.2009
Ort: Schleswig-Holstein, an der schönen Ostsee
Beiträge: 163
Standard AW: Akzeptanz

Liebe Eva,

ich habe seit über 4 Jahren EK und werde palliativ behandelt.

Bis heute habe ich den Tod als Folge meiner Krankheit noch nicht richtig akzeptiert. Allerdings kann ich sagen, dass ich mich bereits einmal in einer sehr schlechten Verfassung befand und nur allzu bereit war, ihn zu akzeptieren, ja, ihn sogar herbeiwünschte.

In Zeiten mit recht guter Lebensqualität kann ich den Gedanken an den Tod natürlich schwer ertragen. Aber in gerade diesen Zeiten versuche ich, ihn als Folge dieser Erkrankung akzeptieren zu lernen. Ich habe hier im Forum eine liebe Freundin gefunden, die sehr gläubig ist. Das gilt für mich zwar nur eingeschränkt, aber durch sie habe ich gelernt, Gefühlen wie z.B. Angst, Verzweifelung oder Wut anders zu begegnen als in den ersten Jahren meiner Krankheit. Für mich persönlich gilt, dass mir gerade diese Gefühle sehr schaden, da sie meine Lebensqualität hochgradig einschränken.

Meine Erkrankung habe ich gelernt zu akzeptieren. Es war ein langer Weg, der noch immer nicht abgeschlossen ist. Gerade vor einigen Tagen wurde mir aus aktuellem Anlass mal wieder klar, dass meine Gefühlswelt ganz schnell wieder aus den Fugen geraten kann. Und speziell bei mir fürchte ich, wird die Akzeptanz sich niemals völlig einstellen. Sie wird wohl niemals derartig gefestigt sein, dass mich nichts mehr aus der Ruhe bringt. Dafür bin ich immer noch viel zu sehr meinen Gefühlen, die oftmals ganz schnell wechseln, ausgeliefert.

Die Phasen der Wut oder auch der Trauer waren auch Begleiter auf meinem Weg ( meine Psychologin bezeichnet sie als Teil der Krankheitsbewältigung), und noch heute keimen sie sporadisch auf. Sicherlich sind sie wichtig, sollten aber meiner Meinung nach nicht ewig dauern, denn sie kosten auch sehr viel Kraft.

Ich glaube, ich könnte nächtelang darüber reden und trotzdem noch immer nicht alles gesagt haben, was mich in diesem Zusammenhang bewegt. Darum ist es schwer, es hier kurz und trotzdem aussagekräftig niederzuschreiben.

Für mich steht fest, dass es kein Schema gibt. Jeder wählt den für sich besten Weg, diese Krankheit "aushalten" zu können und jeder Weg ist anders. Um jetzt den Bogen noch einmal zurückzuschlagen zu deiner Frage, ob man es jemals akzeptieren kann: Ja, ich glaube, dass es Frauen gibt, die es können. Aber ich glaube auch, dass es noch mehr Frauen gibt, denen es niemals ganz gelingt.

Liebe Grüße
Heike
Mit Zitat antworten