Einzelnen Beitrag anzeigen
  #821  
Alt 23.06.2005, 08:22
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Krankheitsverlauf bei einem Glioblastom

Liebe Hella,

ja, wie es weiter geht.

Der Verlauf ist bei jedem anders. Jürgen kam aus dem Krankenhaus zurück und die Ärzte sagten noch wenige Wochen. Er konnte jeden Tag weniger, nach einer Woche konnte er sein Bett nicht mehr verlassen. Bald fingen die Probleme mit dem Essen an, der Schluckreflex war gestört, und ich mußte mich damit abfinden, daß er keine künstliche Ernährung wollte. Dann gab es auch Probleme mit dem trinken, also verminderte Flüssigkeitabgabe über die Bauchdecke. Dann konnte er seine Medikamente nicht mehr nehmen. Umstellung von Tabletten auf Saft, dann nur noch Tavor-Plättchen. Cortison wurde nicht gegeben, weil es das ganze verlängert hätte - das hätte Jürgen nicht gewollt. Er hat sehr früh seine Sprache verloren, die Verständigung war nur noch über Handdrücker und Augenzwinkern möglich.

Beusch hatten wir in der ersten Zeit sehr viel, es ist mir fast zuviel gewesen. Jürgen hat dann immer mehr geschlafen, war nicht mehr richtig wach und in den letzten 2 - 3 Wochen wollte ich keinen Besuch mehr. Jürgen hätte es auch nicht mehr gewollt.

Der Pflegedienst kam am Anfang nur morgens zur Grundpflege, als Jürgen die 500 ml Infusion bekam, kam der Pflegedienst auch Abends. Als sich Schmerzen einstellten bekam Jürgen Morphium, auch über die Bauchdecke. Dann gab es Schwierigkeiten mit dem Abhusten des Schleims, also mußte abgesaugt werden und der Pflegedienst kam 3 x am Tag.

Er war nur eine Woche Nachts unruhig, ich sagte ihm immer, daß ich da bin, bei ihm, so wie es sich für mich gehört. Wir hatten nur in der ersten Hälfte der Nacht Schwierigkeiten die richtigen Lage finden, bequem zu liegen, das Husten möglich leicht zu machen.

Während der letzten 8 Wochen hatte Jürgen 3 Krampfanfälle, diese konnten mit Tavor abgeschwächt werden. Vom Pflegedienst kam oft der Hinweis, daß es jetzt nicht mehr lange geht. Aber Jürgen hat sich für seinen Weg entschieden und alle waren erstaunt, daß er noch so lange da war.

Für mich war es eine Zeit des Zulassens, nicht groß nachdenken, jeden Tag so nehmen, wie er kommt. An danach zu denken machte für mich wenig Sinn.

Jetzt ist für mich danach und jetzt frage ich mich wie jetzt weiter. Eine Antwort habe ich noch nicht gefunden. Da gibt es wohl auch keine allgemeine Antwort. Wir alle Zurückgebliebenen müssen uns zurecht finden, in diesem anderen, so leeren Leben.

Hab keine Angst was kommt, Deinem Mann kann bei den Schmerzen geholfen werden und so bitter wie es ist, aber machmal ist der Weg klar und man muß es zulassen. Denke an danach, wenn es soweit ist, nicht schon jetzt.

Liebe Grüße Bruni
Mit Zitat antworten