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Alt 25.04.2014, 20:00
Lehla Lehla ist offline
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Standard AW: Wenn von einem zum anderen Tag alles anders ist.

Warum man es meiner Mutter bis jetzt nicht gesagt hat, hat folgende Gründe.
Aktuell sieht es aus als würde es gar keine Therapie mehr geben.
Sie leidet unter COPD4 und würde daher von keinem Anästhesisten zur Narkose freigegeben, da ihre Lunge ohnehin nur mehr 40% Leistung bringt.
Also scheidet einen OP sowieso schon mal komplett aus.
Die Strahlentherapie greift die Lunge zu sehr an, deswegen wird auch da kaum ein Arzt zustimmen.
Was bliebe wäre die Chemotherapie, bei einem 6-8 cm Tumor und Meta in Leber und Lymphe, stehen auch da die Chancen eher schlecht.
Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie wären für ihre ohnehin schon so angegriffene Gesundheit wahrscheinlich ebenso nicht tragbar.
Wenn nicht ein Wunder geschieht, und jene gibt es leider bekanntlich kaum, wird man nur eine gute Schmerztherapie zusammenstellen und ihr damit die letzte Zeit erträglich machen.
Es fragt sich nun, warum sollte man dann einem psychisch komplett instabilen Menschen noch zusätzlich mit der Diagnose einen Schlag versetzen?
Mittlerweile ist auch unsere Ärztin der Meinung sie würde die volle Wahrheit kaum ertragen.
Zeit ihres Lebens hatte meine Mutter panische Art vor Krebs, sie war und ist keine Kämpferin.
Ich bin sehr wohl dafür die Wahrheit nicht zu verheimlichen, allerdings muss der Patient jene auch vertragen können.
Daher werden wir auch Psychologen zuziehen und dann alle gemeinsam entscheiden was für sie das beste sein kann.
Für mich ist einzig und alleine ihr psychischer und physischer Zustand vordergründig.
Daher treffe ich auch alle Entscheidungen in Absprache und nie alleine.

Abgefunden habe ich mich aber mit gar nichts, ich bin nicht mal am Beginn dazu.
Momentan ist es nur der Schock und die täglichen Wege, welche mich ablenken.
Es ist auch nicht die Tatsache, sie bald verlieren zu müssen. Es ist die Art, genau jene vor der sie sich ein Leben lang fürchtete, jene sucht sie jetzt heim.
Das verstehen zu können ist mir nicht möglich, auch weil ich immer an irgendwas geglaubt habe und mir nicht vorstellen konnte, dass das Leben meiner Mutter noch mehr aufbürdet, als sie ohnehin schon zu tragen hatte.

Ich will aber nicht jammern und nicht hadern. Alle hier haben ihr Schicksal und für jeden ist es auf die ganz persönliche Art der Supergau.
Alleine die Tatsache wildfremden Menschen mit ausreichend eigenen Sorgen auch noch die eigene Tragödie auftischen zu dürfen, das alleine ist schon etwas sehr Großes.
Man kann und muss trotz allem dankbar sein, und genau das bin ich.
ICH DANKE EUCH ALLEN!
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