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Alt 29.08.2015, 12:47
SmartM SmartM ist offline
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Registriert seit: 09.11.2014
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Standard AW: Das Rennen läuft

Hallo,
vielen lieben Dank für die aufmunternden, lieben und mitfühlenden Worte.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie gut es mir tut, eure "Motivationshilfen" hier zu lesen.

Zurückblickend auf Mai 2014, als meine erste Therapie begann, bin ich wie selbstverständlich davon ausgegangen, die Haare zu verlieren. Nun ging es aber eineinhalb Jahre ohne Haarverlust gut.
Ich muss mich halt nur an den Gedanken gewöhnen.
Eine kleine Anekdote dazu: Als ich mich im vorigen Jahr von meinen Kollegen verabschiedete und sie mich dringend eingeladen haben, öfter bei ihnen vorbei zu schauen, sagte ich "...nur wenn ich Haare auf dem Kopf habe...". Sie antworteten: "Rüdiger (Kollege mit Glatze) kommt jeden Tag so hierher".

Zum Freitag habe ich noch Positives zu berichten:
Meine Onkologie-Praxis bietet eine Ernährungsberatung an. Zwei Termine musste ich bislang absagen, weil sie immer auf "Chemo-Tage" fielen. Da kann ich beim besten Willen nicht über Essen reden. Diesmal war ich halt da, weil ohne "Ausrede". Es kam dann alles anders. Mir wurde das Körperfett gemessen, Muskel- und Wasseranteil sowie Stromwiderstand der Zellen analysiert. Erste Anmerkung der Beraterin: "Wenn ich ihre Krankenakte nicht hier auf dem Tisch liegen hätte, würde ich behaupten, sie sind kerngesund".
Erklärend meinte sie, hauptsächlich der Widerstand der Zellen sei nach einer solchen Tortour mit Chemotherapien äußerst gering. Bei mir wäre das fast spurlos vorüber gegangen. Das ging runter wie Öl!
Es gibt halt doch Erfolge durch die Quälereien durch leichten Sport und dem regelmäßigen Besuch auf dem Rudergerät. Das motiviert für "weiter machen".

Nun warte ich auf Montag, was meine Ärztin mit Würzburg ausgemacht hat. Inzwischen tendiere ich dazu, die neue Therapie in meiner Onkologie-Praxis durchführen zu lassen. Da weiß ich, auf wen ich mich verlassen kann!

Gerne nehme ich die eine oder andere Nebenwirkung hin, wenn ich dadurch ein paar Wochen oder vielleicht Monate dazu bekomme.

Noch eines habe ich fertig, meine Vorbereitungen zu meiner Beerdigung. Den ungefähren Ablauf hatte ich mit meinen Kinder schon besprochen, nun ist das alles mit einem Bestattungsunternehmen fix gemacht. Als Betroffener kann man einfach auch Preise vergleichen, ohne das jemand unterschwellig meint, "ist Ihnen das Ihr Verstorbener nicht wert?"
Dennoch ein komisches Gefühl, seine Todesanzeige und Urne schon einmal gesehen zu haben.

Nun habe ich aber den Kopf frei für die nächste Therapie und die schönen Seiten des Lebens!

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende, und dir Tina, dass du eine menge Kraft für die nächste Zeit hast und irgendwann wieder "Licht am Ende des Tunnels" siehst.

Liebe Grüße
Walter