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Alt 22.05.2012, 10:29
Canaris Canaris ist offline
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Standard AW: Gabi Nemeth , geboren august 68 verstorben august 2011

Nun fängt der intensivster „vor einem Jahr“ Zeit an.
Bis jetzt vor einem Jahr ging es dir recht gut.

Der Tatsache dass du eine Palliativpatientin warst und dein Prof. gesagt hat, dass du noch in diesem Jahr sterben würdest, hattest du auf unfassbarer Art & Weise in deinem Leben integriert. Du hattest dich mit deine Schläuche & Sackerln abgefunden, und hattest noch Hoffnung mittels alternativer Wege doch noch dein Schicksal zu entkommen.

In März warst du am Kahlenberg bei dieser brasilianischer Wunderheiler. Du und noch 10.000 Anderen. Er hatte aber dich auserwählt für ein privater Sitzung und dort hattest du dann ein Gott-Nah Erlebnis.

Alleine beim nacherzählen bekam sogar ich Gänsehaut. Du warst vollkommen aufgelöst und glückselig. Egal was es gewesen sein mag, es hatte Dir endgültig sowohl im Glauben gestärkt, als auch der Angst für dein wahrscheinlicher Tot genommen.

Ab dann hast du intensiv mit Heilern gearbeitet und ich habe dich so oft wie es ging begleitet.
Irgendwann kam dann der Wunsch um nach Lourdes oder Medjugorje zu fahren. Wir entschieden uns für Medjugorje.

Mein Bruder war vor einiger Zeit bei mir und wir haben geredet über den glücklichsten Tag im Leben und er konnte darauf kein Antwort geben.
Ich schon. Ich weiß es. Der Tag in Medjugorje.

In sich natürlich vollkommen absurd. Ich für mein Teil wusste, dass du es nicht schaffen würdest. Dein Glauben hat für uns beiden leider nicht gereicht, aber ich bin weit mit Dir gegangen und ich wollte dich in allem Unterstützen. Habe auch mit dir gebetet, aber trotz allem…. mir war klar dass du es nicht schaffen würdest … und trotzdem oder vielleicht eben deshalb, wurde dieser Tag der schönster meines Lebens.

Wir blieben eine Nacht in Dubrovnik. Ein Wahnsinnshotel und ein wunderschöner Abend . Ohne die Kinder…. Es war wie früher. Händchenhaltend durch die Innenstadt. Eis gegessen am Hafen. Schlechtes aber romantisches Dinner auf einem schönen Platz.

Am nächster Tag die Autofahrt nach Medjugorje. Beiden wussten wir nicht was uns dort erwarten würde. Abenteuer. Knistern. Erwartung. Hoffnung….. über alles Hoffnung…. Vielleicht doch..?
Medjugorje ist für jeder der dort hingeht erst mal ein schock. Pott- und potthässlich mit lauter Souvenirbudden und grauenhafte Hotels. Also zuerst einmal enttäuschung. Nachdem wir eingechecked haben sind wir zur Kirche gegangen , wo du ca 2 Stunden meditiert hast und ich draußen gesessen bin und in ein Art Vakuum auf dich gewartet habe. Wir sind etwas essen gegangen und langsam aber sicher hat der Magie von Medjugorje angefangen zu wirken. Es ging uns auf einmal sehr gut. Wir haben viel gelacht und irgendwie gelöst.

Am nächsten Tag, DER TAG, sind wir zuerst zur Messe gegangen. In Medjugorje überherrschen leise Töne. Tausende von Menschen bei der öffentliche Messe und alles sehr leise, ehrfürchtig und in sich gekehrt. Viele Menschen die weinen, und überall spürst die Spannung, Spiritualität und Hoffnung. Ausnahmslos Gutes.

Du hattest enorm dicke Beinen bekommen und konntest leider nicht mehr sehr gut gehen. Trotzdem sind wir dann gemeinsam, sehr langsam den Erscheinungsberg hinauf gegangen. Ein Wunder. Du hast durchgehalten. Totkrank mit enorm dicken Beinen und kein Wanderweg, sondern ein felsiger, steiniger Berg den wir hinauf müssten. Oben angekommen reinster Glückseligkeit. Du warst so stolz es geschafft zu haben. Dort an der Erscheinungsstelle sind wir dann einer Stunde verharrt, nur leider müssten wir wegen eines aufziehenden Unwetters runter.

