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Alt 13.06.2004, 12:02
Gast
 
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Standard Lebertumor Mögliche Therapien ????

Hallo Jonas

Zu Dr. Vogl oder Thomas Vogl hab ich leider gar keine Infos gefunden. Die Internetseite, die oben angegeben ist, läßt sich nicht öffnen.
Medine, vielleicht könntest du die Adresse nochmals reinsetzen.

Für Thalidomit hab ich auch lange gesucht und habe als Information nur dies gefunden:

Thalidomid

Thalidomid in der Krebstherapie Thalidomid wurde 1957 nach aus heutiger Sicht wenig umfangreichen Voruntersuchungen als Schlafmittel auf den Markt gebracht. Die kastrophalen Folgen dieses Medikamentes sind bekannt. Als im November 1961 erkannt wurde, daß die Thalidomid-Einnahme durch Schwangere zu schweren Missbildungen der Kinder führte, wurde das Medikament wieder vom Markt genommen. Durch intensive, weltweite Forschungen in den vergangenen 35 Jahren ist eine andere Seite des Thalidomid in das Blickfeld gerückt. Es hat sich unabhängig von der Schlafmittelwirkung gezeigt, daß bestimmte immunologische Erkrankungen besser mit Thalidomid als mit Corticosteroiden behandelt werden können. 1998 erteilte die FDA einer amerikanischen Firma die Zulassung für Thalidomid. Die Zulassung gilt für die sog. Lepra-Reaktion, eine immunologische Begleiterscheinung mancher Lepra-Fälle.
Unter der Annahme einer antiangiogenetischen Therapie haben Singhal et al. (1999) als erste über den Einsatz von Thalidomid im Sinne einer klinischen Phase I-/II-Prüfung bei 84 Patienten mit refraktärem, progredienten, multiplen Myelom berichtet. Thalidomid wurde initial in einer initialen Tagesdosis von 200 mg mit individueller, an Tolerabilität orientierter Dosiseskalation bis zu einer Tmax von 800 mg pro Tag verabreicht. Nach einer minimalen Beobachtungszeit von mehr als 28 Tagen wurde bei 32 % der evaluierbaren Patienten eine objektive Paraproteinresponse dokumentiert. Die Paraproteinresponse ging bei 81 % der evaluierbaren Patienten mit einer Knochenmarkresponse parallel. Nach 12 Monaten lebten noch 58 % der Patienten, 22,5 % waren ereignisfrei. Häufigste, in der Regel moderate Nebenwirkungen waren neurologische Symptome, wie Somnolenz, Schwindel, Verwirrtheit, Koordinationsstörungen und auch gastrointestinale Beschwerden. Im Rahmen einer Aktualisierung der Daten ist die Responsrate bei 180 behandelten Patienten zuletzt mit 36 % angegeben worden. In weiteren Studien wurden Ansprechraten auf eine Thalidomid-Monotherapie bei fortgeschrittenem Myelom zwischen 21 und 67 % berichtet. Die genauen Wirkmechanismen des Thalidomid beim Myelom sind unbekannt. Die Rationale der Behandlung war eine postulierte antiangiogenetische Wirkung, da bei Myelom-Patienten eine vermehrte Formation von Gefäßen im Knochenmark (Angiogenese) zur Beobachtung kommt. Von den Myelom-Zellen können angiogenetisch wirksame Faktoren im Knochenmark produziert werden, die zu einer Zunahme der Knochenmarkneovaskularisierung führen, allerdings konnten Singhal et al. keine sichere Korrelation zwischen der Knochenmarkangiogenese und dem Ansprechen auf Thalidomid feststellen. Weitere, mögliche Wirkungsmechanismen, die diskutiert werden, sind nachfolgend aufgeführt:

1. Thalidomid kann direkt das Wachstum und das Überleben von Myelom-Zellen und Knochenmarkstroma-Zellen durch oxydative Schädigung der DNA inhibieren.
2. Thalidomid kann die Sekretion und die biologische Aktivität von Zytokinen (z.B. Interleukin 6, Interleukin 10 u.a.) inhibieren, die für Wachstum und Überleben der Myelom-Zellen von Bedeutung sind.
3. Thalidomid inhibiert den VEGF (vascular endothelial growth factor) wie auch den bFG (basic fibroblast growth factor). Bei beiden handelt es sich um Angiogenesefaktoren.
4. Thalidomid kann gegen Myelom-Zellen dadurch wirksam sein, daß es die Sekretion von Interferon Gamma und Interleukin 2 durch CD8- und T-Zellen induziert.

Derzeit ist noch unklar, welcher dieser Mechanismen entscheidend für die Aktivität des Thalidomid bei der Behandlung des Myeloms ist. Die Wirksamkeit der Thalidomid-Behandlung bei Patienten mit refraktärem oder relapsierten Myelom läßt den Schluß zu, daß dieses Medikament zur Behandlung der Resistenz nach koventioneller Chemotherapie in Frage kommt. Aufgrund der Wirksamkeit bei fortgeschrittenen Stadien und der niedrigen Toxizität wird Thalidomid derzeit als Einzelsubstanz wie auch in Kombination mit Chemotherapie in verschiedenen klinischen Studien beim multiplen Myelom geprüft. Vergleichbare Daten liegen bei anderen Tumoren derzeit nicht vor. Thalidomid wird von der Herstellerfirma nicht aktiv angeboten, jedoch auf begründete Nachfrage hin abgegeben. Diese Abgabe erfolgt nicht unkritisch, sondern nach Prüfung der anfordernden Institution und der mit dem Präparat zu behandelnden Indikation. Die abgegebene Menge wird minutiös dokumentiert. Diese Dienstleistung von der Herstellerfirma erfolgt derzeit für die Anwender kostenlos. Sie ist gekoppelt an den Gebrauch der Begleitdokumentation, die die Sicherheit des Medikaments gewährleisten soll.

Prof. Dr. med. Erhard Hiller, Medizinische Klinik III, Klinikum Großhadern,Ludwig-Maximillians-Universität, Ringvorlesung vom 27. Juli 2000
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