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Alt 04.07.2002, 15:53
Gast
 
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Standard Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Petra!

Die Fete war ganz toll. Es wurde der siebte Geburtstag von meinem Großen gefeiert und weil es regnete, durften wir ausnahmsweise in die Schwimmhalle. Die ist während der Freibadsaison eigentlich für öffentliche Nutzung gesperrt. Eine Bademeisterin hat die sieben Jungs ein einhalb Stunden beschäftigt und danach hat mein Vater noch ein Kindermenü im angeschlossenen Restaurant spendiert. Als wir hinkamen war der Tisch schon mit lustigen Servietten und Luftschlangen geschmückt. Ich musste mich nur noch hinsetzten bestellen. Die Jungs waren sehr ruhig nach dem Toben im Wasser. So viele Kinder im Alter von sieben bis acht, da geht es eigentlich hoch her.
Meiner Mutter ging es so gut, dass sie mit in die Schwimmhalle kommen konnte. Dort hat sie viele Fotos gemacht. Der Tag hat ihr sehr viel Freude bereitet.

Am Montag wurde die Chemo wieder aufgenommen. Meine Mutter hat in den letzten Tagen wieder ca. 6 kg verloren. Dabei isst und trinkt sie ausreichend. Mein Vater achtet sehr darauf, dass sie genügend trinkt. Er ist sehr hilflos, weil er nicht weiß, wie das Gewicht so runtergehen kann. Er hatte eigentlich vor, nochmal mit den Kindern und meinem Schwiegervater zu verreisen. Nächsten Dienstag, nach Mutters Chemo mit anschließender 24h-Infusion. Zu seinem Haus, das er sich als Altersruhesitz eingerichtet hat.Aber ich frage mich, ob es zu der Chemo überhaupt kommt. Sie hatte heute unter 52kg und das letzte mal hat sie zwei Wochen gebraucht, um die 6 kg zuzunehmen, die sie in vier Tagen wieder verloren hat.

Vor zwei Wochen sagte mir eine Ärztin, ich hätte noch einige Wochen mit meiner Mutter. Da überlege ich natürlich sehr gut, ob ich schon Mitte August aus Deutschland weggehe. Bin ich erst einmal weg, kann ich wegen der Einreise- und Aufenthaltserlaubnis nicht schnell mal zurückkommen. Ausserdem habe ich im Ausland niemanden für die Kinder. Sie sind dort fremd und der 12-stündige Flug ist von ihnen nicht leicht zu verkraften, auch wenn wir in derselben Zeitzone bleiben.

Gestern waren wir im Tropeninstitut. Den Kleinen habe ich nicht impfen lassen, da er auf Allergien noch getestet werden musste. Heute Nacht bekam er Fieber mit Bauch- und Kopfschmerzen und Erbrechen. Er hatte Krämpfe und hat immer wieder geschrien und fürchterlich geweint. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich habe in dieser Nacht nicht schlafen können. Der Arzt sagt, es ist eine Magen-Darmgrippe. Aber der Kleine muss ins Krankenhaus, wenn er nichts trinkt. Er kommt an den Tropf, wenn er bis nachmittags nicht wenigstens 500 ml trinkt. Ich saß einfach da und habe geheult. Ich will in kein Krankenhaus mehr. Weder mit meinem Sohn noch um meine Mutter zu besuchen. Ich habe von Infusionen und Schläuchen die Nase voll. Ich habe ihn überreden können, die Hälfte zu trinken.

Jetzt schläft er und ich habe mir hier mal meinen Frust abgeschrieben. Wenn er aufwacht trinkt er hoffentlich den Rest. Irgendwie werden wir das Kind schon schaukeln. Aber manchmal habe ich schon das Gefühl, jemand will die Grenze meiner Belastbarkeit erreichen. Mein Schwiegervater springt mal wieder ein und kümmert sich um den Großen. Ohne meine Schwiegereltern hätte ich schon längst die Flucht ergriffen und versucht, eine Mutter-Kind-Kur zu bekommen. Aber so geht es immer irgendwie weiter.

Liebe Petra, ich hoffe wirklich dass es Dir wieder etwas besser geht. Ich freue mich immer von Dir im Forum etwas zu lesen. Im Mai hast Du etwas von einer Chemo-Therapie in Tablettenform geschrieben. Meiner Mutter wurde auch eine Therapie in Tabletteform angeboten, die sie täglich nimmt und bei der sie zu Hause bleiben kann. Bekommst Du die Tabletten noch? Kommst Du mit ihnen zurecht?

Wenn ich traurig bin, so wie jetzt, denke ich an etwas, das mir Freude macht. Im Augenblick sind das viele bunte Schmetterlinge. Die ändern zwar nichts an der Situation, aber grade bringen sie mein Herz zum lachen. Auf zum nächsten Teegefecht und Krankenhaus Ade!

Deine Nidra
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