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Alt 20.03.2003, 11:37
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Standard KEINEN KRIEG!!!

Die Folgen der modernen Kriegsführung und was wird wohl diesmal so eingesetzt? Wird es uns nicht immer mehr selber treffen? Läßt Pyrrhus grüßen?
Gruß
Anka

Golfkriegsveteran in den USA hingerichtet
Präsident Bush lehnt Gnadengesuch ab

cpi. Los Angeles, 18. März

Ein wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tode verurteilter Golfkriegsveteran ist am Dienstag in der Nähe von Terre Haute im amerikanischen Gliedstaat Indiana hingerichtet worden, nachdem Präsident Bush sein Gnadengesuch abgelehnt hatte. Bush begründete seine Entscheidung nicht. Ein beim obersten Gerichtshof in Washington eingereichter Berufungsantrag war ebenfalls abgewiesen worden. Gegner der Todesstrafe versammelten sich vor dem Gefängnis zu einer Mahnwache. Auf Protestplakaten bezeichneten sie es als tragische Ironie, dass die USA in einen Krieg gegen den Irak eilten und gleichzeitig einen Golfkriegsveteranen töteten.

Schädigung von Hirnzellen?
Der 53-jährige Louis Jones jr. hatte im Februar 1995 in der Nähe einer Militärbasis in Texas eine Soldatin vergewaltigt und mit einer Eisenstange erschlagen. In seinem Gnadengesuch an Präsident Bush hatte er geltend gemacht, dass er unter einer besonders schweren Form des sogenannten Golfkriegssyndroms leide. Er sei bei seinem Kampfeinsatz am Golf wiederholt giftigen Chemikalien ausgesetzt gewesen, die zu einer Schädigung seiner Gehirnzellen geführt hätten. Jones war bei der Sprengung irakischer Waffenlager in Khamisiya unter anderem mit dem Kampfstoff Sarin in Berührung gekommen. Seit seiner Heimkehr litt er unter Panikattacken und unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen.

Unter dem Begriff Golfkriegssyndrom werden eine Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen zusammengefasst. Die Beschwerden reichen von Gliederschmerzen und Magen-Darm-Problemen bis zu Krebserkrankungen. Weit verbreitet sind neurologische Probleme wie permanente Müdigkeit, Schlafstörungen, Gedächtnisschwäche und extreme Gefühlsschwankungen. Psychiater berichten, dass viele Golfkriegsveteranen Persönlichkeitsveränderungen erlitten hätten. Obwohl die amerikanische Regierung in den vergangenen Jahren rund 160 Millionen Dollar für die Erforschung der Gesundheitsprobleme von Golfkriegsveteranen ausgegeben hat, sind deren Ursachen nach wie vor weitgehend ungeklärt. Neben psychischem Stress werden eine Fülle von Substanzen und Giftstoffen verdächtigt, die Erkrankungen verursacht zu haben: chemische Kampfstoffe wie Sarin, experimentelle Medikamente zur Neutralisierung von Nervengiften, Insektenvernichtungsmittel, mit abgereichertem Uran beschichtete Granaten, Impfungen gegen Milzbrand, Schadstoffe, die von den brennenden Ölquellen freigegeben worden waren. Nach Angaben der American Gulf Veterans Association leiden von rund 700 000 Golfkriegsveteranen etwa 175 000 unter dem Golfkriegssyndrom.

Da Jones die Gewalttat auf einem Militärgelände begangen hatte, war er vor ein Bundesgericht gestellt worden. Seine Verteidiger hatten argumentiert, dass er durch seine Einsätze in Grenada und im Persischen Golf traumatisiert worden sei. Dass er als Folge seines Einsatzes im Golfkrieg eine Gehirnschädigung erlitten hatte, war während des Prozesses nicht geltend gemacht worden. Denn die Erforschung des Golfkriegssyndroms steckte damals noch in den Anfängen. Die Beschwerden heimkehrender Soldaten waren zunächst auf Stress und das Kriegstrauma zurückgeführt worden. Inzwischen stehen die neurologischen Probleme im Zentrum der Forschung. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie sollen bei einer Reihe ehemaliger Golfkriegssoldaten Schädigungen des Gehirns festgestellt worden sein, unter anderem in jenem Bereich, der für die Entwicklung der Persönlichkeit zuständig ist. Daraus können zwar keine direkten Rückschlüsse auf gewalttätige Neigungen gezogen werden. Aber die Untersuchung ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Beschwerden der Golfkriegsveteranen höchstwahrscheinlich nicht nur durch das Kriegstrauma zu erklären sind.

Untersuchung aus Kostengründen verweigert
Erst 1996 (nach dem Prozess gegen Jones) gab das amerikanische Verteidigungsministerium zu, dass Soldaten in Khamisiya Sarin ausgesetzt gewesen waren. Das Pentagon versuchte den Sachverhalt allerdings herunterzuspielen. Zunächst erklärte es, dass einige hundert Soldaten mit dem Giftstoff in Kontakt gekommen seien. Später kam es zu dem Schluss, dass mindestens 100 000 dem Nervengift ausgesetzt gewesen waren. Das Verteidigungsministerium hatte Louis Jones jr. 1997 und 2000 in zwei Schreiben darüber informiert, dass er mit Sarin in Berührung gekommen sei. Die Briefe erreichten ihn jedoch nie, da er im Gefängnis sass. Seinen Berufungsanträgen hätten sie ohnehin nichts genützt, da im Berufungsverfahren keine neuen Beweise zugelassen sind.

Nach Ansicht des Golfkriegssyndrom-Experten Robert Haley hatte Jones als Folge seines Einsatzes im Golfkrieg einen schweren Gehirnschaden erlitten. Zur Bestätigung seiner Diagnose hatte er einen Bluttest und eine Kernspintomographie des Gehirns durchführen wollen. Die Gefängnisbehörden erlaubten zwar die Blutuntersuchung, aber sie lehnten die Gehirnuntersuchung, die Aufschluss über das Ausmass der Schädigung hätte geben können, aus Kostengründen ab. Die Administration Bush hatte in den vergangenen Wochen auf Anfrage erklärt, dass sie Jones' Gnadengesuch sorgfältig prüfe. Als Gouverneur von Texas hatte Bush nur in einem einzigen Fall dem Gnadengesuch eines zum Tode Verurteilten stattgegeben. Jones war der dritte seit 1963 von der Bundesregierung zum Tode Verurteilte und Hingerichtete. 2001 waren der Oklahoma-City-Attentäter Timothy McVeigh und der Drogenhändler Juan Garza exekutiert worden.
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