Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 17.01.2005, 23:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Was kann ich tun?

Hallo,
das klingt ja bös! ich war zwei Wochen in einen ähnlich sparsam besetzten und mit Medikamenten geizig umgehenden Krankenhaus un ich kann nur empfehlen - hart bleiben!! Das Zauberwort heißt "Palliativmedizin" (Schmerztherapie!). Das bedeutet, das Patienten - vor allem schwerst und chonrisch kranke Patienten schmerzfrei gehalten werden, bis zu dem Grad, den sie selber wünschen (noch ansprechbar mit Schmerzen, völlig schmerzfrei, dafür nicht immer ganz aufnahmefähig, etc).
Die Schmerzmitteldosen sind höher als bei "normalen" Patienten, dabei wird - mit ausdrücklichem Einverständnis des Patienten!!! - auch in Kauf genommen, daß diese erhöhren Dosen später Nebenwirkungen haben (Beispiel: Wenn der Patient einverstanden ist, kann zB ein Schmerzmittel so hoch dosiert werden, daß die Gefahr besteht, daß er in einigen Monaten oder Jahren an Lebenkrebs o.ä. erkranken KÖNNTE! Das ist bei normalen Patienten nicht so ohne weiteres möglich, weil die Medizin ja nicht schaden darf, auch nicht langfristig.). Palliativmediziner/Pflegepersonal verfügen über einen entsprechende Zusatzausbildung, es wird also nicht einfach irgendwie irgendwas verabreicht. Es gibt viele Kliniken, in denen es extra Palliativstationen gibt auf denen die Patieten schmerztherapeutisch behandelt werden. Das kann sowohl ein vorübergehnder Aufenthalt sein, als auch eine letzte Station in der würdevolles und schmerzfreies Sterbern mögich ist (KEINE STERBEHILFE!!!!). Letzteres wünche ich deinem Vater natürlich nicht, es sollte aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Viele Ärtzte, sowohl im Krankenaus als auch niedergelassene Ärtze verfügen über palliativmedizinische Zusatzausbildung. Die Adressen sollte man eigentlich über die Krankenkassen bekommen, mit Sicherheit aber über die lokalen Hospzidienste. Kostenlos.

Wenn dein Vater diese Wünsche nicht mehr selber äußern und vor allem DURCHSETZEN kann, empfielt es sich, daß er 2 Verfügungen aufsetzt, bzw dir diktiert und unterschreibt. Ideralerweise vor mindestens einem Zeugen.

1. Betreuungsvollmacht
Hiermit überträgt er dir - möglichst exakt formuliert - die Vollmacht über seine medizinische Betreuung. Das heißt, du bist, wenn er nicht in der Lage dazu sein sollte, berechtigt, Entscheidungen auch bezüglich er Schmerzmittelgabe zu treffen. Diese Vollmacht muß keine medizinischen Fachausdrücke verwenden, aber seine Einstellung gegenüber Schmerzen, Wachsein, Lebensqualität (und was das beinhaltet), ggf Operationswünsche und Nicht-Wünsche beinahlten und VOR ALLEM erklären, das er dich ausdrücklich dazu bemächtigt zu enscheiden, daß du sein Vertrauen hast und seine Wünsche kennst und durchsetzen willst. Und es sollte auch darin stehen, in welchen Fällen er selbst entscheiden will. Er kann zB auch ganz klar verfügen, daß du ihn in Arztgesprächen unterstützt, für ihn sprichst während er dabei ist. Denn viele Menschen haben Angst, die Kontrolle über medizinsche Entscheidungen völlig abzugeben.

2. PAtientenverfügung ("Patiententestament").
Dies sollte noch mal ausführlich seine Wertvorstellungen bezüglich Leben, Schmerzen, Palliativmedizin, Therapie, Tod, Sterben, lebenserhalten Maßnahmen enthalten. Sowohl, was er wünscht und was nicht. Auch hier wieder: So exakt wie möglich. Denn im Zweifelsfalls - wenn die Ärtze sich also schlicht und ergreifend weigern seinen Wünsche zu erfüllen - muß ein Richter entscheiden. Und das fällt dem einfacher, je genauer er die Vorstellungen und Wünsche des Patienten nachvollziehen kann.

Was den Pflegestand dieses KRankenhauses angeht: Es gibt Vorschriften und Richtlinien, wie oft und wie viel Pflegepersonal vorhanden sein muß, sogar wie oft wie zB nachts Kontrollgänge machen müssen.
Hier empfielt sich zuerst ein GEspräch mit der Stationsleitung, daß du und dein Vater unzufrieden (b)ist. Manchmal reicht das schon aus (machmal wird´s auch schlimmer....). Wenn das nichts bewirkt, dann kann man sich an übergeordnete Stellen wenden. Ich weiß nicht genau welche das sind, aber das sollte sich über Internet/Krankenkasse herausfinden lassen. Denn die KRankenkassen bezahlen die Pflege ja, und wenn nicht richtig gepflegt wird, gibt´s weniger Geld, das macht Krankenhäuser nervös.

Empfehlenswert ist auch die Überlegung in ein anderes KRankenhaus. DaS ist jderzeit auf Patientenwunsch möglich, wenn das neue Krankenhaus die Kapazitäten für noch einen Patienten mit dieser spezifischen Erkrankung hat.
Ich habe das auch gemacht. Mein Freund hat via Internet von der Unikinik Essen erfahren (überregional bekannt und eine der 3 besten in Deutschland!), dann bin ich mit dem Krankentransporter dort vorgestellt worden, die konnten sich vorstellen, mich zu behandeln und am nächsten Tag ging es dann wieder mit Krankentransport dauerhaft nach Essen. Gegen den Willen der im "alten" Krankenhaus behandelnden Ärzte, die sich ungehalten gebärdet haben, weil sie diesen Wechsel als Entwertung ihrer Arbeit empfanden. Das habe ich an dem letzten Tag dann auch noch mal zu spüren bekommen (ein reinstürmender und brüllender Oberarzt war nicht gerade das, was ich brauchen konnte). Man darf sich von sowas dann aber nicht abschrecken lassen. Und für mich persönlich war der Wechsel der Kliniken das Beste, was mir passien konnte....

Das war jetzt ein sehr langer Beitrag, aber ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.

Deinem Vater alles Gute!
Nic
Mit Zitat antworten