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Alt 21.08.2013, 19:43
Ilmarinen Ilmarinen ist offline
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Standard AW: Hodenkrebs: Neuerkrankung und Ratlosigkeit wg. weiterem Vorgehen

Hallo Tauzi,
Tut mir Leid, dass es Dich erneut erwischt hat. Ziemlicher Mist!
In Krankenhäusern und auch bei niedergelassenen Ärzten findet man leider immer wieder Ärzte mit unterschiedlichen Meinungen und auch manchmal Ärzte, die groben Unfug erzählen. Betrachtet man die Leitlinien zur Hodenkrebsbehandlung, ist das damalige Vorgehen völlig richtig gewesen, bei einem Nichtseminom sind 1-2 Zyklen PEB bei gewissen Risikoparametern (z. B. Erhöhten Tumormarkern, Gefässinvasion ins umliegende Gewebe etc.) die richtige Vorgehensweise. Wait & See geht zwar in bestimmten Fällen auch, ist aber gerade bei risikoaversen Menschen nicht optimal. Und einen Onkologen braucht man auch nicht, alle Behandlungen und Eingriffe werden da durch Urologen vorgenommen. Auch wenn die Chemo bei vielen Onkologen genauso gut gemacht werden kann.
Also erstmal keine Gedanken an damalige Falschbehandlung verschwenden. Bei der Frage, wie es weitergeht, würde ich nun aber auch zwingend die Zweitmeinung eines spezialisierten Zentrums einholen oder einholen lassen. Ich weiß nicht, ob man nun einfach zwei weitere Zyklen PEB machen kann - es gibt Höchstwerte, wieviel man von den Medikamenten in Summe erhalten darf, insbesondere beim Bleomycin. Eventuell würde bei Dir ein Wechsel auf PEI richtig sein. Aber dafür ist wichtig zu wissen, welche Tumorart Du jetzt beim anderen Hoden hattest und die dazugehörigen Umstände (Ergebnisse CT, Tumormarker, Gefässinvasion). Wenn Du Glück im Unglück hast und es ein anderer Hodenkrebs ist, im Wesentlichen, falls es ein Seminom ist, brauchst Du vielleicht gar keine Behandlung mehr oder "nur" eine einmalige Gabe Carboplatin. Falls Du die Daten da hast, poste sie mal hier.
Für Dich zwar nicht mehr wichtig, aber für andere hier sicher interessant ist die Frage, ob bei der Ersterkrankung eine Biopsie des zweiten Hodens stattfand und dort TIN-Zellen o. ä. nachgewiesen wurde, die die Wahrscheinlichkeit einer Zweiterkrankung erhöhen.
Zum Thema Endoskopie und Bauchbiopsie - alles Unsinn. Eine RLA wird bei nachgewiesenen Metastasen durchgeführt, sonst nicht. Prophylaktisch wird da seit 30 Jahren nicht mehr operiert. Und endoskopisch gesteuerte Biopsien kann man nur bei vergrößerten Metastasen / Lymphknoten durchführen, nicht einfach so.
Und klar, eine Chemotherapie ist ungesund und kann Spätfolgen haben, aber im Verhältnis zu übersehenen oder nicht nachweisbaren Mikrometastasen, die dann zu Metasasenbildung in Retroperitoneum, Lunge oder Hirn führen, genau das richtige Mittel.
Ganz wichtig für Dich -solange gerade keine Metastasen nachweisbar Organe von Dir befallen, kannst Du in aller Ruhe die notwendigen Gespräche führen, es gibt keine Zeitnot. Ohne den Muttertumor im Hoden wachsen eventuelle Metastasen deutlich langsamer.
Also, führ das Gespräch mit dem Zentrum, Hör Dir an, was Dein Arzt an Zweitmeinung hört und hol Dir eventuell noch eine weitere Meinung selbst von Schrader, Heidenreich oder anderen Fachleuten. Da muss man nur eine Mail schicken und die haben volles Verständnis für Patienten mit einem Rezidiv oder einer Zweiterkrankung.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir alles Güte und viel Kraft für den Mist!
Gruß,
Ilmarinen
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