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Alt 08.10.2017, 12:18
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Mit 75 Jahren fängt ein neuer Lebensabschnitt an.

@ Mari

Das ist für dich als Angehörige und Lebenspartnerin eine ganz schwierige Situation, für die ich dir ganz viel Kraft wünsche.

Wie wurden denn die Prognosen eingeschätzt bei deinem Mann; Lymphome sind ja als eine der wenigen (wenigsten) Krebsarten unter Normalumständen gut behandelbar bis sogar vollständig heilbar.
Nun weiß ich nicht, wie das im Einzelfall ist bzw Spätstadien betreffend.

Gibt es möglicherweise noch andere Gründe für die augenscheinliche Nahrungseinschränkung/-verweigerung, also psychischer Natur? Depressive Episode, sowas in der Richtung?

Ansonsten muss ich sagen, halte ich von derartiger Manipulation gepaart mit Einschüchterung in Form von drohender Zwangsernährung überhaupt nichts!

Mal ganz abgesehen davon, dass künstliche Ernährung (zB über PEG-Sonde) den Tatbestand einer Körperverletzung darstellt, sofern gegen den Willen des Patienten gehandelt wird, falls dieser noch einwilligungsfähig ist (ansonsten greifen Patientenverfügung/Vorsorgevollmacht falls vorhanden).

Dein Mann ist erwachsen und mündig - wozu soll er nun im Krankheitsfall wie ein kleines trotziges unmündiges Kind behandelt werden? Selbst diese (Kleinkinder) sollten niemals zur Nahrungsaufnahme gezwungen werden, außer es handelt sich um einen besonderen medizinischen Notfall und besondere Umstände.

Er ist ja nicht blöd und weiß selbst bzw spürt es auch am höchsteigenem Leib, wie ihn die Drosselung der Nahrungsaufnahme schwächt.....
wenn er trotzdem nicht mag, kaum mehr als zwei Esslöffel herunterbringt, dann wird er innerlich sehr starke Gründe hierfür haben, die du nicht einfach mit gut zureden oder kindischen Manipulationsversuchen wegwischen kannst.

Das führt nur dazu, dass er sich gegängelt, bevormundet und genervt fühlen wird.... das tun schon gesunde Leute im Regelfall, wenn sie vermehrt zum Essen genötigt werden (zB auf einer Geburtstagsfeier, das kenne ich aus meinem Umfeld).
Wie soll sich ein kranker, sehr geschwächter Mann da erst fühlen?

Entweder, er will selbst essen oder er will es nicht. Wenn er es nicht will, dann ist das sein gutes Recht! Auch wenn es der Familie sehr viel Angst macht.
Sein Leben, seine Entscheidungen!
Den Willen eines Menschen und hier des geliebten Menschen zu respektieren, ist unumgänglich, da seinen (derzeitigen!) Willen nicht zu respektieren Missachtung wäre.

Natürlich weiterhin leckere Sachen anbieten, aber ohne Druck und Manipulation. Das durchschaut ein erwachsener Mann doch ohnehin in zwei Sekunden und kein Mensch mag gerne manipuliert werden.
Spiele lieber mit offenen Karten; sage ihm, welch große Sorgen du dir machst, aber mache keine Druckmittel und keine emotionale Erpressung daraus.
Einfach nur mitteilen, wie es DIR geht, also das ganze in Ich-Botschaften, wie man so schön sagt.

Es besteht doch immer Hoffnung, dass er sich fängt, dass die Therapie anschlägt und er auch wieder Appetit bekommt. Hab einfach ein bisschen Geduld und nerve nicht täglich von früh bis spät mit Essen herum.....

es wurde hier im Forum sich schon häufig von Betroffenen zu genau solch als übergriffig und nervig wahrgenommenen Verhaltensweisen von Angehörigen geäußert.... hab ich zumindest schon häufiger mal gelesen. Mir gibt das immer zu denken und ich nehme das auch sehr ernst als Angehörige, die nicht allzu viel falsch machen möchte. ok, ich bin jetzt auch keine angehörige Ehefrau, was alles noch schwieriger machen würde.... aber das betrifft im Grunde ja jedes mitfühlende, sich sorgende Familienmitglied.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und vergiss nicht, dabei auch auf dich zu schauen und dir selbst immer mal wieder was gutes zu tun.
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