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Alt 14.07.2009, 15:55
ernsti ernsti ist offline
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Standard AW: Dysplasie erst im 2. Anlauf komplett rausgeschnitten - Problem?

Hallo Ulli,

das Thema Teil- bzw. Shavebiopsien von malignen Tumoren bzw. Präkanzerosen wurde bisher schon kontrovers diskutiert.
Allerdings ist es so wie Babs ja bereits erwähnt hat in einigen retrospektiven Studien erwiesen das sich die Prognose von Patienten bei denen nur ein Teil des MM entfernt wurde keinesfalls verschlechterte. In den USA ist die Biopsie von malignen Hautläsionen immer noch weit verbreitet. Natürlich ist es in Hinblick auf die g Beurteilbarkeit wie z.B. Tumordicke, Clark Level und Ausdehnung unstrittig sinnvoll einen Tumor "in Toto" zu entfernen.

Hier noch ein kleine Literaturrecherche Teilbiopsie bösartiger Tumore

In Abhängigkeit von Größe und Lokalisation des Tumors sowie der klinischen Diagnosesicherheit ist eine primäre Exzisionsbiopsie nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel kann ein großes, solides Basalzellkarzinom im Gesicht von einem fibrosierten Naevus oder einer rupturierten Zyste vorgetäuscht werden und ein Melanom von einer seborrhoischen Keratose. Die primäre Exzision mit plastischer Defektdeckung käme in solchen Fällen einem Behandlungsfehler gleich.

Zur Diagnosesicherung können daher Teilbiopsien erforderlich sein, die bei oberflächlichen Tumoren als Shave-Biopsie und bei tief reichenden Tumorenals Stanzbiopsie oder als Spindelbiopsie mit dem Skalpell erfolgen sollten. Dies gewährleistet in den Biopsaten einen möglichst großen Tumoranteil bei möglichst geringer Menge umgebenden Gewebes. Tiefe Biopsien sind angezeigt, wenn die Tumoren klinisch als Knoten imponieren und die untere Hälfte der Dermis zu infiltrieren scheinen (Keratoakanthome, MerkelzellKarzinome etc.). Tiefe Biopsien sind auch in Regionen mit besonders dickem Epithel vorzuziehen, besonders an Handinnenflächen und Fußsohlen, wo durch oberflächliche Shave-Biopsien häufig nur die Hornschicht erfasst wird.(2) Bei großen ulzerierten Prozessen sollte eine Spindelbiopsie aus dem Ulcusrand durchgeführt werden, möglichst senkrecht zum Ulcus unter Einbeziehung kleiner Anteile von Ulcus und umgebender Haut.

Shave-Biopsien empfehlen sich in Frühstadien epithelialer Tumoren (z.B. Morbus Bowen, solare Keratose). Auch bei Teilbiopsien maligner Melanome geht es darum, einen möglichst großen oberflächlichen Tumoranteil zu erfassen, da die für die histopathologische Diagnose entscheidenden Veränderungen im Epithel zu finden sind (u.a. Melanozyten in höheren Epidermislagen, Konfluenz von junktionalen Nestern, unterschiedliche Größe und Form junktionaler Nester, unscharfe Begrenzung durch Einzelmelanozyten in der Peripherie). Wenn Melanome zur Diagnosesicherung nicht vollständig entfernt werden können, bietet sich also eine breite Shave-Biopsie unter Einbeziehung eines seitlichen Tumorrandes an. Die früher gehegte Befürchtung, eine Teilbiopsie könne die Prognose des Melanoms verschlechtern, wurde in zahlreichen Studien schlüssig widerlegt.(13) Dennoch sollten Shave-Biopsien bei Verdacht auf Melanom nur in Ausnahmesituationen erfolgen, da die Beurteilung des Gesamtaufbaus eines Pigmentzelltumors für die Diagnose wichtig ist.(2)

Stanz-Biopsien haben bei oberflächlichen Tumoren im Vergleich zur Shave-Biopsie den Nachteil, dass bei gleichem Biopsievolumen deutlich weniger Tumor erfasst wird. Stanzen aus einem Pigmentzelltumor sind für eine sichere Diagnose häufig unzureichend. In einer retrospektiven Untersuchung von 1784 Teilbiopsien maligner Melanome fand sich nur bei 32% der Stanz-Biopsien genug Material für eine definitive Diagnose, während dies bei 86% der Shave-Biopsien der Fall war.(21) Bei Stanzen aus dem Zentrum eines oberflächlichen Basalioms kommt es sogar vor, dass sich aufgrund der unregelmäßigen Ausbreitung und fokaler Regressionszonen gar kein Tumor darstellt. Auch der Gebrauch des scharfen Löffels ist bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor wegen der Fragmentierung des Gewebes nicht zu empfehlen. Werden bösartige Tumoren dennoch kürretiert, sollte das Stratum papillare miterfasst werden, damit z.B. bei solaren Keratosen ein invasives Wachstum mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Bei Verwendung der scharfen Ringkürette ist dies in der Regel gewährleistet.


Quelle:
Stiefel Laboratorium GmbH
Mühlheimer Straße 231
63075 Offenbach am Main
Deutschland

Viele Grüsse

Micha

Geändert von ernsti (14.07.2009 um 19:54 Uhr) Grund: Quellenangabe fehlt. Bitte noch einfügen, dann mache ich das Zitat sichtbar. Danke schön
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