Einzelnen Beitrag anzeigen
  #48  
Alt 28.07.2008, 08:52
teich1 teich1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2008
Beiträge: 160
Standard AW: Diagnose GLIOBLASTOM IV

Liebe Mirjam,

guten Morgen. Die Sonne scheint und alles könnte so schön sein. Es ist wirklich toll, was Du für Deine Mam alles machst. Sie wird sich freuen.
Ich habe meinem Papa jeden Tag Kuchen gekauft, weil er in der letzten Zeit so verrückt danach war. Es machte Spaß mitanzusehen, wie er es verschlang...Und ich habe mir gedacht: er soll einfach wenigstens soetwas noch genießen können....

Ich habe sogar mit ihm immer Kaffee getrunken, obwohl ich gar nicht gerne Kaffee trinke. Aber das gab diese Verbundenheit.
Meine Mutter mußte am Anfang ja noch arbeiten und dann haben Papa und ich das jeden Tag gemacht. Ja es gibt so viele schöne Erinnerungen und ich muss gestehen, dass ich mich manchmal daran erinnern muß, dass es ERST
wirklich 7 Wochen her ist, dass Papa gestorben ist.

Ich ertappe mich schon dabei, dass ich Samstags abends nicht mehr um Punkt 22.00 Uhr auf die Uhr schaue und denke, vor 7 Wochen ist Papa jetzt verstorben. Am Anfang war das wirklich ganz extrem. Dann frage ich mich, ist das normal und in Ordnung, dass es jetzt schon ein wenig verblasst? Oder bin ich dabei es zu verdrängen?
Ich weiß es nicht, aber man hat einfach immer noch das Gefühl, Papa müßte jeden Moment um die Ecke kommen und so wie früher sagen: "Typisch Deine Mutter", wenn irgendetwas vorgefallen ist.

Ich rede mir aber auch ein, dass der Schwerpunkt nun halt dabei liegt, sich um Mama zu kümmern. Schließlich soll sie ja nicht dauernd alleine sein. Gestern haben wir z.B. an dem Teich meines Papas mit Mama gegrillt und den Tag verbracht. Das ist jetzt wichtig und ich weiß, Papa würde sich freuen. Er hat sich immer gefreut, wenn wir alle zusammen waren.

Übrigens habe ich (38) auch keine Kinder, denn mein Mann hat Krebs (es geht ihm aber seit ein paar Jahren gut, obwohl man nicht sagen kann, dass er geheilt ist) und die Ärzte haben ihm von Kindern abgeraten. Das war vor zehn Jahren, wo das Thema Kinder für uns gerade akut werden sollte. Aber die Krankenhausaufenthalte und viele schlimme Stunden haben das alles sowieso in den Hintergrund geraten lassen).

Und ein paar Jahre später bin ich dann auch noch an Hautkrebs erkrankt (allerdings auch mit der Nachoperation als geheilt entlassen worden), so dass ich so eine Angst davor hatte, womöglich meinem Kind "Krebs" zu vererben. Damit wäre ich nie klar gekommen. Schon alleine die Angst um meinem Mann hat mir damals fast den Verstand geraubt. Natürlich muß es nicht sein, aber ich persönlich wollte es nicht darauf ankommen lassen...

Aber mein Papa hat von meinem Bruder zwei Enkelkinder, die er über alles geliebt hat. Was wiederrum für ihn natürlich dann aber auch so schlimm war, zu wissen, dass er sie nie als erwachsende Kinder sehen wird...
Er hat immer zu meiner Nichte (8 Jahre) gesagt:" wenn Opa dann alt ist, fährst Du ihn dann mit Auto durch die Gegend",und sie hatten viel Spaß an diesen Gedanken...

Also, Du hörst, auch in diesem Bereich sind wir uns ähnlich und haben nicht nur mit unseren Elternteile diese Gewissenskonflikte, was am besten ist, sondern es zieht sich auch durch den privaten Bereich weiter....

Ich wünsche Euch einen schönen Tag mit schönen Erlebnissen...

Alles Liebe

Petra

P.S. Ich habe eine gute Freundin, die "anders" denkt, als manch anderer Mensch. Sie ist z.B. der Meinung, wenn ich mich weiterhin mit den Gedanken
mit Papas Krebs und überhaupt Krebs beschäftige, würde ich es sozusagen förmlich anziehen und nochmal selber daran erkranken... Aber mal ehrlich, wie soll jemand wie ich sich nicht mit diesen Themen auseinandersetzen?
Ich kann ja gar nicht meine Gedanken unterbinden...
Mit Zitat antworten