Thema: Verzweifelt
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Alt 09.07.2015, 19:24
Jomi Jomi ist offline
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Standard AW: Verzweifelt

Ichweiß im Moment nicht, was gut und was böse ist - böse ist mit Sicherheit der Krebs in mir - ich habe ihn, und ich frage mich täglich, warum, warum.

Warum: ich selber glaube mittlerweile, dass mein größtes Problem darin liegt/lag, es allen immer 100%-ig recht zu machen. Ich habe meinen Mann (aus tiefster Liebe) geheiratet - tatsächlich war vor allem meine Schwiegermutter gegen mich (riet mir seinerzeit zur Abtreibung meines Kindes, etc...ohne Worte).

Unser geliebtes Kind kam zur Welt -unser ein und alles, unser größtes Glück. Dennoch ließ ich mich dazu hinreissen, zu glauben (aber tatsächlich nur, um meiner Schwiegermutter genüge zu tun), dass nur Frauen, die viel arbeiten, Wert im Leben haben.
Als mein Schwiegervater im Sterben lag (und für sie für nichts mehr nütze), ließ sie das gänzlich kalt...eine schlimme Erfahrung.

Das hat sie mir bei jeder Gelegenheit zu verstehen gegeben, mein Mann sah das wohl im Grunde auch so. Mein Mann und ich arbeiteten zusammen, in seiner Firma - die wir aber eigentlich zusammen ins Leben riefen, und alles dafür gaben -tatsächlich hatte ich nachträglich nie etwas zu sagen.

Aber egal, diese Zusammenschlüsse gibt es sicherlich oft - aber zum Schluss, als ich schon merkte, dass ich keine Kraft mehr hatte, bekam ich auf den Wunsch, auf ein paar Tage Urlaub, bereits die Antwort (von meinem Mann): wozu brauchst du Urlaub, ich habe ja auch keinen.. Damit war das Thema vom Tisch. Ich merkte schon, dass es mir nicht gut geht, aber ich musste, des lieben Friedens willen, einfach die Zähne aufeinander beissen)

Ich bekam an einem Samstag im August 2014 gelbe Augen, ich saß noch 3 Tage später in einer Geschäftsbesprechung, die bis spät in die Nacht reichte (ich habe mich nicht getraut, um Urlaub zu bitten, es waren ja "nur" gelbe Augen) Mir ging es sehr schlecht. Die gelben Augen waren dann nicht mehr zu übersehen, auch für unsere Mitarbeiter - ich ging 4 Tage später zum Arzt (habe da schon sehr geweint, weil ich irgendwie wusste, dass da was schlimmes kommt..dachte an Gallenblasenentferung oder sowas)

Lange Rede, kurzer Sinn: alles kam noch schlimmer, wie je erwartet.
Alles, für was ich je Zeit geopfert habe (ich bin mir heute sehr sicher, dass meine Schwiegermutter nur deswegen gefordert hat, weil sie selber nur opfern musste - so etwas würde ich meiner eigenen Tochter niemals antun) , an Zeit mit meinem Kind (das tut mir heute am meisten leid, ich wünschte so sehr, ich könnte hier die Zeit zurückdrehen), an mir selbst (ich habe hunderttausend Einladungen zum Kaffee, etc ausgeschlagen - weil ich arbeiten musste, und den vernichtenden Blick meines Mannes nicht erleben wollte - "ich habe ja auch nicht frei"-) - ich hoffe so sehr, dass das hier Frauen lesen, die noch frei in ihrer Entscheidung sind.

Dann kam von meinem Mann derWunsch nach einem Haus - ich wollte keins, sagte ich meinem Mann ganz klar, dass mir das Angst macht, alleine zu sein, in einem großen Haus, alleine zu sein (werde das Gespräch - endete in einem Streit - werde das nie vergessen).

Ich wäre nie alleine, sagte er mir, alles Humbug, er wäre ja immer da .... Wir bauten ein Haus, und ich war alleine. Seine Auslandsreisen nahmen unverhältnismässig zu. Ich alleine. Ein Albtraum wurde für mich wahr. Ein echter Albtraum.

Davor verreisten wir oft zusammen - deswegen trat ich auch von meinen Arbeitsstunden etwas zurück, damit das möglich war. Als das Haus stand, war das vergessen: ich war alleine in dem riesigen Haus - mein Mann reiste durch die Welt, war glücklich. Ich hatte Angst, alleine.

Ich begann zu trinken. Viel zu trinken. Nur so konnte ich die Angst, die ich in diesem Haus hatte, dämpfen. Ich konnte aber auch mit niemandem darüber reden ..ich schluckte einfach alles hinunter.

Jetzt, 3 Jahre später, bin ich so gut wie tot - mir fehlte wohl der Egoismus, habe nur an das Wohl anderer gedacht.

Besonders bitter: Ich muss nun zudem mein letztes Geld, das ich momentan noch von meiner Krankenkasse bekomme, an meine Eltern zahlen (ein einziger Hohn: Zwei Menschen, die sich Zeit ihres Lebens über Leute, die viel gearbeitet haben, lustig gemacht haben, mich ausgelacht haben, weil ich viel arbeitete, und alle, die mehr verdienten als sie, als Bonzensau bezeichnet wurden), die in einem Pflegeheim leben, und sich das selber nicht leisten können.
Ich muss dafür aufkommen.

Mein Geld, das ich grade selber gerne noch für noch ein paar Reisen oder sowas gerne selber hätte, muss ich für meine Eltern bezahlen (meine Mutter hat sich - obwohl kerngesund, einweisen lassen, wegen psychischer Probleme - man kann nichts dagegen machen, nur zahlen).

Mein Doc sagte mir, ich stehe mit dem Rücken zur Wand (es gibt nur noch Chemo, sonst nix) - ja, wusste ich schon. Und jetzt ? Ich hadere am meisten mit den Umständen, und dass ich nicht einmal mehr sagen kann, ich gönne mir etwas....hab ja nix mehr.

Die Erkenntnis meinerseits ist: ich habe mir ein lebenlang den A... aufgerissen - für andere - habe versucht, es immer allen recht zu machen, habe gearbeitet für Dinge, von denen ich jetzt selber nichts mehr habe - allenfalls meine Erben, oder die nächste Frau meines Mannes - gibt es einen Gott ???? Gibt es den ????