Thema: An meine Mama
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Alt 24.05.2017, 13:53
Layla2017 Layla2017 ist offline
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Unglücklich AW: An meine Mama

Hallo mein Sonnenschein,

die letzten Wochen waren schrecklich hektisch und ich habe das Gefühl gar nicht mehr zur Ruhe zu kommen. In den letzten Wochen war bei der Arbeit so viel los. Projekte, Messen, das Risk Assessment und nun ist auch noch mein Kollege seit einer Woche krank. Ich habe das Gefühl meine Arbeit vorne und hinten nicht zu schaffen, bin täglich 10 bis 11 Stunden im Büro und lass dennoch einiges liegen wenn ich dann irgendwann Feierabend mache.
Das Wochenende war auch total hektisch. Ich habe eine Torte für Helens Babyparty gebacken, aber dieses Mal war es wirklich schwer und es ist einige schief gelaufen. Aber das weißt du bestimmt, weil du von oben zugeschaut hast. Die Babyparty an sich war schön und am Sonntag waren wir dann auf einem Geburtstag eingeladen. Ich weiß noch genau wie sie dich im Krankenhaus besucht hat und wie sehr du dich über ihre Schwangerschaft gefreut hast.

Papa habe ich seit deinem Geburtstag nicht mehr gesehen. Wir haben dein Grab neu bepflanzt und ich habe dir 2 schöne Engelfiguren und ein Rosengesteck in Herzform aufs Grab gelegt. Danach waren Papa und bei Mc Donalds um dort einen Kaffee zu trinken, so wie ihr beiden es immer getan habt. Ich wusste gar nicht, dass ihr euch dort draußen auf der Terrasse so ein schönes Plätzchen gesucht habt. Papa hat mir noch den Kuchen empfohlen den du so gerne gegessen hast. Dieser leckere Apfelkuchen. Wir haben 2 Stücke davon genommen und natürlich musste ich weinen. Oh man...erst habe ich mich gewundert warum er unbedingt bei McDonalds Kaffee trinken will aber dann habe ich verstanden, dass er dir damit gedenken wollte.
Mama die Zeit vergeht so schnell und ich weiß gar nicht wie wir begreifen sollen, dass du nicht mehr bei uns bist. Ich denke oft an die Zeit von der Diagnose bis zu deinem Tod. Es war alles so unwirklich und ich habe unheimliche Angst vor Weihnachten 2017. Wie sollen wir diese Zeit nur ohne dich überstehen? Wie soll Heiligabend aussehen und was machen wir mit Papa an Weihnachten? Ich habe auf all diese Fragen keine Antwort und hoffe, dass ich bis dahin noch die nötige Kraft finde.
Im Juli werde ich den ersten Geburtstag ohne dich feiern müssen. Auch das wird wahrscheinlich sehr schwer. Hatte überlegt meinen Geburtstag zu feiern, weiß aber nicht ob ich das schaffe. Vielleicht blase ich einen Tag vorher alles ab und bleibe einfach mit Chakib und Layla alleine oder ich komme zu dir auf den Friedhof und wir verbringen den Tag zusammen.

Papa und Adrian sprechen immer noch nicht miteinander. Ich habe versucht beiden klar zu machen, dass es sich wie so oft, wahrscheinlich nur im ein Missverständnis handelt, welches man wahrscheinlich relativ unkompliziert aus der Welt schaffen könnte, aber du kennst die beiden ja und weißt wie unglaublich stur sie sein können. Ich weiß nicht, ob die sich jemals wieder einkriegen. Papa meldet sich nach wie vor so gut wie gar nicht bei mir. Wenn ich nicht anrufe oder schreibe kommt gar nichts von ihm. Anscheinend lebt er gerne in unserem ehemaligen Kinderzimmer. Das Wohnzimmer betritt er so gut wie überhaupt nicht und das Schlafzimmer nutzt er auch nicht mehr. Wahrscheinlich hat er auch noch nicht bei der Wohnungsgesellschaft Bescheid gesagt, um sich nach einer kleineren Wohnung im gleichen Haus zu erkundigen. Ich weiß nicht wie wir mit Papa umgehen sollen. Er war schon immer ein seltsamer Kautz aber seitdem du nicht mehr da bist hat er sich total verändert, möchte nur noch alleine sein, drückt sich ganz schön unsensibel aus und ist total eigen.
Er regt sich schon immer auf, wenn er mal mit Benni Angeln gegen muss. Er hat doch sonst nichts zu tun, geht nicht mehr arbeiten und hat keine anderen Verpflichtungen. Dennoch ist ihm jeder Aufwand für einen anderen Menschen zu viel und er möchte einfach sein eigenes Ding machen.

Gestern Abend habe ich mal darüber nachgedacht wie es denn wäre wenn Chakib und ich Kinder kriegen. Das arme Kind hätte nur noch eine Großmutter in Marokko und einen seltsamen Opa in Deutschland, der sich wahrscheinlich gar nicht für das Kind interessieren würde. Laura und Jonathan sind ihm ja auch mehr oder minder egal.
Als du noch gelebt hast wollte er sie nicht einmal besuchen fahren. Manchmal verstehe ich einfach nicht was mit diesem Mann los und oder was passiert ist, das ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Und ich verstehe nun was du über ihn geschrieben hast. Wie hast du es nur die ganzen Jahre mit ihm ausgehalten? Ich könnte das nicht, aber du hattest ehrlich gesagt auch keine andere Wahl. Durch deine ganzen Krankheiten und diese schlimmen Depressionen hattest du nie die Möglichkeit richtig arbeiten zu gehen und auf eigenen Beinen zu stehen.

Mama es tut mir leid, dass ich mich in den letzten 1,5 Jahren vor der Diagnose von dir distanziert habe, aber diese Position die zu mir damals zugeschrieben hast, war leider falsch. Ich hatte immer ein offenes Ohr für dich, war aber dennoch die falsche Ansprechpartnerin wenn es um Probleme zwischen Papa und dir ging.

Mein Schatz, ich muss leider wieder arbeiten. Weiß nicht wann ich heute aus dem Büro komme.
Mama ich liebe dich unendlich und kann nicht in Worten ausdrücken wie sehr du mir fehlst.

Deine Myszka
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