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Alt 21.04.2017, 16:07
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Sterbebegleitung oder schon Sterbehilfe im Hospiz?

Hallo,

meine Ma war auf einer Palliativstation, die sich auch rührend gekümmert hat.
An diesem Donnerstag, der das Ende einläutete, hatte sie morgens KG und die Physios haben sich große Mühe gegeben, haben sie hingestellt und anschließend so gesetzt, dass sie frühstücken könnte.
Das hat sie dann auch gemacht, Brötchen und einen Tee gab es.
Davon war sie so geschafft, dass sie das Mittagessen verschlafen hat.
Sie bekam es am späten Nachmittag und hat wieder gut gegessen.
Nachts hatte sie dann Blut im Stuhl und die Rasselatmung war morgens da.
Das war dann der Freitag, an dem uns die Ärztin sagte, dass sie sich auf den Weg macht. Wir sollen uns soviel Morphin holen, wie wir verantworten können.
Viermal am Tag gab es Novalgin. Sie hatte noch einen Zugang.
Ich besprach mit dem Arzt, dass wir die Flüssigkeit einstellen, nur noch das Lösemittel vom Novalgin und wenn sie zu Trinken verlangt.
Der Arzt von Freitag sprach auch davon, dass jeder Tropfen das Leid verlängert.
Wir bekamen eine kleine Sprühflasche, in die wir geben könnten, was sie mochte. Mein Bruder holte dann ihr Altbier. Sie nahm es geradezu gierig, aber schluckweise wollte sie es nicht, sondern gesprüht.
Sie hatte nur noch Minutenweise Wache Momente.
Am Samstag hatte sie kaum noch welche, obwohl sie nur zwei Morphinspritzen bei Unruhe bekommen hat. Sie war nicht mehr fähig, sich zu bewegen. Beim Lagern machte sie Bewegungen wie ein Säugling, der erschreckt wird. Das ist ein Reflex, keine gezielte Reaktion mehr.
Sie schluckte ihren Speichel nicht mehr, so dass sie ein Speichelunterdrückendes Pflaster bekam. Das half.
Sonntags starb sie. In der Nacht gab es nochmal eine Spritze, aber die war zu lange her, um ihr in den letzten Sekunden noch zu helfen.
Ich frage mich andersherum, ob wir sie nicht noch viel mehr hätten "abschießen" (bitte entschuldigt den "Schwesternslang, er trifft es aber) sollen, ihr zuliebe.
Ich weiß nicht, ob sie hinter der Schwäche nicht schreckliche Angst erleiden musste, was mit ihr geschieht, oder doch Schmerzen hatte, obwohl sie sie zu wachen Zeiten immer verneint hatte.
Sie hat mit dem Arm gerudert, sagt mein Vater, daraufhin ist er an ihr Bett und hat die Hand eingefangen und festgehalten und dann war es auch schon vorbei.
Wäre es nicht besser gewesen, sie wäre einfach sediert entschlafen, hätte ihn nicht kommen sehen?
So fragt man. sich, je nach Perspektive, eigentlich immer dieselben Fragen, was wäre besser gewesen und hätte man anders handeln können?
Ich denke, wir könnten nicht loslassen und haben sie deshalb so wach wie möglich gehalten, haben vom Angebot der Ärzte nur den nötigsten Gebrauch gemacht, um sie vielleicht nur eine Stunde oder auch nur eine Minute länger im Leben zu halten. Stand uns das zu?

Geändert von Clea (21.04.2017 um 16:09 Uhr)
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