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Alt 22.10.2017, 16:40
KLCGN KLCGN ist offline
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Standard Hodgkin, kompl. Remission, Risikoabschätzung Abbruch

Hallo zusammen,

habe gleich mit dem ersten Beitrag eine Frage bzw. eine Bitte um Einschätzung.

Mein Werdegang:
08/2017 - Diagnose klass. Hodgkin-Lymphom Stadium II/A.
(Großer Herd unter der Achsel, zwei kleinere am Brustbein und im Mediastinum.)
08/2017 - 10/2017 2 Zyklen (= 4 Infusionen) Nivolumab + AVD
10/2017 - PET/CT mit kompletter Remission (Yay!)

Für mich ist jetzt die Frage vor dem Hintergrund der typischen Spätfolgen einer Chemo, ob ich nach der 5. Infusion (von 8 insgesamt) ernsthaft an einen Abbruch der Chemo und direkten Sprung zur Bestrahlung (30 Gy) denken sollte.

Meine "Laienlogik" sagt mir, daß die maximal noch mikroskopischen Reste mit einer weiteren Infusion "totgeschlagen" werden können.
Zwar wäre eine vollständige Therapie noch sicherer, andererseits gibt es gerade unter diesem neuen Therapieschema noch keine Daten zur einen oder anderen Richtung, und bisherige Studien zeigen insgesamt bessere Ergebnisse bei reduzierter Chemo nach Komplettremission im ersten Re-Staging (geringere Morbidität als Chemo-Folge bei gleicher Rezidivquote).

Für mich zählen dabei im wesentlichen drei Argumente für einen Teilabbruch:

1. Geringere Spätfolgen der Chemo insgesamt.
2. Starke psychische und physische Belastung bei Fortführung (nach der 4. Infusion hatte ich eine Woche sehr starke Übelkeit, die nicht medikamentös behandelt werden konnte - Emend, Granisitron, MCP A, Vomex A, Haldol, alles ohne Effekt).
3. Die Überlegung, daß die Medizin ja hin will zu "nur noch Nivolumab ohne Chemo" und irgendwer natürlich auch mal riskieren muß, die Chemo unter den Standard zu reduzieren.

Des weiteren kommt für mich noch als Argument in Frage:

- Eine vollständige Remission genau so zu behandeln wie Nullfortschritt erscheint mir wenig patientenorientiert. (Ich weiß, Ärzte gehen immer nur nach Statistiken und empfehlen daher immer "never change a successful system".)
- Wäre dieses Ergebnis nach vollen 4 Zyklen dagewesen, würde ich als geheilt gelten. Bzw. wäre ich so erstdiagnostiziert worden, wäre erst gar keine Chemo gemacht worden.
- Wegen der Halbwertzeiten arbeiten Nivo+AVD noch einige Wochen nach Ende der Therapie im Körper weiter, ich gehe also nicht direkt auf Null.
- Rezidivwahrscheinlichkeit bei klass. Chemo ist sowieso 15-20%.
- Dafür sind die Spätfolgen von Chemo hinreichend schlecht (las von bis zu 7,6-fach erhöhtem Schlaganfallrisiko, 25% Lungenschäden, bis 80% Schilddrüsenerkrankungen), daher gilt dort "weniger ist mehr".

Was meint ihr? (Außer dem Standardargument, Therapie abbrechen ist immer eine kritische Sache, weil Nummer Sicher und später nicht ärgern bei Rezidiv etc.) Habe ich da Denkfehler?

Ich mache morgen in jedem Fall noch die 5. Infusion mit und schaue mal, wie ich die vertrage, dann habe ich zwei Wochen Zeit für die Entscheidung...

Geändert von KLCGN (22.10.2017 um 16:45 Uhr)
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