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Alt 02.02.2008, 13:27
Theophanu Theophanu ist offline
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Standard AW: Östrogen, Progesteron, Arimidex

Hallo allerseits,

danke, Birke, für den Link zu bayer research. Leider fand ich kein Datum.

Die Genregulation der Sexualhormone ist gut beschrieben, wobei die Worte "möglicherweise", "vielleicht" und sonst viel Konjunktiv zeigen, dass die Forscher von abschliessenden Erkenntnissen noch weit entfernt sind. Wie ich das verstanden habe, geht die Grundlagenforschung ihren Weg und die pharmakologische Forschung ihren eigenen Weg.

Aus diesem Artikel zitiere ich ein Fragment:

"Die Sexualhormone greifen direkt im Zellkern in die Genregu-
lation ein: Östrogene etwa wandern durch die Zell- und die
Kernmembran und docken erst im Zellkern an den Östrogen-

Rezeptor an. Der so beladene Rezeptor ist an sogenannte
Promotorbereiche auf der DNA gekoppelt. Das sind kurze
Erbgut-Sequenzen, die bestimmten Enzymen das Startsignal
zum Ablesen von Genen geben. Verändert eine Genmuta-
tion bei diesem Vorgang etwas, dann kann die Zelle entarten.
Die direkten Auswirkungen können vielfältig sein: Vielleicht
liegt das Gen, das beispielsweise die Bauanleitung für einen
Wachstumsfaktor trägt, dann irrtümlich in mehreren Kopien
vor, wodurch zu viel davon produziert wird. Möglicherweise
ist auch die Regulierung des Ablesevorgangs entgleist, so
dass – wie bei einem verklemmten Startknopf am Kopiergerät
– das Gen ständig abgelesen wird. Oder der Promotor hat sich
durch eine sogenannte Translokation vor ein anderes Gen
gesetzt, das dann fälschlicherweise abgelesen wird."


"Bereits vor 20 Jahren begannen Wissenschaftler (...) mit
der Arbeit an einem Gegenspieler des Progesteron-Rezeptors.
Die Verbindung, die sie damals im Visier hatten, hieß Onapriston.
Versuche belegten, dass die Substanz über eine Hemmung des
Progesteron-Rezeptors tatsächlich das Tumorwachstum unter-
drücken kann. Gute Ansprechraten weckten Hoffnungen, doch
dann traten unerwartete Nebenwirkungen auf – das Projekt
wurde eingestellt. Solche Rückschläge sind in der Forschung
alltäglich. Aber die Forscher waren von dem Konzept, für die
Behandlung von Brustkrebs nicht nur den Östrogen-, sondern
auch den Progesteron-Rezeptor zu blockieren, nach wie vor
überzeugt. Dafür sprachen mehrere Indizien: Zum einen, dass
Onapriston das Tumorwachstum hemmen konnte. Und zum
anderen, dass Mäuse, denen der Progesteron-Rezeptor fehlt,
so gut wie keine Tumore entwickeln.

Also warfen sie die Flinte nicht ins Korn, sondern machten
sich auf die Suche nach einem Nachfolger für Onapriston. Unter
vielen Substanzen, die die Wissenschaftler aus der Hormonfor-
schung für sie synthetisierten, erwies sich eine Verbindung als
besonders vielversprechend: ZK-PRA. In der Zentralkartei der
allgemeinen Abkürzung für Stoffe steht das Kürzel für Zentral-
kartei Progestoren Rezeptor Antagonist. Und diese Substanz
wirkte etwas anders: Während Onapriston den Rezeptor davon
abhält, überhaupt an seinen Promotor zu binden, dockt der
Rezeptor trotz der Verabreichung von ZK-PRA zwar noch an den
Promotor an, gibt dort aber kein Startsignal zum Ablesen der
Gensequenzen. Außerdem bleibt der ZK-PRA-Rezeptor-Komplex
auf dem Promotor sitzen. Damit verhindert er nicht nur, dass die
Gene abgelesen werden können, sondern versperrt auch ande-
ren Rezeptoren den Weg. Mit weitreichenden Folgen: Offenbar
ist die Störung so gravierend, dass die Zelle ein ‚Selbstmordpro-
gramm’ aktiviert. Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber
den bisherigen Anti-Hormonen wie zum Beispiel Tamoxifen.

Erste Studien mit Brustkrebs-
Patientinnen in Vorbereitung

Der weitere Fahrplan für den Weg in die Krebstherapie sieht
zu Beginn zwei Studien vor, bei denen Brustkrebspatientinnen
die übliche Behandlungskaskade bereits durchlaufen haben:
Sie wurden operiert, bekamen anschließend eine oder meh-
rere sogenannte Anti-Hormontherapien wie beispielsweise
Tamoxifen oder einen Wirkstoff, der die Produktion des Östro-
gens hemmt – einen sogenannten Aromatase-Hemmer –, und
trotzdem kehrte der Tumor zurück. In der einen Studie erhalten
die Brustkrebspatientinnen nur ZK-PRA, in der anderen Studie
ZK-PRA zusammen mit einem Aromatase-Hemmer. Verlaufen
die Studien erfolgreich, wäre der Wirkstoff auf einem guten
Weg, den Anteil der erfolgreich behandelten Tumore in Zukunft
zu erhöhen, und eine weitere Hoffnung für viele Frauen."

Interessant! Es ist aber noch ein langer Weg, bis das Medikament Brustkrebspatientinnen angeboten werden kann. Es dauert Jahre, bis die Studie an Frauen, bei denen die bekannten Antihormontherapien versagt haben, abgeschlossen werden. Bei positiven Ergebnis werden erst die Studien an Patientinnen in der adjuvanten Situation geplant und initiiert. Sicher werden wir davon nicht mehr profitieren.

Vielleicht findet jemand von Euch mehr Infos zu dieser Studie?

Viele Grüße,
Theophanu
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