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Alt 06.02.2007, 00:24
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Amba Amba ist offline
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Registriert seit: 08.11.2006
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Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ihr Lieben,

ich erinnere mich: als ich voriges Jahr schon OP und Chemo hinter mir hatte - alles mit rel. erhobenem Kopf (Zitat "ich laß mir doch von Krebs nicht die Laune verderben..!"), auch wenn ich Schweine-Nebenwirkungen hatte! - traf ich einen alten Freund, der ca. 4 Jahre vorher seine Frau an BK verloren hatte. Unbedacht entschlüpfte ihm, daß sie auch alles hinter sich hatte: OP, Chemo, Bestrahlung..der ganze Strunx! Und ein Jahr später war sie dann doch tot.

Ich konnte noch genau einen halben Tag so tun als ob nichts sei......dann brach ich zusammen! Die Todesangst, die ich so erfolgreich vermieden hatte, holte mich endlich ein! Zwei Tage und zwei Nächte schüttelte es mich! Entweder war ich am Heulen, oder apathisch. Ich glaube ich begriff da zum ersten Mal, daß ich wirklich sterben könnte!

Am dritten Tag wachte ich morgens auf - nach einer besch... Nacht - und merkte, daß was fehlte. Das Gefühl der Angst war weg. Es war einfach nicht mehr da. Für mich hab ich entdeckt, daß auch diese Angst "nur" eine Illusion ist. Ich konnte das Gefühl nicht aufrechterhalten, weil mir die Sinnlosigkeit dieses Gefühls bewußt wurde. Denn: ich könnte jeden Tag meines Lebens in Todesangst verbringen, da ich eigentlich immer - mal mehr, mal weniger - in Todesgefahr schwebe! Oder? Weiß ich, woran ich sterbe? Nein; das Leben endet in jedem Falle mit dem Tode. Und ich weiß nicht, wann.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich weiß es nicht. Im Idealfall denke ich manchmal: danke! Ich lebe! Und leider vergesse ich zu oft, zu danken. Ja, ich möchte noch ein bißchen hier bleiben. Ich hab Kinder. Die brauchen mich noch eine Weile. Mein Mann würde wohl sehr - zu - lange alleine bleiben, wenn ich ginge. Ich hab noch so viel vor...

Und deshalb bete ich, daß mir heute nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Und daß mich morgen bitte kein Bus überfährt. Und daß ich übermorgen keine Malaria kriege.....

Aber warum sollte - vom Universum aus betrachtet - ich unbedingt erhalten bleiben, aber jede Menge Kinder in Südafrika an Aids sterben? Und so weiter, und so weiter...

Es bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als zu lernen, jeden geschenkten Tag bewußt zu erleben, sich zu bedanken, nicht auf morgen zu warten, sein Potential zu entfalten, das Leben zu LEBEN, solange es DA ist! Es wird enden. Eines Tages. Und nicht alle von uns werden alt. Mein kleiner Bruder starb mit sechs Wochen. Meine erste Große Liebe mit 19 Jahren. Mein Schwiegersohn hat einen Gehirntumor. Leid ist in der Welt und doch ist das Leben wunderbar! Wenn wir es leben!

Alles Liebe, Amba
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