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Alt 17.01.2007, 23:19
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Auch ich gehöre nun dazu

Zitat:
Zitat von Emma 188 Beitrag anzeigen
5.) und das möchte ich auch noch zum Schluss los werden.
als Angehörige kann man sich niemals in die Lage eines Betroffenen
herein versetzen.

Dein letzter satz macht mich total wütend!
Woher nimmst du dir das recht über alle Angehörigen zu sprechen?
Wenn du es so siehst, bitte.
Liebe Kartharina
Liebe Emma
Lieber Kamelle
alle anderen

Genau das ist einer der Probleme auf dieser Erde, nicht nur hier im Forum - die Gedanken und Gefühle anderer "an zu nehmen" - ja was heisst das? Ist es, dass man in der Lage ist sich in die Lage des andere hineinzuversetzen (als Betroffene7r oder Anggehörige/r oder geht es darum die Gedanken und Gefühle des anderen so anzunehmen wie er sie für sich als gut, richtig und wichtig erachtet.

Ob Betroffene/r oder Angehörige/r, das hat eine philosophische Hinterpfragung verdient....

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen - ich bin Angehörige UND Betroffene - es sidn zwei Welten die aber durch viele Gespräche und Toleranz und Respekt den Weg zu einander finden können, damit die Kluft nicht mehr so gross ist.

Grundsätzlich ist es falsch wenn man eine Aufteilung von Angehörige/r und Betroffene/r macht, den jeder Betroffene/r ist auch Angehörige/r - ist man doch auch Angehörige/r eines Angehörigens der genau unter der selben Situation wie er leidet... auch wenn die Ausgangslage und das Ende des Weges vielleicht anders sein wird. Grundsätzlich leiden alle darunter Betroffene als Betroffene und Angehörige, und Angehörige als Angehörige und Betroffene (dieser Situation).

Ich teile die Erkrankten, also Betroffene und die Angehörigen nicht gerne in Gruppen ein.

Es ist mit meiner anderen Lebenssituation zu vergleichen.

Ich habe seit 2001 die Diagnose MS (Multiple Sklerose) mit Erstverdacht seit 1982. Es gab gute und schlechte Phasen vom Erstverdacht bis zur Diagnosestellung, wobei leider seit 2000 immer mehr Schlechte als Gute! Bis 2002 stand ich voll im Berufsleben als Krankenschweester, Hausfrau und Mutter mit einem Haus und Garten sowie unseren Tieren, ich bin auch in vielen Vereinen, aj sogar politisch sehr aktiv gewesen, liebte das Wandern, Skifahren, Trampolinspringen, Schwimmen, Fechten etc. und gab zudem noch Unterricht in der Schwesternschule sowie organisierte div. Kurse für Menschen mit verschiedenen Krankheiten damit sie mit ihrer Lebenssituation besser umgehen können. International war ich in eingen Artbeitsgruppen tätig und hielt Vorträge an internationalen Ärztekongress oder Weiterbildungen für Ärzte und med. Personal ab. Ich stand voll im Leben, aktiv und mit grosser Freude dabei. Seit Sommer 2000 leide ich zunehmend unter den Lähmungen, den Gleichgewichtsproblemen und vieles mehr... Seit 2001 kann ich nur noch mit Hilfsmittel gehen, d.h. zuerst mit dem Stock, dann von 2002 bis Frühjahr letztes Jahr Stock und Rollaor (Gehwagen wie für ältere Personen). Seit Sommer 2006 habe ich einen Rollstuhl, ein E-Scooter (wie ein Elektrorollstuhl) und nun seit Herbst 2006 ein E-Rolli. Zu Hause kann ich noch etwas laufen - wenn auch nur mit an der Wand und an Möbel festhebend oder mit meinem Stock. Es ist eine Sache der Zeit, dass ich den E-Rolli auch daheim benötige.

Also gehöre ich nun als ehemalige Krankenschwester die imer für andere da war plötzlich zur Gruppe derjenigen Menschen die mal mehr oder mal wenioger Hilfe benötigen - zu der Bevölkerungsgruppe "Behinderte".

Nun zur Kernaussage - wer sagt ab wann ist man behindert und wer darf sich erlauben jemand überhaupt als Behindert zu klassifizieren? Wenn schon, dann einzig und alleine die Person die sich behindert fühlt.

Ich fühle mich nicht behindert, höchstens in meinen Bewegungen eingeschränkt - das schlimmste am ganzen ist, dass ja der Kopf alles noch kann z.B. "ich geh schnell mal einkaufen" - die Abläufe sind im Kopf fest verankert ABER der Körper hinkt hinten nach!

Wenn ich mich als Behindert hingegeben würde, würde ich ein grosser Teil meiner selbst auch aufgeben. Ich würde nicht mehr Ich sein...

Das hat aber nichts mit Aufgabe zu tun... sondern des Verlusts des Ichs und das was das Ich ausmacht.

Deshalb freuen wir uns auf die nächsten Abenteuer.... auch im Rolli und für Willy mit Sauerstoff sind sie machbar und geniessbar - es ist einfach umständlicher aber machbar! Unser Traum ist mal in die White Dessert zu gehen.

Das Ziel gilt es zu verfolgen egal ob als Betroffene, Angehörige oder Behinderte.

Kamlle hat auch sein Ziel gefunden und verfolgt dies, wir können ihn nur ermutigen den Weg zu gehen der für ihn stimmt ohne kränkende Vorurteile anderer.

Wir gehen auch unseren, und er ist oft nicht geradelinig.

Liebe Grüsse s'Doppelpäggli
__________________
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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GEMEINSAM SIND WIR STARK - seit 30 Jahren das DOPPELPÄGGLI!
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