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Alt 13.04.2008, 13:47
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Meine Mutter auch - ich brauche bitte eure Hilfe!

Hallo ihr Lieben,

meine Ma konnte nun doch im Krankenhaus bleiben übers Wochenende, und das hat mich sehr beruhigt. Sie wirkt auch ein bischen fitter, als noch vor anderthalb Wochen - gut, DREI Wochen Krankenhaus sind ja für jeden eine Tortour. Sie sieht mit ihrem "Mecki-Haarschnitt" ganz witzig aus - ich hatte ein bischen Bedenken, wie sie so wirkt, aber ich fand es ganz ok. Natürlich verhindert der Schnitt nicht, dass auch die restlichen Haare sich verabschieden - aber das Kopfkissen sieht immerhin nicht mehr so wild aus.


Gestern bei meinem Besuch hatten wir ein schönes, intensives Gespräch miteinander, neben all der "normalen" Unterhaltung. Gar nicht mal so lang, aber schön. Mutti wirkte so ruhig, so gefestigt. Ich weiss nicht, wie lange dieses Gefühl in ihr anhalten wird, aber ihr tat es gut, das merkte ich, und mir auch.

Wir haben über das gesprochen, was kommen kann. Ganz ruhig.
Nicht allzu konkret, aber offen.
Ich möchte das einfach mal hier reinsetzen, auch wenn es sehr
persönlich ist. Als Trost für die Töchter (und Söhne), die mit den gleichen
Gefühlen konfrontiert werden, wenn ihre Mütter (oder Väter) krank werden.


„Es ist wohl schon sehr weit fortgeschritten bei mir, nicht wahr?“
„Ja, das ist es... Weisst du, es gibt natürlich immer Wunder, und
warum sollte nicht auch bei dir ein Wunder eintreffen? Aber es
stimmt schon, dass es bei dir sehr stark fortgeschritten ist.“

„Es ist nicht mehr heilbar, das weiss ich. Ich werde versuchen,
was geht. Und wenn sie es nicht mehr zurückdrängen können –
dann ist es halt vorbei.“

Ich überlege kurz. Frage dann doch.

„Hast du keinen Bammel?“

„Nee, ich hab keinen Bammel. Irgendwie bin ich ganz relaxed
momentan.
Ich bin doch auch schon 75. – Ich möchte nur nicht,
dass es so beschissen wird zum Schluss.“

Mir sitzt ein dicker Kloß in der Kehle, aber ich schlucke ihn
weg.
Der Moment ist zu kostbar, um zu heulen, und ihr noch ein
schlechtes Gewissen zu machen, weil sie so offen war.
Sie sieht sicher trotzdem an meinem Blick, was mir dieses
Gespräch bedeutet.

„Heute muss keiner mehr leiden. – Es gibt soviel neue Medikamente,
gegen Atemnot, und gegen Schmerzen.“

„Das ist gut. Vor allem Atemnot möchte ich nicht haben.“
Pause. Lächeln.
„Aber erstmal komme ich Montag nach Hause!
Und jetzt fährst du heim, ja? Du warst lange genug hier.“

Es sind diese seltenen, intensiven Momente, die mich
glauben lassen, dass es doch einen Gott gibt, der auf
uns schaut.



Drück euch alle
euer Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (13.04.2008 um 14:52 Uhr)
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