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Alt 28.05.2007, 17:04
Trias Trias ist offline
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Standard AW: Gefahr nach Biopsie - Aufschieben Brust OP - Fall Karin Sonnleitner?

Zitat:
Zitat von mcbeth Beitrag anzeigen
... Nun steht uns wohl die angesprochene Mastektomie (Amputation) bevor, bei zwei entfernt liegenden Tumoren wohl unumgänglich, ...
Hallo Michael, ich antworte mal hier statt in dem anderen Threat.

Ein bösartiger Tumor lag bei mir auf 5 Uhr. Der andere auf 6 Uhr, war aber nur ein DCIS. Der dritte Tumor (4mm und bösartig) wurde erst in der Pathologie entdeckt. Deshalb ist die Diagnose jetzt bifokal. Eine Nachoperation aufgrund des zu schmalen Sicherheitsabstands zum gesunden Gewebe wurde mir empfohlen, lasse ich aber nicht machen.

In der ersten Klinik (zertifiziertes Brustzentrum!!!) wollte man mir einen Brustaufbau kurz nach der OP verweigern, da ich keine Stanzbiopsie machen lassen wollte.

In der zweiten Klinik (ebenfalls zertifiziertes Brustzentrum!!!) wollte man 50 % der Brust und die Brusthaut weg nehmen. Als ich fragte, wie man das dann wieder aufbauen wolle, hieß es, dass sich das nicht lohnen würde! UND: damit es "schick" aussieht, wollte er meine andere Brust gleichzeitig mit verkleinern! Das ist kein Scherz, der Arzt hat beides wörtlich so gesagt. (Meine Brüste sind gerade mal eine Hand voll groß und das dann noch um 2-3 Körbchengrößen zu verkleinern, ist mehr als krass. Und dass sich ein Aufbau nicht lohnen würde, ist eine grenzenlose Unverschämtheit gewesen.)

In der dritten Klinik (eine Unfallklinik mit Mini-Frauenstation) konnte der Arzt nur noch die Reste meines Selbstbewusstsein zusammenfegen. Er hat mir hoch und heilig versprochen, so viel übrig zu lassen, wie irgendwie vertretbar ist. Er hätte mehr entfernen müssen, wenn bei der Makroskopie (mit bloßem Auge) sichtbar gewesen wäre, dass der Tumor bereits weiterführende Arme in das umliegende Gewebe gebildet hätte. Das ließe sich leider erst bei der OP feststellen. Jetzt fehlen mir rund 25 % der Brust und es sieht gar nicht mal so schlimm aus. Mein Freund meint, dass ich das sogar so lassen und auf den Brustaufbau verzichten könnte.

Grundsätzlich ist es so:

1. die Anforderung zur kompletten Entfernung ist gesetzlich vorgeschrieben:
http://www.gesetze-im-internet.de/rsav/anlage_3_58.html -> siehe Punkt: 1.4.2.3

ABER: Wenn Deine Frau darauf besteht, dass brusterhaltend operiert werden muss, dürfen die Ärzte keine Amputation vornehmen! Ohne Einwilligung des Patienten geht in D so gut wie gar nichts! Die Entscheidung liegt also bei Deiner Frau und sonst niemandem.

2. Die Krankenkassen legen fest, dass weiterführende Untersuchungen erst nach eine OP durchgeführt werden dürfen. Die SINNLOSIGKEIT dieser Anweisung ist genau zu durchdenken, bevor man sich operieren lässt! WEIL: Wenn Deine Frau bereits Fernmetastasen hat (z.B. Leber oder Lunge) gibt es keine Heilung, sondern nur noch Lebensverbesserungsmaßnahmen (Palliativmedizin). Daraus folgt: eine Amputation wäre ein unnötiges Trauma, da es eh nur noch um lebensverbessernde Maßnahmen geht (z.B. lange schmerzfrei leben).

Ich habe mir einen Hausarzt gesucht, der mir eine Überweisung zur CT und Knochenszyntigrafie ausgestellt hat. Mir ist es vollkommen wurtsch, ob das vielleicht unnötig gewesen ist oder wie viel das kostet. Ist mein Leben und davon hab ich nur eins ;-)

Zusätzlich gibt es noch das PET-Verfahren, das man aber selbst bezahlen muss (ca.1.500 Euro). Mir hat keiner gesagt, dass dieses Verfahren bei Brustkrebs eine Unterstützung zur Aufspürung von Entzündungen ist. (Tumor = Entzündungsherd, der besser durchblutet ist, als gesundes Gewebe und deshalb sichtbar wird. Aber jede Entzündung, auch eine frische Wunde, würde damit angezeigt werden. Ob die gefundene Entzündung ein Tumor/Metastase ist, muss dann durch die üblichen Diagnoseverfahren gegengeprüft werden. Also deshalb erst mal CT und Knochenszyntigraphie - nach meiner Meinung. Das mit der MRT kannte ich nicht.)

3. Die Therapie danach: Nachdem ich nun unendlich viel Zeit damit verliere, mich umfassend mit dem Thema Therapie danach auseinander zu setzen, muss ich zusätzlich auch noch feststellen:

- das Thema Brustkrebs ist so hoch komplex, dass es keine Standard-Therapie geben kann. Ein Konsens, der übrigens auch auf der diesjährigen St.Gallen Konferenz festgestellt wurde.
- deshalb gibt es keine allgemeingültige Aussage, ob man geheilt wird oder nicht.
- deshalb gibt es keine allgemeingültige Aussage, ob ein Medikament wirkt (siehe mein eigenes Problem, bei dem die Ärzte einen schnellen Rückfall und damit einen schnellen Tod auch noch gefördert hätten).
- die Angst vor dem Rezidiv bleibt, egal ob ich mich nun nachoperieren lasse oder nicht.

Meine Meinung grundsätzlich: Ich würde mir die Brüste nur dann entfernen lassen, wenn die Tumore so groß sind, dass die Schmerzen schlimmer sind als alles andere - das wäre dann palliativ, um schmerzfrei leben zu können. Diese persönliche Entscheidung habe ich unter folgendem Aspekt getroffen: Wenn die Tumore so groß (aber schmerzfrei) sind, dass nur eine Entfernung der kompletten Brustdrüse in Frage kommt, dann habe ich auch Metastasen. Und wenn ich Metastasen habe, dann will ich die letzten 1-3 Jahre mit höchster Lebensqualität verbringen und dazu gehört für mich eine weitgehend körperliche Unversehrtheit. Bis dahin habe ich lieber ein paar Beulen und Dellen in der Brust, als gar nichts mehr (die Empfindungsfähigkeit der Brustwarze bleibt dann z.B. erhalten).

Andere Meinungen sind: Für manche Menschen ist das Überleben, wichtiger als nur eine oder keine Brüste zu haben. Bei Frauen mit kleinen Kindern kann ich das zum Beispiel gut nachvollziehen. Und ein Brustaufbau kann heutzutage sehr gut Ergebnisse erzielen.

Mein Tip:
- Krebs ist kein Notfall! Klappert soviele Krankenhäuser ab, wie nötig ist.
- Lasst vorher so viel wie möglich untersuchen. Entscheidet dann neu. (Außer die MRT reicht schon, das weiß ich nicht.)
- Pro und Kontra auflisten: Kann man mit der Angst vor möglichen Tumorresten in einer erhaltenen Brust leben? Oder kann man besser mit der Komplettentfernung leben? Diese Entscheidung kann nur Deine Frau treffen.

Hoffe ein bisschen geholfen zu haben. Alles Gute für Dich, und vor allem, alles Gute und Liebe für Deine Frau.

Gruß Trias
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