Wir sind dann am Abend wieder schön essen gegangen und zur Mitternachtsmesse gegangen der in sich wie eine mystischer Feier der Muter Gottes atemberaubend war. Vielleicht habe ich es so erlebt, weil wir so unglaublich berührt von dem Tag als ganzes waren.

Viele viele Pilger haben dann noch am Wegerand eigenen kleinen Messen abgehalten und immer wieder in unzählige Sprachen das „Sei gegrüßt Maria“ gebetet. Am Ende habe wir es auf Italienisch mitbeten können, weil das italienische Omnipräsent war.

Am nächsten Tag dann der ganz großer Depression bei Dir.
Das Wunder, welches du gebraucht hattest, hatte es nicht gegeben. Das hast dem Tag realisiert. Auf dem Weg zurück zur Dubrovniker Flughafen wurdest du immer stiller, im Flugzeug dann wirklich traurig. Der Tag zuvor sollte der letzte glücklicher Tag deines Lebens gewesen sein.

Am nächsten Tag, Montag, mussten wir zur Professor und der hat dann vollendet der Stecker aus deinem Hoffnungsweg gezogen.

Er hatte recht, aber es war grausam.
Er hat uns klar gemacht dass , so weit er es einschätze, es nicht mehr lange dauern wird und wir sollten anfangen hierüber zu reden. Wir sollten mit die Kinder reden und Vorkehrungen treffen. Auf deinem Einwand, du wolltest warten bis du spürst dass es zur Ende geht hat er wohl wissend gesagt „Dass wenn du was spürst es zu spät ist. Du würdest an Organversagen sterben und dies würde unvermittelt einsetzen und wahrscheinlich sehr schnell zum Koma führen. Es wäre dann zu spät um mit die Kinder zu reden“.

Du musstest ins KH bleiben und ich habe gleich an dem Abend das bis dahin normale Leben unserer Kinder vernichtet. Wie erzählt man ein 9 und 6 Jähriger dass das bis Dato wichtigstem in Ihrem Leben , die Mutter, bald sterben wird? Ich dachte sie würden es ahnen .... dies war aber nicht so....... Ich habe sie in Einzelgespräche in unterschiedliche art und Weise gesagt dass du wahrscheinlich bald sterben wirst…… Es sind diese Momente die ich in mein eigener Tot mitnehmen werde. Der Verzweifelung von vor allen Florian war einfach vernichtend.

Zwischen uns hat sich ab dann auch alles geändert. Auf einmal war Sprachlosigkeit zwischen uns. Auf einmal wusste ich nicht mehr was ich sagen sollte und du wolltest überhaupt nicht mehr reden. Du hast dich in dich zurück gezogen und hast auch enorm schnell körperlich abgebaut.

Wir haben noch Filme gemacht für die Jungs. Monologe von Dir in welcher du über deine Jugend redest, über deine Wünsche und über dein bevorstehender Tot. Wir wollten 6 oder 7 Stück machen, es wurden nur 3 weil dein Professor mit allem recht hatte. Es ging dann sehr schnell.

Wir sind noch auf Urlaub gefahren aber das war grenzwertig. In Kärnten zum Bauernhof wo du all deine Jugendurlaube verbracht hast. Von diesem Fleck wolltest du Abschied nehmen und da kam tatsächlich noch so etwas wie Glück in dir hinauf.

Bald lagst du aber im Wohnzimmer auf ein RK Bett und sehr schnell lagst du im besagten Koma.
Am 30 August bis du dann verstorben. Ohne Angst... zuversichtlich auf was kommen würde... mit die Mutter Gottes an deiner Seite..
Am 30 August hat unser leben aufgehört.

Gabi , liebling...... ich vermisse dich so abgrundtief.
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Mein Gabi .
Gebärmutterhalskrebs mit ein Beckenwandrezidiv

Geändert von Canaris (24.08.2012 um 17:00 Uhr)
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