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Alt 27.10.2014, 09:46
Hexlein73 Hexlein73 ist offline
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Standard AW: 1 Jahr nach Diagnose , wie gehe ich mit der Angst um ?

amba, dann schreib ich mal noch schnell.

angst, dass was "zurückkommt", hab ich nicht.

ich hab ja noch nicht mal richtig realisiert, dass ich wirklich an krebs erkrankt bin im jahr 2013.
ich war 39 jahre alt, fühlte mich jung und gesund, stand mitten im leben. du weißt schon, rush hour, beruf, familie, haushalt.
ich hatte "nur" starke blutungen, und meine damalige gyn meinte, das wär normal mit ende 30, außerdem hatte ich eine kupferspirale liegen, die auch starke blutungen verurschen kann. aber zur sicherheit sollte ich eine ausschabung machen lassen. nichts deutete auf krebs hin. meine pap-abstriche waren immer sehr gut.

das tat ich also, ich ließ die ausschabung machen. mit schrecklichem ergebnis. endometriumhyperplase mit atypien, in übergang in ein endometriumkarzinom. als ich das hörte, dachte ich an einen schlechten scherz.
2 wochen später lag ich (mit völlig blanken nerven und tränenüberströmt) am op tisch und alles wurde rausoperiert. und erwacht bin ich dann ohne geschlechtsorgane.

ich dachte nicht im traum daran, dass ich krebs (wenn auch im anfangsstadium) haben könnte, warum auch????

so gings mir mit dieser elenden krankheit, die mich (und sicher viele andere auch!) aus heiterem himmel überfallen hat in noch jungen jahren.

ich hatte einen schweren schock, und war und bin wohl noch immer traumatisiert, erstens von der diagnose, zweitens von den op-folgen, die wirklich enorm sind und für mich (und meine familie!!) als noch junge frau wahnsinnig hart, teilweise unerträglich.
das wort "wechseljahresbeschwerden" trifft nicht ansatzweise den zustand, in den ich danach geraten bin und immer noch bin.

"die zeit danach" war für mich geprägt von schmerz und tränen, stimmungstiefs, kraftlosigkeit, körperlichen und seelischen schmerzen, immer wieder den vergeblichen versuchen, doch wieder ein "normales frauenleben" führen zu können, das frauen mit anfang 40 halt so haben.
ich habe mehrere freundschaften verloren, weil die freundinnen mit mir in meinem leid nicht umgehen konnten und können und mir nicht verzeihen konnten, dass ich nicht "glücklich bin, weil ja nun alles weg und gut ist", sondern wahninnig unter den op-folgen leide.
ich hab angst um meine partnerschaft.

alles in allem war das ein tiefer tiefer einschnitt in mein frauenleben und ich bin nicht mehr der lustige, positive, geduldige mensch, der ich vorher war, in keinster weise. das sagen mir auch viele menschen, die ich kenne, dass ich mich sehr (zu meinem nachteil) geändert habe und ich gar nicht wiederzuerkennen bin. das ist für viele unbegreiflich, weil ich ja als "geheilt" aus dem kh entlassen wurde. aber ich fühl mich leider nicht geheilt, auch nach 1,5 jahren nicht, sondern es fühlt sich an wie seine eigene auslöschung.
manchmal denk ich mir: wann hört dieser alptraum endlich auf?

für meine familie ist das alles auch belastend, meine 14-jährige tochter sagte neulich wieder zu mir "wo ist meine mama hin? ich vermisse sie so". das tut sehr weh.
nur, die alte mama gibts nicht mehr, die ist am op-tisch zurückgeblieben, das ist leider die traurige realität.

so ist meine zeit danach verlaufen.

ich hab mir eine neue gyn gesucht, die mich menschlich betreut und mich nicht nur als stück fleisch wahrnimmt, das halt krebs hatte und der deswegen die geschlechtsorgane entnommen wurden, sondern als menschen.
sie ist eine, die mir zuhört und versteht.
wirklich helfen in sachen hormonentzug kann sie mir aber auch nicht.
die mir erklärt, warum ich nun "so" bin, dass das nicht meine schuld ist, sondern mit der radikaloperation zusammenhängt.

viele ärzte reagier(t)en nämlich mit ahnugnslosigkeit auf meinen gesundheitszustand nach der op.
mein internist meinte gar, als er meinen hormonbefund gesehen hat: "liebe frau, das ist gar nicht gut, wollen sie das denn so lassen- in ihrem alter??? sie werden krank werden , wenn sie nix dagegen tun". sehr witzig.

was mir geholfen hat, war eine selbsthilfegruppe namens femica.
da sind viele totaloperierte frauen (nicht nur nach krebs), die kontakte haben mir sehr geholfen, wenn ich mich mutterseelenallein fühlte und fühle in meinem schmerz und leid.

und hier sind auch einige ganz ganz liebe frauen!

Geändert von gitti2002 (27.10.2014 um 20:28 Uhr) Grund: Beitrag hierher verschoben
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