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Alt 06.07.2005, 14:00
Gast
 
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Standard Er zieht sich zurück - was kann ich tun

Liebe Ela,
(ich bin normalerweise beim Thema Darmkrebs unterwegs, da mein Papa daran erkrankt ist).
Ich verstehe, daß das Ganze sehr, sehr schwer für Dich ist. Aber die Menschen reagieren auf Krankheit, noch dazu auf eine so schwere, verschieden.
Laß mich Dir zwei Beispiele erzählen:
mein Onkel, Bauchspeicheldrüsenkrebs, lag -als es dem Ende zuging, vorher hatte er sich auch nicht wirklich von meiner Tante unterstützen lassen- im Krankenhaus und schrie seine Frau und seine Kinder an: Warum ich, warum nicht ihr?
Das klingt grausam, nicht wahr, daß er offensichtlich lieber seine Kinder vom Krebs betroffen wissen wollte als sich selbst. Schwer zu verstehen, und er ist auch in dieser 'Stimmung' gestorben.

Mein Freund W., oder besser mein Exfreund, Lungenkrebs, der zu dieser Zeit schon mit einer anderen Frau verheiratet war (die sich sehr aufopfernd um ihn gekümmert hat), wollte mich nicht sehen und nicht mit mir sprechen. Er hatte sogar seine Frau darum gebeten, mir nichts zu sagen.
(Wir waren uns nach unserer Trennung immer sehr nah geblieben). Sie hat es mir dann doch gesagt, aber ich konnte ihn nicht mehr sehen oder sprechen, bevor er starb.
Das mußte ich akzeptieren. Verstanden habe ich das damals nicht. Aber jetzt, nach 4 Jahren, kann ich zu ihm sagen, daß es gut ist und das ich verstanden habe, wenn ich an seinem Grab stehe.

Ausserdem gibt es hier im Forum sehr viele Beispiele davon, wie die Krankheit Menschen enger zusammenbringt als vorher.

Du siehst also, jeder Mensch reagiert unterschiedlich.

Ich finde, Du solltest -so schwer das auch fallen mag- ihn 'loslassen'. So wie er es will. Er will es ja nicht nur für sich, sondern auch für Dich. Versuche doch, das anzunehmen.
Und wenn er so reagiert, braucht er halt seine Zeit alleine.
Das heißt ja nicht, dass das jetzt so bleiben muß.
Er wird auf Dich zukommen, wenn er diese Phase abgeschlossen hat. Dränge ihn nicht. Hab Geduld. Er weiß, daß Du da bist, wenn er auf Dich zukommt.
Das klingt so einfach, ich weiß, aber sieh mal, er muß jetzt so viel Kraft aufbringen - da schaffst Du es doch auch, die Kraft für dieses 'Loslassen' aufzubringen.

Ich wünsche EUCH diese Kraft und daß Ihr wieder zueinander findet. Alles Gute für Euch beide.
Stefanie
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