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Alt 16.02.2010, 07:26
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Prostata - Rezidiv Knochenmetastasen Lymphom

Hallo, tapsi.
Diagnosen bezüglich der zu erwartenden Lebensdauer sind Spekulationen, auf die man sich nicht einstellen sollte. Sie bringen auch nichts.

Mein Papa hatte auch ein Prostata-Ca mit Metas an der Wirbelsäule und im Beckenbereich. Auch er bekam Bestrahlungen und dann ein Medi zur Stärkung der Knochen. Der Name fällt mir grade nicht ein, ist ein sehr bekanntes Medi.

Bei meinem Papa, der auch eine Total-OP hatte - soviel dazu, wenn man denkt, dass danach eigentlich kein Rezidiv kommen kann -, bekam noch einen Blasentumor, der die Wege in die Nieren versperrte. Der Urin konnte nicht mehr ablaufen, Papa bekam eine Kaliumvergiftung und wurde total wirr. Bevor der Notarzt kam, fiel er in ein Koma.
Im Krankenhaus sagte man, dass er - wenn wir einer vorhandenen Patienverfügung nachkommen würden - dann hinüberschlafen würde. Da Papa zu diesem Zeitpunkt noch keine PV hatte, bekam er eine Kurzzeit-Dialyse. 1 Tag später folgte die lebenswichtige OP - er bekam ein Nephrostoma gelegt, ein künstlicher Ausgang von den Nieren über 2 kleine Schläuche am Rücken, die in Beinbeutel den Urin ansammelten.
Diese letzte OP mit den vermalledeiten Schläuchen nahm meinem Paps seine letzte Männlichkeit: er wurde immer kraftloser und konnte kein Auto mehr fahren. Die Schläuche mussten alle 4 Wochen erneuert werden - eine schmerzhafte Prozedur, wobei leider nicht immer betäubt wurde. Zwischendurch lösten sie sich auch mal durchs Sitzen und Liegen. Das bedeutete wieder Notarzt und Klinik und Schmerzen beim Wechseln.
Aber das war seine Chance zum "Weiterleben". Wie er dieses Leben allerdings empfand, wussten wir nicht. Wir waren nur froh, dass er bei uns war.

Ein Ärztegespräch während seines letzten Krankenhaus-Aufenthaltes bestätigte leider unsere Vermutungen: die Chemo hat mehr verschlimmert als verbessert.
Aber die Chemo war ein Hoffnungsschimmer für meinen Papa, auch für meine Mama und uns Kinder. Das war der einzige Strohhalm, an den wir uns klammern konnten...

Mein Papa hatte viele Schmerzen, die er uns aber nicht so zeigte. Wie sie halt so sind, die Papas...
Seine Knochenschmerzen müssen unerträglich gewesen sein. Wenn man bedenkt, man muss einen permanenten Schmerz aushalten und will immer noch relativ gute Miene für seine Lieben zeigen... Meine Güte, wie viel Kraft kostet das den lieben Menschen, sich so anzustrengen, um sich nichts anmerken zu lassen... Unvorstellbar.

Wir haben alles so erlebt, wie auch annetteh schrieb. Nach dem Motto:
Zitat:
Schön, dass es Dich gibt. Ich freue mich an jeder Gesichts- und Gemütsregung, weiß ich doch, mein Familienmitglied, mein Freund ist noch bei mir, spürt seine Lieben um sich und reagiert darauf. Und wir spüren sein Vertrauen, unterstützen seine Hoffnung, glauben mit ihm, dass es doch noch gelingt, ihn noch lange bei uns zu behalten.
Ich wünsche eurem Freund alles Gute, viel Kraft und Mut, seinen Weg mit Hilfe seiner Familie und Freunden wie euch zu gehen.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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